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Diese Zeichnung von Künstler Martin Mehlitz zeigt vor allem Stand-up-Paddling an der Adria. 

© Martin Mehlitz

PNN-Sommerserie (16): Post an Potsdam aus Njivice

Meer oder Berge, Rundreise oder Stadturlaub? Potsdamerinnen und Potsdamer verraten hier, wohin es in den Ferien geht - und was sie von dort gern für Potsdam mitbringen würden, um unsere Stadt besser zu machen. Zum Abschluss von Künstler und Maler Martin Mehlitz.

Wo sind Sie?
In Njivice nahe Rijeka in Kroatien, wo wir zuletzt fünf Jahre zuvor waren. Wir hatten Sehnsucht nach der blau-grünen Adria. Und nach unserer malenden Vermieterin Tatjana, die sich damals um die Reinigung der Appartements kümmerte und jeder abreisenden Person zum Abschied ein Säckchen Lavendel aus eigener Ernte überreichte. Auch ihren Ehemann Zoran, den Ingenieur und begeisterten Motorradfahrer, der in unserer Erinnerung stets neben einem Fleischberg an einem der zahlreichen Grillstellen des Hauses stand, sahen wir endlich wieder. Gemeinsam freuten sie sich vor fünf Jahren auf ihr erstes Enkelkind und sangen abends mit ihren Freunden hingebungsvoll Lieder mit kroatischen Texten oder hörten ziemlich laut Musik von Pink Floyd.

Was machen Sie dort?
Ein Künstler macht nie Urlaub! Ich hatte also auch dieses Jahr ein paar mit Tinte gefüllte Federstifte und drei Skizzenblöcke im Format A5 im Gepäck. Vielleicht, so dachte ich mir, würde ich ein paar schöne Szenen am Wasser einfangen; Kleinkinder mit zu großen Sonnenhüten, die Würde von dicken Damen, die sich mit Hut und Sonnenbrille im Wasser abkühlen und schwatzen. Oder die Sache mit dem Horizont am Meer und hier und da ein Fragment der Windflüchter Kroatiens. Kiefern, die den Badegästen Schatten spenden.

Was sehen wir auf Ihrem Bild - und warum ist es genau dieses?
Die Zeichnung zeigt nun mein tatsächliches Lieblingsmotiv im Urlaub in Kroatien 2022: Das Stand-up-Paddling an der Adria - auch sitzend und liegend. Dieses Motiv hat eine gewisse Leichtigkeit und ist doch vieldeutig. Ich sehe zu, wie die Menschen auf ihren Brettern auf dem Wasser gleiten und versuche, sie dabei zu zeichnen. Tatjana starb in der Zeit der Pandemie an den Folgen eines Motorradunfalls. Wenn es dieses Jahr auf der Terrasse unseres Appartements nach Lavendel duftete, so war es Zoran, der die Päckchen zum Abschied schnürte. Sein fünf Jahre alter Enkelsohn sieht ihm manchmal beim Reinigen der Appartements zu und berichtet seinem Opa dabei unaufhörlich von seiner Entdeckung der Welt. Im Hintergrund läuft leise „The Dark Side of The Moon“ von Pink Floyd.

Es handelt sich um Mehlitz’ Lieblingsmotiv im Urlaub in Kroatien.

© Martin Mehlitz

Was haben Sie in Ihrem Urlaub entdeckt, das Potsdam unbedingt auch haben sollte?
An dieser Stelle möchte ich gerne den Schauspieler Sir Philip Anthony Hopkins zitieren: „Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist die Zeit.“

Welche Potsdamer Errungenschaft haben Sie aus der Ferne erst so richtig schätzen gelernt?
Das überall und immerwährende Quietschen der bunten Gummi bzw. Badelatschen, das in mir nach meiner Rückkehr nach Potsdam noch mehr als das Zirpen der Zikaden nachklingt, werde ich nicht vermissen. Ich lausche nun wieder dem gedämpften Auftritt der Potsdamer in Birkenstockschuhen.

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