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Stühle stehen in einem leeren Klassenzimmer auf einem Tisch.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Klaus-Dietmar Gabbert

Berliner Elternvertreter in Sorge : „Für viele Schulen gibt es überhaupt keine Perspektiven“

Viel zu wenige Lehrer, mangelnde Steuerung: Der Vorsitzende des Landeselternausschusses Norman Heise sieht keine Linderung der Nöte von Berlins Schulen – und hat einige Vorschläge.

Berliner Elternvertreter sehen angesichts des Lehrkräftemangels mit großer Sorge auf das neue Schuljahr. Dass in der Hauptstadt Lehrer Mangelware sind, sei längst ein ernsthaftes Problem, sagte der Landeselternausschussvorsitzende Norman Heise. „Die bisherige Strategie, noch einzustellen, was irgendwie da ist, scheitert daran, dass der Markt jetzt leer ist. Alle, die sich hätten bewerben können und bewerben wollen, haben das sicherlich getan.“

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hatte im Mai bekanntgegeben, sie rechne für das neue Schuljahr mit einem Lehrkräftedefizit von 1460 Vollzeitstellen. Dass die „riesengroße Lücke“ noch geschlossen werden könne, sei nicht absehbar, sagte Heise.

1460
Vollzeitstellen für Lehrer bleiben im kommenden Schuljahr voraussichtlich unbesetzt

Kritisch sieht der Elternvertreter, dass Bildungssenatorin Günther-Wünsch anders als ihre Vorgängerin einer stärkeren Steuerung bei der Frage, an welchen Schulen Lehrkräfte eingesetzt werden, skeptisch gegenübersteht. „Das hat die neue Senatorin wieder vom Tisch gefegt“, sagte Heise. Das bedeute, dass Schulen mit besonders großem Bedarf nicht mehr damit rechnen könnten, dass Lehrkräfte zu ihnen geschickt werden.

Viele Schulen wissen gar nicht, wie sie den Schulbetrieb nach den Sommerferien organisieren sollen.

Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses

Für die Schulen, die darauf gesetzt hätten, sei das ein großes Problem, sagte der Landeselternausschussvorsitzende. Viele seien quasi schon im Notbetriebe mit nur 70 oder 75 Prozent Lehrkräfteausstattung. „Die wissen gar nicht, wie sie den Schulbetrieb nach den Sommerferien organisieren sollen. Was wir der Senatsverwaltung ankreiden, ist, dass es überhaupt keine Perspektiven für diese Schulen gibt.“

Heise rechnet insgesamt damit, dass der Anteil von Lehrkräften mit klassischem Lehramtsstudium und abgeschlossenem Referendariat unter den neu eingestellten Lehrerinnen und Lehrern erneut vergleichsweise gering sein wird. Die Elternvertreter fordern, dass Quer- und Seiteneinsteiger ohne klassisches Lehramtsstudium nicht geballt an bestimmten Schulen zum Einsatz kommen dürfen.

„Quer- und Seiteneinsteiger brauchen die Unterstützung von dem Personal, das an den Schulen ist“, sagte Heise. „Wenn ich sowieso schon eine wahnsinnig dünne Personaldecke habe, und diejenigen, die schon stark belastet sind, auch noch Personal an die Seite stelle, das sie anlernen und anleiten muss, dann ist das schon ein riesengroßes Problem.“

Langfristig sei davon auszugehen, dass die Lehrkräftelücke angesichts steigender Pensionierungszahlen noch größer werde, sagte der Elternvertreter. Er halte es für realistisch, dass nach den Sommerferien in einem Jahr noch 1000 Lehrerinnen und Lehrer mehr fehlen werden als in diesem Sommer.

Die Elternvertreter fordern, dass Schulen, die Stellen nicht besetzen können, deshalb die Möglichkeit bekommen, die entsprechenden Gelder zu nutzen, um zum Beispiel im Sport Übungsleiter zu beschäftigen. „Wenn ein Lehrer beispielsweise Sport und Deutsch unterrichtet, könnte er sich dann vollständig auf Deutschunterricht konzentrieren.“

Für notwendig hält Heise auch, dass die Zulassungsbeschränkung für Lehramtsstudiengänge in Berlin abgeschafft wird, damit die Zahl der Studienanfänger steigen kann.

Die Sommerferien in Berlin beginnen am kommenden Donnerstag. Das neue Schuljahr beginnt am 26. August. (dpa)

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