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Torjubel der australischen Spielerinnen nach einem Treffer gegen Frankreich am 14. Juli 2023.

© Imago/AAP/Joel Carrett

Die WM ist nur ein Zwischenstopp: Den Frauenfußball hält niemand mehr auf

Die Fußball-WM in Australien und Neuseeland beginnt. Sie wird vor allem kleinen Nationen einen großen Schub geben, ganz unabhängig von den sportlichen Ergebnissen.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Wenn am Donnerstag um 9 Uhr deutscher Zeit das Spiel zwischen Neuseeland und Norwegen angepfiffen wird, beginnt gleichzeitig die bisher größte Weltmeisterschaft im Frauenfußball. Erstmalig sind 32 Nationen bei der WM in Neuseeland und Australien dabei, darunter acht Neulinge.

Alles andere als neu ist die Favoritenrolle, die die Fußballerinnen der USA mal wieder innehaben bei einem Turnier. Nach den beiden Triumphen 2015 und 2019, die den USA Titel Nummer drei und vier bescherten, ist das Team um Star-Spielerin Megan Rapinoe auch bei dieser WM der heißeste Anwärter auf den Titel.

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Was sich allerdings im Vergleich zu den vergangenen Jahren geändert hat, ist die geballte Konkurrenz dahinter. Nationen wie England, Spanien oder auch Gastgeber Australien streben selbst den Turniersieg an und sind keine Außenseiter mehr, die auf eine schwache Form der Amerikanerinnen oder auch des deutschen Teams hoffen müssen, das hinter den USA historisch die meisten WM-Titel vorweisen kann.

Dafür ist auch die Europameisterschaft 2022 in England verantwortlich, die nicht nur in Deutschland für einen riesigen Hype gesorgt hat. Groß war die Sorge, dieser würde nicht lange Bestand haben. Zum Glück sei es nur ein Jahr bis zum nächsten großen Turnier, sagte etwa Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

Betrachtet man heute die einzelnen Verbände, lässt sich sagen, dass die Fortschritte im Frauenfußball so nachhaltig sind wie noch nie. Auch über die europäischen Grenzen hinweg.

Nationen wie Südafrika, Kolumbien oder Marokko, das erstmalig bei einer WM vertreten ist, haben zuletzt große Entwicklungsschritte gemacht. Marokko zum Beispiel erreichte zwei Jahre nach der Etablierung der heimischen Profiliga sensationell das Finale der Afrikameisterschaft.

30.000
Dollar zahlt die Fifa jeder Spielerin für das Erreichen der Gruppenphase.

Aus monetärer Sicht ist es fundamental für einige Nationen, dabei zu sein und es zeigt sich, dass kleine Nationen bereits mit wenig Geld viel bewegen können. Umso wichtiger ist es, dass das Teilnehmerfeld aufgestockt wurde und die Fifa erstmalig an jede einzelne Spielerin allein für die Teilnahme an der Gruppenphase 30.000 Dollar ausschüttet.

Verbände können den Frauenfußball nicht mehr ignorieren

Dass das Geld am Ende dort auch ankommt, liegt an den jeweiligen Verbänden. Die Fifa könne das nicht garantieren, habe aber eine solche Empfehlung ausgesprochen, sagte Präsident Gianni Infantino noch am Mittwoch. Diesmal steht es allerdings schwarz auf weiß, welche Prämien den Spielerinnen zustehen. Und in den vergangenen Jahren ist deutlich geworden, dass die Fußballerinnen um das, was ihnen zusteht, kämpfen – sogar in der Öffentlichkeit. Selbst auf die Gefahr hin, aus dem Nationalteam ausgeschlossen zu werden und so in existenzielle Nöte zu geraten.

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Die neuen Dimensionen der WM-Endrunde ermöglichen neue Aufmerksamkeit, gerade bei den kleinen Nationen. Davon profitieren sie, können sich aber auch nicht mehr verstecken. Länder, die an so einem Turnier teilnehmen, können es sich schlicht nicht mehr erlauben, den Frauenfußball nicht zu fördern oder gar zu ignorieren. Co-Gastgeber Neuseeland beispielsweise hat bisher als einer der wenigen Teilnehmer noch keine eigene Profi-Liga für Frauen, das dürfte sich auch wegen der WM bald ändern.

Meist bemisst sich der Erfolg eines großen Turniers an Einschaltquoten im Fernsehen. Daran, wie weit man im Turnierverlauf kommt oder wie oft man schon gewonnen hat. Es könnte sein, dass Deutschland und auch England bei dieser WM nicht so gut abschneiden wie noch vor einem Jahr bei der Europameisterschaft. Möglich, ja wahrscheinlich ist auch, dass in Europa wegen der frühen Anstoßzeiten weniger Menschen zuschauen.

Beim Interesse klaffen zwischen Wunsch und Wirklichkeit noch Lücken

Trotzdem darf nicht der Fehler gemacht werden, daraus zu schließen, dass der entfachte Hype vorüber ist. Denn dieser geht mittlerweile über das allein Messbare hinaus. In der englischen Women’s Super League oder auch der Bundesliga war das Zuschauerinteresse in der vergangenen Saison so hoch wie noch nie. Sponsoren haben bereits vielfach bei den Topvereinen das Interesse bekundet, sich auch in der nächsten Spielzeit finanziell einzubringen.

Allein das Theater um die Fernsehrechte wurde in Deutschland breit diskutiert. Das zeigt, dass auch bei Menschen, die nicht am deutschen Nationalteam der Frauen interessiert sind, das Bewusstsein da ist, dass es so nicht mehr geht.

Überall auf der Welt tut sich etwas im Frauenfußball. Bei dieser WM geht es daher nicht allein um das Sportliche, sondern auch um Aufmerksamkeit. Denn zur Wahrheit gehört ebenso, dass zwischen Wunsch und Wirklichkeit noch eine große Lücke klafft. Das Turnier in Australien und Neuseeland kann helfen, sie zu verkleinern.

Interesse allerdings lässt sich nicht einfordern, vor allem nicht dauerhaft. Doch klar ist: Diese WM ist eine große Chance und noch nie hatte der Frauenfußball so gute Voraussetzungen, um sie für sich zu nutzen.

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