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Bert ohne Ernie. Änis Ben-Hatira begeistert auch mit neuer Frisur.

© imago/Jan Huebner

Fußball-Bundesliga: Änis Ben-Hatira lässt Eintracht Frankfurt wieder hoffen

Für Eintracht Frankfurt war Änis Ben-Hatira ein Risiko und ein Schnäppchen - jetzt könnte der ehemalige Profi von Hertha BSC den Klub vor dem Abstieg retten.

Im Kampf um den Klassenerhalt lässt Niko Kovac nichts unversucht. Am Samstag hatte der Trainer von Eintracht Frankfurt mit seiner Mannschaft das Vereinsmuseum besucht. „Wir haben uns angeschaut, was vor 17 Jahren alles passiert ist“, erzählte Kovac. Es ist nicht überliefert, wie genau Änis Ben-Hatira hingeschaut hat bei der Szene, in der Jan Aage Fjörtoft mit seinem Übersteigertor die wundersame Rettung vollendete.

Am Sonntag beim 2:1 gegen Mainz, dem erst dritten Rückrundensieg in der Fußball-Bundesliga, wies Ben-Hatira jedenfalls fast schon fjörtoftiöse Tendenzen auf. Den Ausgleich hatte er vorbereitet, das Siegtor, je nach Sichtweise, vorbereitet oder selbst erzielt. „Das Gefühl, als der Ball reinging, kann ich gar nicht in Worte fassen“, sagte Ben-Hatira. Der Jubel war grenzenlos. Die Eintracht hatte sich plötzlich wieder als Teilnehmer am Abstiegskampf angemeldet. Der Rückstand auf den Relegationsrang beträgt nur noch einen Punkt, zwei weitere Punkte sind es zu Platz 15. „Diesen Sieg haben alle gebraucht“, sagte Ben-Hatira, „aber wir müssen ihn nächste Woche in Darmstadt krönen.“

Mit seiner Käfigkicker-Attitüde eckte er bei der Eintracht an

Hoffnungsträger ist dabei er selbst – ein Spieler, der Anfang Februar bei Hertha BSC wegen Handgreiflichkeiten rausgeflogen war und zum Nulltarif bis Saisonende bei der Eintracht unterkam. 6000 Euro brutto verdient Ben-Hatira in Frankfurt monatlich, ohne Prämien, in etwa so viel wie ein Bankfilialleiter oder eine Fachärztin. In Bundesligakreisen aber ist das ein eher schmales Salär und aus Frankfurter Sicht ein Schnäppchen: Vor dem Spiel gegen Mainz hatte die Eintracht nur eines von zwölf Spielen gewonnen, ein dünnes 1:0 gegen Hannover und auch dort hatte Ben-Hatira das entscheidende Tor erzielt.

Das heißt nicht, dass der 27-Jährige bisher jeden begeistert hätte. Schon zu seiner Vorstellung in Frankfurt, bei der er die Attacke auf Hertha-Mitspieler Mitchell Weiser öffentlich bereut hatte, war Ben-Hatira in einem Pulli mit der Aufschrift „Bolzplatzkind“ erschienen. Mit seiner Käfigkicker-Attitüde eckt er bei der Eintracht an. Seine Mitspieler verdrehen angeblich die Augen, wenn er in der Kabine Sätze mit „Ey Alter...“ einleitet, zumindest wenn man der „Sportbild“ glaubt. Vor dem brisanten Hessen-Derby in Darmstadt spricht Ben-Hatira unbedacht von „Krieg“. Und er selbst behauptete im „Bild“-Interview, an ihm komme kein Trainer vorbei. Tatsächlich fand er sich oft nur auf der Bank wieder und wenn er spielte, berannte er eifrig die Seitenlinie, aber verzettelte sich allzu oft. Doch sein Trainer schätzt die furchtlose Art des Mannes, der die Haare neuerdings trägt wie Bert ohne Ernie. „Änis kommt aus dem Wedding wie ich“, sagt Niko Kovac. Dieses Verständnis benötigt der sensible Ben-Hatira offenbar.

Frankfurt ist harmlos, Ben-Hatira strahlt Gefahr aus

Wie zu Hertha-Zeiten fehlt dem früheren tunesischen Nationalspieler zwar die Konstanz, aber man hat zumindest das Gefühl, es könnte gefährlich werden, wenn er an den Ball kommt. Und das ist schon etwas bei einer harmlosen Mannschaft, die – den verletzten Torjäger Alexander Meier herausgerechnet – nur fünf Rückrundentore erzielt hat. Auch wenn gegen Mainz viel Glück dabei war: Vor dem 1:1 war Ben-Hatira beim Torschuss gestolpert, aber brachte den Ball noch zu Mitspieler Marco Russ. Und beim 2:1 lenkte der Rücken des Mainzers Stefan Bell den Ball unhaltbar ins Tor. Aber auch Fjörtoft hatte vor 17 Jahren bei seinem Übersteiger Glück, dass er sich dabei nicht die Beine brach. (mit dpa)

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