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Mariupol in Trümmern.

© AFP/ANDREY BORODULIN

Ukraine-Invasion Tag 728: Erinnerungen an ukrainische Städte, die vom Krieg gegen Russland in Trümmern liegen

Neue EU-Sanktionen gegen Russland. Russland verstärkt offenbar Angriffe nahe Robotyne. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Trümmer, wo sonst prächtige Bauten standen. Verlassene Innenstädte, wo sonst Menschen in Cafés saßen. Stille statt Kinderlachen. Mehr als 200 ukrainische Städte und Dörfer sollen nach Angaben der ukrainischen Behörden in dem inzwischen zwei Jahre andauernden Krieg stark beschädigt worden sein. Kaum wiederzuerkennen sind sie. Ob sie eines Tages wieder aufgebaut werden, ist unklar. Ganz die alten werden sie gewiss nie wieder sein.

Der „Kyiv Independent“ hat nun eine Fotoserie zusammengestellt (die Bilder können Sie sich hier anschauen), in der ukrainische Orte vor und nach der russischen Invasion zu sehen sind. Dazu teilen Einheimische ihre Erinnerungen an ihr altes Zuhause.

Da ist zum Beispiel Iryna Ivanchenko, die in Kurachowe – einer strategisch wichtigen Stadt in der Oblast Donezk – groß geworden ist. Zuletzt sei sie im Juli 2023 in der Stadt gewesen, um ihre noch dort lebenden Eltern zu besuchen. Damals habe sie erfahren, dass ihre alte Schule einem russischen Angriff zum Opfer gefallen sei. „Viele Orte, die mit meiner Kindheit zu tun haben, wurden zerstört, darunter das Haus der Kultur, in dem ich früher getanzt habe, mein Kindergarten und meine Schule“, sagte Ivanchenko. Und weiter: „Ich habe Angst, meine Heimat zu verlieren und nie mehr zurückkehren zu können, weil die Russen Städte im Donbass dem Erdboden gleichmachen.“

