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Die deutsche Nationalspielerin Svenja Huth hat als Rechtsverteidigerin noch Luft nach oben. Trotzdem verändert ihre neue Rolle das Spiel Deutschlands entscheidend.

© imago images/Beautiful Sports

Kaum zu verteidigen: Die Flexibilität des DFB-Teams ist der Schlüssel zum Erfolg

Die deutschen Fußballerinnen haben im Auftaktspiel gegen Marokko gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist bei dieser WM. Das lag vor allem daran, dass sie ihr gewohntes System ungewohnt interpretierten.

Das erste Spiel von Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland hätte auch anders laufen können. Beim 6:0-Sieg über Marokko fehlte Lena Oberdorf im zentralen defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung musste Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg auf Marina Hegering und Sjoeke Nüsken verzichten.

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Es hätte die Möglichkeit sein können, statt einer Viererkette in der Abwehr eine Dreierkette auszuprobieren. Das Personal wäre mit Felicitas Rauch, Kathrin Hendrich und Sara Doorsoun vorhanden gewesen. Doch die Bundestrainerin entschied sich dazu, an der Viererkette festzuhalten und erneut Svenja Huth rechts aufzubieten.

Für die nächsten Partien nehmen wir mit, dass wir so leichte Ballverluste, gerade Richtung Zentrum, vermeiden müssen.

Svenja Huth, deutsche Nationalspielerin

Huth ist keine gelernte Innenverteidigerin, was auch gegen Marokko in manchen Spielsituationen auffiel. Die 32-Jährige ist eben den größten Teil ihrer Karriere eine Offensivspielerin gewesen und kann dem Drang, ein Dribbling zu starten, nicht immer widerstehen. „Für die nächsten Partien nehmen wir mit, dass wir so leichte Ballverluste, gerade Richtung Zentrum, vermeiden müssen“, sagte Huth und sprach dabei wohl auch von sich selbst. Marokko bestrafte diese Ballverluste allerdings nicht und so war Huth als Außenverteidigerin ein Faktor, der das gesamte Spiel Deutschlands veränderte.

Die Positionswechsel stellten Marokko vor eine unlösbare Aufgabe

Das deutsche Team spielte zwar wieder im gewohnten 4-3-3 mit dem Ball, doch Jule Brand, die vor Huth eingesetzt wurde, interpretierte ihre Position alles andere als klassisch. Sie zog oft nach innen, um Huth auf außen Platz zu geben, den diese nutzte, war häufig im zentralen Mittelfeld oder auch mal links zu finden. Das machte die scheinbar starre taktische Ausrichtung der Mannschaft von Voss-Tecklenburg extrem flexibel und schwer ausrechenbar für Marokko.

Was bei Huth und Brand anfing, setzte sich im Mittelfeld und Sturm fort. Dort agierte Lina Magull teilweise ganz vorne, während Alexandra Popp, die eigentliche Spitze, immer wieder entgegenkam, um Pässe fest zu machen oder direkt weiterzuleiten. So entstand auch das vermeintliche 2:0 von Sara Däbritz, das aufgrund einer Abseitsstellung aber zurückgenommen wurde. Immer wieder boten sich die deutschen Spielerinnen zwischen den Ketten an, was für Marokko kaum zu verteidigen war.

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Einzig Klara Bühl und Felicitas Rauch hielten zumindest in der ersten Halbzeit die komplette Breite, was sich nach dem Seitenwechsel dann aber änderte. Das lag zum Einen an der Freiheit im Positionsspiel, die Brand offenbar zugestanden worden war von Voss-Tecklenburg und ihrem Trainer:innenteam. Andererseits lag es an Rauch, die sich im zweiten Durchgang vermehrt in die Offensive miteinschaltete und so Druck aufbaute.

Entscheidend für den hohen Sieg war auch, dass Deutschland zu jedem Zeitpunkt hungrig blieb und immer noch eins obendrauf setzten wollte. Das deutsche Team steigerte sich Minute um Minute und belohnte sich diesmal für den hohen Aufwand. Daran knüpften auch die Einwechselspielerinnen an.

Die frühe und vor allem hohe Führung gab Voss-Tecklenburg Gelegenheit, Spielerinnen zu testen, die sonst zuletzt nicht so viel Einsatzzeit erhalten hatten. Lea Schüller etwa oder Laura Freigang. Auch Nicole Anyomi, Lena Lattwein und Chantal Hagel erhielte ihre Chance – und nutzten sie.

Das 6:0 durch Schüller war eine Co-Produktion der Einwechselspielerinnen und zeigte, dass Deutschland auch bei diesem Turnier einen in der Breite starken Kader hat. Durch die Einwechslungen wurden außerdem Alternativen präsentiert, die in dieser Form bislang kaum zu sehen waren. So spielte Popp und später Freigang als hängende Spitze hinter Schüller, was gut harmonierte und mal etwas anderes war als eine reine Dreierkette im Angriff.

Diese Flexibilität dürfte im weiteren Verlauf noch wichtig werden. Vor allem, weil bereits jetzt Oberdorf, Hegering und Nüsken angeschlagen sind. Auch Sydney Lohmann verletzte sich im Abschlusstraining vor dem ersten Spiel (leichte Adduktorenzerrung) und dürfte erstmal fehlen. Das Spiel gegen Marokko hat aber gezeigt, dass Deutschland für jede Herausforderung gewappnet ist.

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