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Für Gianni Infantino kann Fußball nicht groß genug werden.

© picture alliance/dpa

WM-Vergabe an sechs Länder: „Irgendwann spielen wir auf dem Mount Everest“

Erst sechs Nationen, dann das finanzkräftige Saudi-Arabien: Die Ziele des Fußballweltverbandes Fifa sind klar und die Kritik daran sehr deutlich.

Es ist schon ein paar Jahre her, dass der Schweizer Joseph „Sepp“ Blatter eine geniale Idee hatte: „Die Frage ist doch, ob Fußball eines Tages auf einem anderen Planeten gespielt wird. Dann werden wir nicht nur eine Weltmeisterschaft haben, sondern auch interplanetare Wettbewerbe. Warum nicht?!“ Es war nicht ganz klar, ob der damalige Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa, der außerhalb seines wahnwitzigen Fußball-Kosmos von niemandem mehr ernst genommen wurde, das als Witz gemeint hatte. Vermutlich nicht.

Nun konnte und kann man Blatter für seine abstrusen Ideen verlachen. Sicher aber scheint: Sollten Menschen irgendwann einmal den Mond oder Mars besiedeln, käme die Fifa schon mit einer Fußball-WM um die Ecke, bevor das erste Ortsschild hochgezogen würde.

So weit aber sind wir noch nicht. Trotzdem gibt sich der Weltverband alle Mühe, den Fußball immer größer zu machen, die Turbokommerzialisierung des Fußballs schreitet weiter voran. Am Mittwoch mit einem überraschenden und aus Fifa-Sicht fast schon brillanten Schachzug.

Völlig unerwartet gab der Verband um seinen Präsidenten Gianni Infantino die WM-Vergabe für das Turnier im Jahr 2030 an sechs Länder auf drei Kontinenten bekannt.  Das Eröffnungsspiel findet in Uruguay statt, zwei weitere Spiele folgen in Argentinien und Paraguay. Der Rest des Turniers mit 101 Partien wird in Marokko, Spanien und Portugal ausgetragen.

Die Fußballwelt war einigermaßen perplex. Hat es doch Zeiten gegeben, in denen der Vergabetermin fest terminiert war und monatelange, teils hitzige Diskussionen um den vermeintlich richtigen Ausrichter geführt wurden (am Ende entschieden in der Regel ein paar geschmierte Fifa-Vorständler).

Der kolportierte Plan hinter der aktuellen Bewerbung: Südamerika, Europa oder Afrika brauchen sich dadurch nicht mehr Hoffnungen machen, 2034 das Turnier austragen zu dürfen. Der Weg ist frei für Saudi-Arabien, das aggressiv und mit wahnsinnig viel Geld in den Fußballmarkt drängt und direkt nach der Vergabe für 2030 seine Bewerbung für 2034 bekannt gab.

 Ich finde es schade, vielleicht sogar albern.

Marco Rose, Trainer des Fußball-Bundesligisten RB Leipzig

Unterstützung kam am Donnerstag von der asiatischen Fußball-Konföderation AFC. „Die gesamte asiatische Fußballfamilie wird gemeinsam die bedeutsame Initiative des Königreichs Saudi-Arabien unterstützen, und wir sind bestrebt, eng mit der globalen Fußballfamilie zusammenzuarbeiten, um ihren Erfolg sicherzustellen“, wurde AFC-Präsident Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa in einer Mitteilung zitiert.

Hierzulande fallen die ersten Reaktionen kritisch aus. Marco Rose etwa, der Trainer des Bundesligisten RB Leipzig, ärgerte sich über die Entscheidung der Fifa. Nach der 1:3-Niederlage in der Champions League gegen Manchester City wurde er auf die WM-Vergabe angesprochen und es fiel ihm schwer, diplomatisch zu bleiben.

„Wir schrauben und schrauben und schrauben und lassen uns nochmal was einfallen. Irgendwann spielen wir auf dem Mount Everest, weil wir da einen Fußballplatz hingezaubert kriegen und man das vermarkten kann“, sagte er. „Es sieht so aus, als wären wir noch nicht am Ende, was das Schrauben betrifft. Ich finde es schade, vielleicht sogar albern.“

Das alles erinnert an die Debatten rund um den Fußball in den vergangenen Jahren. Die transeuropäische Fußball-EM 2021 wurde wegen ihres riesigen ökologischen Fußabdrucks kritisiert. Katar als Ausrichter der WM 2022 wurde von vielen Ländern wegen der Menschenrechtslage abgelehnt. Exakt diese Themen werden nun wieder aufkommen. Infantino und seinen Gefolgsleuten wird es egal sein. Sie träumen von einer immer wohlhabenderen und größeren Fußballwelt. Vielleicht sogar von Fußball auf dem Mars.

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