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Tod im Seitenflügel. In dem Mietshaus in der Niemetzstraße laufen Sanierungsarbeiten. Mitarbeiter der Wohnungsverwaltung machten dabei einen grausige Fund.

© Isabelle Buckow

Grausiger Fund in Neukölln: Monatelang lag ein toter Mensch in der Wohnung

Die Nachbarn in der Neuköllner Niemetzstraße bemerkten angeblich nicht, dass über Monate eine Leiche in einer eigentlich unbewohnten Wohnung lag. Die Identität konnte laut Polizei bislang nicht geklärt werden.

Mehrere Monate hat ein Mensch tot in einer Neuköllner Wohnung gelegen, ohne dass die Nachbarn, Verwandte oder Freunde etwas davon bemerkten. Am Montagnachmittag fanden Mitarbeiter einer Wohnungsverwaltung die sterblichen Überreste in der Niemetzstraße. Die skelettierte und teilweise mumifizierte Leiche lag auf der ausgeklappten Wohnzimmercouch. Laut Polizei ist die Identität völlig unklar. Ein Ermittler sagte, der Verwesungsgrad der Leiche deute drauf hin, dass sie dort schon mindestens ein halbes Jahr lag. Möglicherweise auch länger. Doch warum hat niemand etwas bemerkt?

Die Polizei hat darauf bislang keine Antwort. Auch die Frage nach einem Verbrechen ist offen. „Wir sind am Anfang der Ermittlungen und müssen zunächst die Ergebnisse der Obduktion abwarten“, sagte ein Polizeisprecher. Ob es sich bei der Leiche um die Mieterin handelt, sei ebenfalls noch nicht geklärt. Zuletzt gab es Hinweise darauf, dass die Wohnungsinhaberin in einem Hospiz gestorben sein soll. Bei der Vermisstenstelle im Landeskriminalamt (LKA) wird jetzt geprüft, ob es Verbindungen von anderen Fällen zu dem Neuköllner Fund gibt.

Fest steht: An der Wohnung befand sich kein Namensschild. Das ganze Haus wurde erst im Februar von der jetzigen Hausverwaltung übernommen, wie eine Mitarbeiterin sagte. Das Unternehmen wollte nun alle vermeintlich leer stehenden Wohnungen sanieren. Deshalb hätten die Mitarbeiter der Firma auch die Wohnung im zweiten Stock des Seitenflügels betreten. Warum niemand vorher bemerkt hat, dass dort seit längerem eine Leiche lag, konnte die Mitarbeiterin nicht erklären. Die Verwaltung, der das Objekt vor dem Verkauf gehörte, war nicht zu erreichen.

Ein Handwerker, der mit seinen Kollegen mit der Sanierung des Hauses beschäftigt ist, sagte: „Als die Hausverwaltung die Tür der Wohnung aufgemacht hat, drang ein so extremer Gestank heraus, dass zwei meiner Kollegen sich übergeben mussten.“ Vorher hätten sie keinen Verwesungsgeruch bemerkt. Innerhalb kürzester Zeit seien dann drei Polizeiwagen eingetroffen, und Beamte hätten die Wohnung untersucht. Mehr wisse er nicht darüber. Auch etliche Nachbarn, die in dem Altbau leben, erzählen, dass sie bislang nichts mitbekommen haben. Auch sei kein übler Geruch aus der Wohnung gedrungen.

Dass die Polizei Tote in Wohnungen findet, die dort über Monate unentdeckt lagen, kommt häufiger vor. Oft sind es Menschen ohne Angehörige oder Freunde, die nach dem Rechten sehen. In vielen Fällen wurde die Miete vom Konto abgebucht; dass der Kontoinhaber bereits tot war, fiel dabei gar nicht auf.

Erst im Februar waren in einer Neuköllner Messie-Wohnung Menschenknochen entdeckt worden. Eine Straftat lässt sich laut Staatsanwaltschaft aber nicht mehr nachweisen. Die Exfreundin des Opfers hatte längere Zeit wissentlich in der Wohnung mit den Knochen gelebt – dies ist aber nicht strafbar.

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