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Schule: Edel, stark und trotzdem sparsam

Jaguar baut erstmals einen Diesel in seine Oberklasse ein und will dies in Zukunft bei allen Modellreihen anbieten

Ein großer Jaguar XJ mit einem Dieselmotor – noch vor wenigen Jahren galt allein der Gedanke an ein solches Auto als geradezu abwegig. Denn der typische Jaguar-Motor war ein großer sanft schnurrender Benziner mit mindestens sechs, besser acht und – bis Mitte 1997 – sogar zwölf Zylindern. Doch längst haben moderne direkt einspritzende Turbodiesel auch die Luxusklasse erobert.

Allein in Deutschland hat inzwischen die Hälfte aller neu zugelassenen Luxuslimousinen einen Diesel unter der Haube. Und den wird man künftig auch im großen Jaguar XJ finden. Im September bei der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt am Main hat der XJD Premiere und erscheint auch gleich bei den Händlern. Und er wird die bislang auf Benziner eingeschworene XJ-Gemeinde kaum weniger überraschen als die Fachleute bei ersten Probefahrten.

Das ist doch kein Diesel, war die erste spontane Reaktion, als der XJD angelaufen war und zum ersten Mal Gas gegeben wurde. Seine Maschine lief so leise, erinnerte so an die bislang angebotenen Benziner, dass alle erst einmal verunsichert waren. Und dann mit jedem gefahrenen Kilometer, war der XJD immer überraschender. Nach ein paar Stadtstraßen – mit Erreichen der Autobahn – mussten alle Testfahrer aufpassen, nicht das Tempolimit zu überschreiten. Denn schon der leiseste Tritt aufs Gaspedal ließ den XJD so leichtfüßig Tempo gewinnen, dass das Auto die 8,2 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100 locker schafft und dem spritzigen Motor die maximal 222 km/h glauben mag, obwohl das Ausfahren trotz freier Strecke nicht erlaubt war.

Stattdessen ließen die folgenden Landstraßenkilometern die enorme Durchzugskraft des 2,7-Liter-Biturbos erfahren, der maximal 435 Nm auf die Kurbelwelle stemmt, von denen 80 Prozent bereits bei nur 1500/min verfügbar sind. Diese Kraft macht flotte Überholmanöver zum Kinderspiel und lädt auf kurvigen Strecken zu einer sportlichen Gangart ein. Dabei kann neben dem Motor auch das Fahrwerk mit seiner Luftfederung und dem adaptiven Dämpfungssystem CATS (Computer Active Technology Suspension) zeigen, was in ihm steckt. Obwohl der neue Diesel mit 152 kW (207 PS) der kleinste V6 im Motorenprogramm des Jaguar XJ ist, zeigte er sich dem 3,0-Liter-V6-Benziner mit 175 kW (238 PS), der in 8,1 Sekunden Tempo 100 und maximal 233 km/h erreicht, absolut ebenbürtig – und er flüstert kaum lauter als dieser.

Die ersten Kilometer am Steuer des XJD beantworteten zugleich jene Frage, ob der 2,7-Liter-Diesel, der bereits im S-Type eingesetzt wird, für den großen XJ zu klein ist. Er ist es nicht, wobei dem größeren Modell zugute kommt, dass es dank der komplett aus Aluminium gefertigten Karosserie ein Leichtgewicht ist, dass mit dieser Maschine dem kleineren S-Type problemlos davonspurtet.

Mit Blick auf die Konkurrenten würde dem Jaguar XJ auch ein noch stärkerer Achtzylinder-Diesel gut zu Gesicht stehen. Und ein solches Modell wird es demnächst auch geben. Aber für einen ersten Einstieg in die für Jaguar in der Oberklasse vor kurzem kaum vorstellbare Diesel-Welt ist der Motor ausreichend.

Das gilt nicht nur für dessen Leistungspotenzial, sondern auch für seine Technik. Der gemeinsam mit Ford und PSA Peugeot Citroen entwickelte und unter anderem auch im Peugeot 607 eingesetzte Vierventiler mit zwei Turboladern mit variabler Turbinengeometrie und modernsten Common Rail hat besonders schnell schaltende Piezo-Injektoren, mit denen sich die Einspritzung optimal steuern lässt. Da ein wartungsfreier Partikelfilter zur Serienausstattung gehört, erfüllt der XJD die Abgasnorm EU4.

Bestens mit dem kräftigen Diesel harmoniert das zur Serienausstattung des Jaguar XJ gehörende Sechsgang-Automatikgetriebe von ZF, wie es unter anderem auch BMW einsetzt. Besonders positiv schlägt zu Buche, dass Jaguar bei seinem ersten Diesel in der Oberklassse auch bei der Motorlagerung neue Wege geht. Denn erstmals in der Branche werden elektronisch gesteuerte aktive Motorlager eingesetzt, die die Motorvibrationen im Leerlauf zu 90 Prozent absorbieren. Auch ein doppelwandiges Motorraumschott und die nun bei allen Jaguar XJ laminierten Front- und Seitenscheiben tragen dazu bei, dass der XJD so leise und kultiviert ist, dass man ihm den Diesel akustisch nicht anmerkt.

Mit dem XJD bietet Jaguar in der Oberklasse künftig eine typisch britische Alternative zu den etablierten Dieseln von Audi, BMW und Mercedes. Mit beheizbaren Sitzen vorn und hinten aus edlem Leder, einem elektrisch verstellbaren griffigen Leder-Holz-Lenkrad und Applikationen aus poliertem Walnusswurzelholz bietet er eine klassische britische Atmosphäre. Eine allerdings, die sich offen zeigt für alle heute zur Luxusklasse gehörenden Techniken. So gibt es ein modernes DVD-Navigationssystem, eine Bluetooth-Schnittstelle für das Mobiltelefon, eine Sprachsteuerung für Klimaautomatik, Audio- und Navigationssystem und auf Wunsch auch ein Multimedia-Entertainmentsystem mit Monitoren in den Rückseiten der Vordersitz-Kopfstützen.

In der Sicherheitsausstattung ist der XJ auf der passiven Seite mit Front-, Seiten und Windowbags sowie Sitzpositions- und Sitzbelegungssensoren ebenso komplett wie auf der aktiven Seite mit ABS mit Bremsassistent, Traktionskontrolle und der Fahrdynamikregelung DSC. Auch eine Reifendruckkontrolle und ein Geschwindigkeitsbegrenzer gehören künftig zur Ausstattung des XJ.

Mit 61100 Euro ist der Jaguar XJD künftig in der Classic-Version das Einstiegsmodell in die XJ-Familie. 62450 Euro kostet die edler ausgestattete neu eingeführte Executive-Version. Top-Modell ist der XJR mit 4,2-Liter-V8 mit 291 kW (395 PS) für 90000 Euro.

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