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Neuseelands Kapitänin Ali Riley darf keine Regenbogenarmbinde tragen und hat sich deshalb kurzerhand die Fingernägel in den Farben lackiert.

© IMAGO/Bildbyran

Obwohl die Fifa es eigentlich verbietet: So setzen Fußballerinnen bei der WM politische Statements

Solidarität mit den Protesten im Iran, Fingernägel in den Farben des Regenbogens – die WM-Fußballerinnen setzen politische Zeichen. Und finden Wege, das Verbot der Fifa zu umgehen.

Es ist eine Aussage, die insbesondere vor sportlichen Großveranstaltungen häufig zu hören ist: Sport und Politik gehören nicht zusammen. Dass dies kaum die Realität widerspiegelt, zeigte sich zuletzt besonders deutlich bei der Fußball-WM der Männer in Katar und den Olympischen Winterspielen in China. Dort wurden Menschenrechtsfragen diskutiert und die engen Beziehungen zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee und politischen Entscheidungsträgern kritisiert.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen, die derzeit in Australien und Neuseeland stattfindet, zeigt sich erneut, wie eng verwoben Fußball und Politik sind, allerdings im positiven Sinne. Dort nutzen Profispielerinnen ihre Reichweite, um auf Missstände aufmerksam zu machen und politische Statements zu setzen – trotz aller Verbote des Fußball-Weltverbandes Fifa.

Fingernägel in den Farben der Trans-Flagge

Denn auch in diesem Jahr untersagt die Fifa, dass die Kapitäninnen die Armbinde in den Regenbogenfarben tragen, um ein Zeichen für Vielfalt zu setzen. Bereits bei der WM der Männer hatte die Diskussion um die Binde einen Eklat ausgelöst. Um die Deutungshoheit zu behalten, hatte die Fifa die Regenbogenfarben kurzerhand verboten, mit Sanktionen gedroht und stattdessen eine eigene Binde eingeführt, die der Regenbogenbinde sehr ähnelte.

In der Bundesliga der Frauen ist die Regenbogenbinde längst etabliert und wurde 2017 von der schwedischen Fußballerin Nilla Fischer eingeführt, die zu dieser Zeit beim VfL Wolfsburg unter Vertrag stand. Auch Lena Oberdorf sprach kürzlich in einem Interview mit dem „Guardian“ darüber, dass Queerness im Fußball der Frauen längst normal sei und der Männer-Fußball sich daran ein Beispiel nehmen könnte.

Die Fußballerinen haben bei der WM ihre ganz eigenen Wege, das Verbot der Fifa zu umgehen und trotzdem ein Zeichen zu setzen. Die neuseeländische Kapitänin Ali Riley etwa lackierte sich die Nägel der einen Hand in den Regenbogenfarben und die Nägel der anderen Hand in den Farben der Trans-Flagge. Dadurch, dass Neuseeland sich im Auftaktspiel mit 1:0 gegen die favorisierten Norwegerinnen durchsetzte, gab es im Anschluss viele Interviews und Berichte, in denen Riley ihre blau-rosa-weißen Nägel gut in Szene setzen konnte.

Bereits vor dem Auftaktspiel hatte sie gegenüber CNN gesagt, dass sie sich geehrt fühlen würde, die Regenbogenbinde zu tragen: „.Aber ich bin sicher, dass wir Möglichkeiten finden werden, egal, was passiert, dass unsere Stimmen gehört werden.“

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In den sozialen Medien erhielt Riley für ihre Aktionen viel Zuspruch und wurde als „Ally“ gefeiert, also als Verbündete. Denn insbesondere um die Rechte von trans Personen wird im Sport seit einiger Zeit kontrovers debattiert. Trans Athlet*innen werden von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen, fühlen sich diskriminiert. Auf der anderen Seite fürchten Sportlerinnen um die Chancengleichheit in Wettkämpfen mit trans Personen.

Die US-amerikanische Fußball-Ikone Megan Rapinoe hat dazu eine klare Haltung, unmittelbar vor dem Turnier solidarisierte sie sich mit trans Personen. Es sei frustrierend, wenn der Frauensport als Waffe eingesetzt werde, um trans Frauen zu diskriminieren, sagte sie gegenüber dem Time-Magazin. „Ich sehe trans Frauen als echte Frauen.“

Gewalt gegen Frauen ist ein „riesengroßes Thema“

Deutschlands Kapitänin Alexandra Popp läuft bei der WM mit einer Binde auf, die ein Zeichen setzt gegen Gewalt gegen Frauen. Darauf steht: „Unite For Ending Violence Against Women“. Ihr Team habe diese Binde ausgesucht, weil es sich dabei um ein „riesengroßes Thema“ handle, hatte Popp vor dem Turnier gesagt. Einen Teil der Prämie will das Team außerdem an den Nachwuchsfußball der Mädchen spenden – ein Zeichen für die Stärkung der Basis. Gerade im Fußball erfahren Mädchenteams immer noch Benachteiligung, etwa was die Trainingsplätze angeht.

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Ein besonders eindrucksvolles Statement setzte in diesem Jahr das brasilianische Nationalteam, das sich mit den Protestierenden im Iran solidarisierte. WM-Rekordtorschützin Marta und ihre Teamkolleginnen reisten in einem Flugzeug an mit den Spruchbändern: „Keine Frau sollte gezwungen werden, ihren Kopf zu bedecken“ und „Kein Mann sollte dafür gehängt werden, dass er das sagt“. Darauf abgebildet waren zudem Bilder der Kurdin Jina Mahsa Amini, die in Polizeigewahrsam gestorben war, und des iranischen Fußballers Amir Nasr Azadani, der während der Proteste festgenommen und zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

Es ist nicht das erste Mal, dass Fußballerinnen im Rahmen eines Großevents Statements setzen. Immer wieder mussten sie in der Vergangenheit für ihre Rechte kämpfen und sich dafür starkmachen, dass sie etwa bei der WM höhere Prämien erhalten. Diesbezüglich hat sich nach jahrelangen Kämpfen viel getan: Erhielten die deutschen Fußballerinnen beim Gewinn der EM 1989 noch ein Kaffeeservice, winken in diesem Jahr 250.000 Euro für den Titel.

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