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Wolfram Siebeck

Aktuelle Artikel

Die Katze ist weg. Sie wird wohl in der Küche sein, haben wir zuerst vermutet.

Von Wolfram Siebeck

Es ist wie immer, wenn wir zurückkommen. Sie hört uns die Treppe heraufpoltern und wirft sich, kaum dass wir die Tür öffnen, auf den Teppich.

Von Wolfram Siebeck

Als ich den Korb mit den leeren Weinflaschen in den Keller trage, ruft mir Frau Hoffmann die heutige Schlagzeile in Erinnerung: „Alkoholkonsum in Deutschland bleibt hoch“, miaut sie mir parodistisch hinterher. Na und, denke ich, rechne ich dir die leeren Dosen mit Katzenfutter vor, die bei uns die Mülltonne füllen?

Von Wolfram Siebeck

Wenn in diesem Haushalt die Frage gestellt wird: Wo ist die Katze?, gibt es nur zwei mögliche Antworten.

Von Wolfram Siebeck

Frau Hoffmann stürmt ins Zimmer, den dicken Schwanz aufgestellt, das Fell gesträubt. Sie springt auf den Sessel, von da auf die Fensterbank und sofort wieder auf den Teppich.

Von Wolfram Siebeck

„Es muss am Wetter liegen“, sagt sie, als ich ihr vorwerfe, dass sie ihren Dauerschlaf nur noch unterbricht, um zu fressen. Ihre Erklärung verstehe ich gut.

Von Wolfram Siebeck

Sie sitzt in der Sofaecke und murmelt. Wenn eine Katze murmelt, müssen Menschen wie ich schon genau hinhören, um überhaupt zu merken, dass sie murmelt.

Von Wolfram Siebeck

„Ihr habt wirklich kluge Leute in eurem Regierungshaus“, sagt Frau Hoffmann, als ich den Fernseher abschalte. „Du meinst im Parlament?

Von Wolfram Siebeck

Wie sie da sitzt zwischen den zerfledderten Zeitungen und Nachrichtenmagazinen, zwischen Kunst- und Kulturzeitschriften glaube ich so etwas wie ein Grinsen auf ihrem Gesicht zu entdecken. Ich will etwas sagen, komme aber gegen die laute „Presseschau“ im DLF nicht an.

Von Wolfram Siebeck

Im Gegensatz zu Hunden haben Katzen keine Sorgenfalten. Wenn sie sich Sorgen machen, ob die Tür, hinter der sie ihren Fressnapf wissen, sich jemals öffnen wird, so sieht man es ihnen nicht an.

Von Wolfram Siebeck

Sie sitzt in der Bibliothek auf der Lehne des hohen Sessels, in den ich mich zurückziehe, wenn ich nachlese, ob sich Hermann und Dorothea am Ende kriegen oder Doppelselbstmord begehen. Dort also sitzt Frau Hoffmann, und jetzt reckt sie sich noch nach der obersten Regalreihe, wo der Brockhaus steht.

Von Wolfram Siebeck

Ihre Haltung ist ein einziger Vorwurf: „Wo kommt ihr jetzt erst her?“ (Halbbuckel, Seitenansicht.

Von Wolfram Siebeck

Katzen lachen selten. Den vielen Komplimenten, die man ihnen macht („Ist sie nicht süß?

Von Wolfram Siebeck

Wenn mich früher der Kinderarzt in die Finger kriegte, befahl er mir, den Mund aufzumachen, drückte mir einen rauen Holzspatel auf die Zunge und brüllte „Sag Ahhh!“ Ich röchelte, versuchte das widerliche Holz wegzuschieben und gab ein Geräusch von mir wie eine leer laufende Badewanne.

Von Wolfram Siebeck

Es gibt Kaffeekannen in Form einer sitzenden Katze. Die Kannengießer müssen sich Frau Hoffmann als Modell gewählt haben.

Von Wolfram Siebeck

„Diese neue Kanzlerin wird mir immer sympathischer,“ sagt Frau Hoffmann und leckt sich die Schnauze. Sie sagt es, wie Curd Jürgens es als Oberst über seinen Mitflüchtling ausdrückte: „Mehr und mehr gefällt mir dieser Jakubowski“.

Von Wolfram Siebeck

Wenn eine Katze marschieren kann, dann marschiert Frau Hoffmann in diesem Moment in mein Zimmer. Ihre Körpersprache drückt aus, dass sie wild entschlossen ist.

Von Wolfram Siebeck

Wenn ich Frau Hoffmann beobachtete, wie sie zur Fensterbank hochschaut, bewunderte ich ihre Vorsicht, mit der sie vor dem Sprung Maß nahm. So jedenfalls schätzte ich ihre Bewegungslosigkeit ein, bevor sie sprang.

Von Wolfram Siebeck

Wenn man sich vorstellt, dass Frau Hoffmann zwanzig Stunden des Tages verschläft, könnte man denken, dass sie in den kurzen Wachzeiten nicht viel von den großen Fragen der Menschheit mitkriegt. Deshalb verblüfft sie mich immer wieder, wenn sie zu erkennen gibt, wie sehr gut sie informiert ist, sogar gebildet, wenn man die Pisa-Studie als Maßstab nimmt.

Von Wolfram Siebeck

Ich drücke die Fernbedienung, und plötzlich herrscht Stille. Kein Gequassel mehr, kein Durcheinanderreden.

Von Wolfram Siebeck