Andrii Kiurdzhiev musste gleich zweimal sein Zuhause verlassen. 2014 floh er schon aus seiner Heimatstadt Awdijiwka, dann 2023 aus Mariupol. Er sei inzwischen emotional erschöpft, sagt er. „Ich habe kein Zuhause, nichts. Jetzt muss ich überleben und nach einem neuen Ort suchen, den ich mein Zuhause nennen kann, anstatt den Verlust des alten zu beklagen.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Kurz vor dem zweiten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine verhängt die Europäische Union neue Sanktionen gegen Russland. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb am Mittwoch im Onlinedienst X: „Wir müssen Putins Kriegsmaschinerie weiter schwächen.“ Erstmals betreffen die Sanktionen auch Firmen auf dem chinesischen Festland, die militärisches Material an Russland liefern. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Russland umgeht laut einer neuen Studie die westlichen Wirtschaftssanktionen über frühere Sowjetrepubliken, China und einen Nato-Staat: die Türkei. Zu diesem Schluss kommen die Wirtschaftsforscher von Münchner Ifo-Institut und Econpol in einer Studie. Grundlage der Auswertung ist eine Analyse der russischen Handelsströme. Demnach haben sich die russischen Importe bedeutender Wirtschaftsgüter und militärisch wichtiger Bauteile aus diesen Nachbarregionen in den vergangenen Jahren vervielfacht
  • Durch einen ukrainischen Raketenschlag auf einen russisch kontrollierten Truppenübungsplatz im Gebiet Donezk sind Medienberichten zufolge Dutzende Soldaten ums Leben gekommen. Das ukrainische Militär habe auf motorisierte Infanterieschützen aus Transbaikalien, einer sibirischen Region östlich des Baikalsees, geschossen, als diese auf ihren Kommandeur gewartet hätten, berichtete der russische Dienst der BBC. Nach Einschätzung der Redaktion unter Berufung auf vorliegendes Bild- und Videomaterial gab es dabei mindestens 60 Tote.
  • Die russischen Truppen verstärken nach britischen Angaben ihre Angriffe nahe dem Dorf Robotyne in der Südukraine. Zwar hätten die russische 58. Armee und Luftlandekräfte in der Gegend bei der ukrainischen Gegenoffensive im Vorjahr schwere Verluste erlitten, teilte das britische Verteidigungsministerium in London mit. Allerdings hätten das langsamere Einsatztempo sowie starke Rekrutierungsbemühungen es den russischen Streitkräften an dieser Front wahrscheinlich ermöglicht, sich zu sammeln und zu stärken. Mehr dazu hier.
  • Die ukrainische Armee hat den Verlust ihres Brückenkopfs Krynky am russisch besetzten Ufer des Flusses Dnipro im Süden der Ukraine bestritten. Die Information des „Aggressors“ Russland zur Einnahme des Brückenkopfs sei „falsch“, erklärte das Südkommando der ukrainischen Streitkräfte in Online-Netzwerken. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte die Einnahme von Krynky am Dienstag in einem im Fernsehen übertragenen Gespräch mit Präsident Wladimir Putin bekanntgegeben.
  • Nach dem Tod des inhaftierten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat Großbritannien Sanktionen gegen sechs russische Strafvollzugsbeamte verhängt. „Diejenigen, die für die brutale Behandlung Nawalnys verantwortlich sind, sollten sich keine Illusionen machen - wir werden sie zur Rechenschaft ziehen“, erklärte der britische Außenminister David Cameron. Die Sanktionen richten sich gegen sechs Beamte aus der Leitung der sibirischen Strafkolonie „Polarwolf“, in der Nawalny gestorben war. Mehr dazu hier.
  • Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas hat den Westen in scharfen Worten vor Naivität gegenüber Russland gewarnt. „Mein Volk und ich beobachten mit einer gewissen Sorge, wie wenig wahrgenommen wird, was sich derzeit in den Weiten Russlands zusammenbraut“, sagte Kallas als Gastrednerin auf dem traditionellen Matthiae-Mahl, an dem auch Kanzler Olaf Scholz teilnahm. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Überbleibsel eines in der Ukraine gefundenen, nordkoreanischen Marschflugkörpers enthalten einem Bericht zufolge Komponenten von Unternehmen mit Sitzen in den USA und Europa. Das in Nordkorea gefertigte Geschoss habe mehr als 290 elektronische Teile enthalten, die nicht aus dem Land stammten, heißt es in einem Bericht der Organisation CAR, die die Lieferung von Waffen und anderem militärischen Material in Konfliktgebiete verfolgt. Mehr dazu hier.
  • Der wegen der Weitergabe von Falschinformationen über den US-Präsidentensohn Hunter Biden angeklagte FBI-Informant ist nach Angaben der Ermittler von Mitarbeitern des russischen Geheimdienstes mit Material für seine Lügengeschichten versorgt worden. Dies habe der 43-jährige Alexander Smirnov im Verhör zugegeben, erklären der Sonderermittler David Weiss und andere Strafverfolger in einem am Dienstag bei einem Bundesgericht im US-Bundesstaat Nevada eingereichten Dokument. Mehr dazu hier.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) lehnt die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine trotz des wachsenden Drucks in der Ampel-Koalition weiter ab. Zugleich unterstütze er den Bundestagsantrag der Koalitionsfraktionen zum Krieg in der Ukraine „aus vollem Herzen“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. In dem Antrag, den der Bundestag an diesem Donnerstag beraten will, wird unter anderem die „Lieferung von zusätzlich erforderlichen weitreichenden Waffensystemen“ verlangt.
  • Nach einem Angriff von Jugendlichen in Oberhausen in Nordrhein-Westfalen ist ein zweiter junger Ukrainer an seinen dabei erlittenen Verletzungen gestorben. Der 18-Jährige starb am Dienstag in einem Krankenhaus, wie eine Polizeisprecherin in Essen mitteilte. Bereits kurz nach der Tat vor anderthalb Wochen war ein 17-jähriger Ukrainer an einer Stichverletzung gestorben. Mehr dazu hier.
  • Der Krieg in der Ukraine hat Deutschland Wirtschaftsforschern zufolge bisher mehr als 200 Milliarden Euro gekostet. „Die wirtschaftlichen Kosten für Deutschland nach zwei Jahren Ukraine-Krieg dürften deutlich höher liegen als 200 Milliarden Euro“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, der Rheinischen Post.
  • Der Krieg in der Ukraine hat Deutschland Wirtschaftsforschern zufolge bisher mehr als 200 Milliarden Euro gekostet. „Die wirtschaftlichen Kosten für Deutschland nach zwei Jahren Ukraine-Krieg dürften deutlich höher liegen als 200 Milliarden Euro“, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, der Rheinischen Post.
  • Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), glaubt nicht an eine militärische Offensive der Ukraine in diesem Jahr. Es fehle ihr dazu an Munition und an Rückhalt aus den USA, sagte Hofreiter dem Nachrichtenportal ntv.de. Wenn Russland zumindest keine weiteren Geländegewinne erziele, sei dies „immer noch das Beste, was der Ukraine in den kommenden Monaten gelingen kann“, so Hofreiter.
  • Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), glaubt nicht an eine militärische Offensive der Ukraine in diesem Jahr. Es fehle ihr dazu an Munition und an Rückhalt aus den USA, sagte Hofreiter dem Nachrichtenportal ntv.de. Wenn Russland zumindest keine weiteren Geländegewinne erziele, sei dies „immer noch das Beste, was der Ukraine in den kommenden Monaten gelingen kann“, so Hofreiter.

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