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Auch Norwegen kann sich nicht ganz von der Welt isolieren.

© ARD Degeto/Maipo Film/Viaplay Group

TV-Dystopie „Die Festung“ im Ersten: Ganz Norwegen ein Knast

In einer norwegisch-deutschen TV-Serie schottet sich das skandinavische Land angesichts globaler Krisen komplett ab. Das Wunschbild eines gelobten Landes verkehrt sich dabei rasch ins Gegenteil.

Die Reaktionen der Länder auf globale Krisen können sehr unterschiedlich ausfallen. Dänemark ging während der Corona-Pandemie schneller als andere in den Lockdown, lockerte die Maßnahmen wegen seiner hohen Impfquote aber früher – und galt vielen darum als Vorbild. In der siebenteiligen Near-Future-Serie „Die Festung“ (ARD, erste vier Folgen 12. April ab 23:50 Uhr, restliche Episoden 13. April ab 0:35 Uhr, ab 12.4. in der ARD-Mediathek) wird hingegen Norwegen zum gelobten Land. Mit einer rigorosen Abschottungspolitik stemmt sich das skandinavische Land scheinbar erfolgreich gegen die weltweiten Krisen.

An der einst offenen Grenze steht eine hohe Mauer. Schwer bewaffnete Soldaten lassen nur jene Flüchtlinge hinein, die dem Land als Arbeitsmigranten nützlich sind. Die Norweger führen ein Leben ohne sichtbaren Verzicht: Die Energieversorgung ist dank Gas- und Ölvorkommen sowie Wasserkraft gesichert, die Lebensmittelversorgung wird vor allem durch Norwegens Lachsfarmen gewährleistet. Trotz Notstandsgesetzgebung stellen Wahlen den Fortbestand der Demokratie sicher.

Doch die norwegisch-deutsche Koproduktion „Die Festung“ ist kein Utopia. Die Biologin Esther Winter (Selome Emnetu) muss gegen eine Seuche ankämpfen, die nicht bei den Fischen Halt macht und damit den norwegischen Sonderweg insgesamt gefährden kann. Anfangs etwas langatmig wird das Paradies im weiteren Verlauf rasant zur Dystopie.

Die Regierung von Grieg Heyerdahl (Tobias Santelmann) ignoriert die Probleme jedoch vehement. Sie macht das Ausland für das Virus verantwortlich – schließlich gibt es Wahlen zu gewinnen und Posten zu retten. Das Drama nimmt seinen Lauf – wobei dem englischen Arbeitsmigranten Charlie Oldman (Russell Tovey) unverhofft eine Schlüsselrolle zukommt. Da hat aber schon jeder erkannt, wie schnell aus einer Festung ein Gefängnis werden kann.

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