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Egon Bahr (Mitte, hier ein Archivbild) diskutiert mit Manfred Stolpe. Und der hört ganz genau hin.

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Eklat bei Stolpe-Festakt: Egon Bahr greift Stasi-Unterlagenbehörde an

Egon Bahr, früherer Ost-Politiker der SPD wirft der Stasi-Unterlagenbehörde mangelnden Versöhnungswillen vor und sorgt somit für einen Eklat beim Festakt für Brandenburgs Ex-Landeschef Manfred Stolpe.

Potsdam - „Unerhört“ raunt es vernehmbar im Saal, als Egon Bahr plötzlich eine wütende Philippika gegen die Stasi-Unterlagenbehörde startet. Und damit dem Festakt der Landes-SPD zu Ehren des 75-jährigen Manfred Stolpe an diesem Montag in Potsdam plötzlich polemische Schärfe gibt. Der frühere Ost-Politiker und SPD-Sicherheitsexperte Willy Brandts wirft der Jahn-Behörde mangelnden Versöhnungswillen vor. Sie habe Anteil daran, dass die innere Einheit nicht weiter ist, sagt Bahr in seiner Laudatio. „Wir versöhnen uns eher mit unseren Nachbarn als mit uns selbst“. Selbst Sozialdemokraten fanden das unglücklich, kaum im Sinne des Jubilars, der als Mann des Ausgleichs gilt.

Das Lied vom Roten Adler klingt beim Festakt zu Ehren von Manfred Stolpe (2. v. l.) nicht ganz so stimmungsvoll wie gedacht, auch wenn Matthias Platzeck (r.) unter den bewundernden Blicken von Gerhard Schröder beinahe inbrünstig mitsingt.
Das Lied vom Roten Adler klingt beim Festakt zu Ehren von Manfred Stolpe (2. v. l.) nicht ganz so stimmungsvoll wie gedacht, auch wenn Matthias Platzeck (r.) unter den bewundernden Blicken von Gerhard Schröder beinahe inbrünstig mitsingt.

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Fast 600 Gäste waren gekommen, um dem früheren Kirchendiplomaten, Ministerpräsidenten und Bundesverkehrsminister die Reverenz zu erweisen. Darunter war Hans-Dietrich Genscher, der frühere FDP-Bundesaußenminister, vor 1989 einer seiner Gesprächspartner im Westen. Dass Stolpe wegen seiner Stasi-Kontakte unter Beschuss geriet, „macht sie nicht berechtigter“, sagte Genscher am Rande. Stolpe sei eine „große Persönlichkeit, mit Verdiensten für das wiedervereinigte Deutschland“. Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hob in seiner Festrede hervor, dass Stolpe „zur Überwindung der Spaltung Deutschlands“ beigetragen habe. Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) stellte die Wiedergründung des Landes heraus, das so „ohne Stolpe nicht existieren würde“.

In einem Film wurden Tiefen nicht ausgespart, gescheiterte Großprojekte, die Stasi-Vorwürfe. Bei der Diplomatie mit Mächtigen sei Stolpe aber „ohne jede Einschränkung“ ein „Mann der Kirche“ gewesen, sagte Altbischof Wolfgang Huber. „Man brauchte die vorpreschenden Bürgerrechtler. Man brauchte aber auch den, der sie aus dem Knast holte. Der zweite war so wichtig wie die ersten.“ Frühere DDR-Oppositionelle waren aber nicht zur Feier erschienen. Und auch die Spitze der Landes-CDU, die mit Stolpe regierte und ihn nun für die verschleppte Aufarbeitung der SED-Diktatur im Land verantwortlich macht, blieb demonstrativ fern.

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