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Drei Torschützen auf einem Bild. Müller, Gomez und Schürrle (von rechts) trafen vor der Pause.

© AFP

Update

Fünfter Sieg im fünften Spiel: Nationalmannschaft gewinnt 4:1 in Aserbaidschan

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bleibt in der WM-Qualifikation ohne Punktverlust, kassiert in Aserbaidschan aber das erste Gegentor nach 678 Minuten.

Die Stimmung war prächtig. Eine Welle nach der anderen schwappte durch das Rund. Es waren die Anhänger der aserbaidschanischen Fußball-Nationalmannschaft, die ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen. Das hatte natürlich auch etwas mit ihren Erwartungen zu tun. Ein 1:3-Rückstand gegen den Weltmeister ist für die Nummer 89 der Weltrangliste natürlich aller Ehren wert. Am Ende hieß es 4:1 (3:1) für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, die damit im fünften Qualifikationsspiel zur WM in Russland ihren fünften Sieg feierte. „Wir haben die Pflichtaufgabe erfüllt“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. „Aber wir hatten schon ein paar Nachlässigkeiten im Spiel.“

Mit seiner Aufstellung waren Löw zwei kleine Überraschungen gelungen: Zum einen stand Bernd Leno im Tor und feierte damit sein Pflichtspieldebüt für die Nationalmannschaft. Zum anderen hatte es André Schürrle zum ersten Mal seit gut anderthalb Jahren wieder in die Startelf geschafft. Seine Leistungen bei Borussia Dortmund hatten das nicht zwingend verlangt, aber der Bundestrainer hat nun mal seinen eigenen Kopf. „Im Training hat er die ganze Woche einen sehr dynamischen, frischen, zielstrebigen Eindruck gemacht“, sagte Löw. Der Bundestrainer bewertet weniger das, was in den Vereinsmannschaften passiert; für ihn ist wichtiger, wie sich ein Spieler bei ihm in der Nationalmannschaft präsentiert. Was schon für Lukas Podolski galt, der beim Bundestrainer oft mehr Wertschätzung erfahren hat als in seinen jeweiligen Klubs, trifft jetzt auch auf andere zu. Auf Joshua Kimmich zum Beispiel, der zuletzt bei den Bayern zuverlässig auf der Bank saß, und eben auf Schürrle.

Schürrle war mit zwei Toren der Mann des Spiels

Löws Vertrauen zahlte sich aus. Kimmich war als rechter Außenverteidiger sehr umtriebig, bereitete kurz vor der Pause mit einer schönen Flanke auf Mario Gomez, dessen Kopfballtor zum 3:1 vor. Und Schürrle erzielte nicht nur den ersten und den letzten Treffer des Abends, er gab auch die Vorlage zum 2:0 durch Thomas Müller. „Ich fühl’ mich hier pudelwohl“, sagte der Dortmunder. „Der Trainer schenkt mir sehr viel Vertrauen.“

Knapp 20 Minuten taten sich die Deutschen schwer in Baku. Die Aserbaidschaner begannen sehr forsch, attackierten früh, doch nach Schürrles 1:0, der nach einer flachen Hereingabe von Linksverteidiger Jonas Hector nur seinen Fuß hinhalten musste, machte sich bei ihnen Ernüchterung breit. Eine gute Viertelstunde ließen sie die Deutschen einfach gewähren. Umso ärgerlicher für den Weltmeister, dass er den Gegner durch eigenes Verschulden wieder ins Spiel zurückkommen ließ. Müller spielte vom Mittelkreis einen Fehlpass zurück in die eigene Hälfte, Toni Kroos und Jonas Hector wagten sich eher behutsam in den Zweikampf, und nachdem Dimitrij Nazarov auch noch Sami Khedira ins Leere hatte grätschen lassen, überwand der Offensivspieler von Erzgebirge Aue auch noch Bernd Leno im Tor. Das Stadion tobte vor Begeisterung.

Es war nicht nur der erste Gegentreffer in der laufenden WM-Qualifikation, sondern auch der erste überhaupt nach 678 Spielminuten. Der Schock aber hielt sich in Grenzen. Die Deutschen zogen mal kurz das Tempo an – und schon stand es 2:1. Wieder war Schürrle maßgeblich beteiligt. Erst unterband er einen Konter der Aserbaidschaner durch beherztes Eingreifen, dann spielte er einen perfekten Pass in den Lauf von Thomas Müller, der noch den Torhüter umkurvte und zur Führung einschieben konnte.

Spätestens mit dem dritten Tor der Deutschen unmittelbar vor dem Pausenpfiff war der Traum der Gastgeber von einer Sensation hinfällig. Die zweite Hälfte brachte Löws Mannschaft routiniert über die Bühne. Schürrle hatte mit einem Distanzschuss eine gute Gelegenheit, Sami Khedira scheiterte einmal an Torhüter Kamran Agayev. Allzu scharf waren die Deutschen nicht darauf, den Vorsprung noch auszubauen. Doch als bei den Gastgebern die Kräfte schwanden, stand Schürrle im Strafraum so frei, dass er gar nicht anders konnte, als seinen zweiten Treffer zum 4:1-Endstand zu erzielen.

Die Aserbaidschaner, die vom früheren kroatischen Weltklassefußballer Robert Prosinecki trainiert werden, mühten sich insgesamt nach Kräften. Doch ihre Kräfte reichten bei weitem nicht. Die 30.000 Zuschauer waren trotzdem zufrieden.

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