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Alleen stehen für das Pendeln in die Natur. Wer nach Nauen zieht, könnte hier vorbeikommen.

© Schöning/Imago

Wohnen auf dem Lande: Familien beleben Brandenburgs entlegene Winkel

Junge Menschen sehnen sich nach einem Heim im Grünen

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Wie möchten junge Menschen zukünftig wohnen? Eine Studie des Regionalportals meinestadt.de zeigt: Die Mehrheit wünscht sich, mit der eigenen Familie im Eigenheim zu leben. Dabei sind die Vorstellungen der Wunschimmobilie eher klassisch, bescheiden und berücksichtigen ökologische Aspekte. Die Riesenvilla oder der eigene Pool sind Träume einer Minderheit. In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut respondi wurden im Januar des vergangenen Jahres 3000 Personen zwischen 18 und 31 Jahren befragt.

Die junge Generation legt viel Wert auf Work-Life-Balance, Homeoffice und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

61
Prozent der jüngeren Menschen würden lieber auf dem Lande als in der Stadt wohnen

Stadt oder Land? Bei dieser Frage haben die Jüngeren eine klare Präferenz. So würden 61 Prozent von ihnen lieber auf dem Land wohnen als in einem städtischen Gebiet, und 77 Prozent würden eine ruhige Lage einer zentralen vorziehen. Neben der Landidylle mit der Ruhe und der Beschaulichkeit verbindet rund die Hälfte von ihnen mit dem Umland vor allem auch bezahlbaren Wohnraum: Die Wohnkostenbelastung ist in Städten größer als auf dem Land.

„Die neue Landlust ist da und sie lässt sich auch in den Wanderungsstatistiken nachzeichnen“, sagte Catherina Hinz, Geschäftsführende Direktorin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung in Berlin. Anlass war die Präsentation einer Studie zum Wanderungsgeschehen in Deutschland.

„Die neue Landlust begann nicht erst mit der Corona-Pandemie“, betonte Hinz. Sie habe sich schon vorher angedeutet und 2017 an Fahrt aufgenommen. Corona habe den Trend noch einmal verstärkt.

Dörfer und Kleinstädte gehören zu den Wanderungsgewinnern

„Die aktuellen Daten deuten auf eine Trendwende hin. Dörfer und Kleinstädte zählen im Vergleich zu den späten 2000er Jahren heute eindeutig zu den Wanderungsgewinnern. Und sie profitieren dabei auch von der fehlenden Attraktivität der Großstädte, die in den vergangenen Jahren immer voller und teurer geworden sind“, erläutert Frederick Sixtus, Projektkoordinator Demografie Deutschland.

Die Lage kleiner Gemeinden spiele kaum noch eine Rolle. „Die Menschen ziehen nicht mehr vor allem in die Speckgürtel großer Städte, sondern auch in abgelegene Regionen“, so der Forscher Sixtus.

Der Studie zufolge sind es hauptsächlich Familien mit minderjährigen Kindern, die für die Belebung entlegener Regionen in ganz Deutschland sorgen. Auch berufliche Gründe sorgen inzwischen dafür, dass Menschen größere Städte verlassen und in den ländlichen Raum ziehen. Das war Ende der 2000er Jahre noch anders. Damals galt: je ländlicher die Gegend, desto mehr berufliche Abwanderung.

„Wir sehen auch einen weiteren Trend, nämlich dass Menschen in beiden Welten, in Stadt und Dorf, gleichzeitig zu Hause sind“, ergänzt Manuel Slupina von der beteiligten Wüstenrot-Stiftung. Diese Menschen nutzten die Möglichkeiten des ortsunabhängigen Arbeitens und verschiedene Angebote griffen diesen Trend auf.

Ende der 2000er Jahre hätten noch vor allem die großen Städte Einwohner hinzugewonnen. Inzwischen sei das Wanderungsgeschehen weitgehend ausgeglichen.

Die Wissenschaftler haben das Wanderungsgeschehen der Jahre 2008 bis 2010 mit dem Zeitraum 2018 bis 2020 deutschlandweit verglichen. Konnten im Zeitraum 2008 bis 2010 nur 28 Prozent der Landgemeinden ein Plus an Einwohnern durch Zuzüge verzeichnen, waren es zehn Jahre später 63 Prozent der Landgemeinden. Seit 2017 sinkt laut Studie der Wanderungssaldo der Großstädte.

Junge Erwachsene zieht es weiterhin in die Städte

Weniger „landlustig“ sind demnach die 18- bis 24-Jährigen, die es vor allem wegen der Ausbildungs- und Kulturangebote nach wie vor in die Städte zieht.

Zuwanderung bedeutet allerdings nicht gleichzeitig auch Wachstum. Die hohe Sterberate kann oft nicht kompensiert werden und die Gemeinden schrumpfen trotzdem. Von den rund 3500 Gemeindeverbänden und Einheitsgemeinden, die zwischen 2018 und 2020 Wanderungsgewinne verzeichneten, verlor etwa ein Drittel dennoch insgesamt an Einwohnern.

Aspekte ökologischen Wohnens finden in der jungen Generation mehrheitlich Anklang. So ist etwa 77,5 Prozent der für das Regionalportal meinestadt.de Befragten die eigene Stromerzeugung durch Solarzellen auf dem Dach wichtig, 64,7 Prozent umweltfreundliche Baumaterialien. Der Besitz eines E-Autos bzw. die dafür benötigte Auflademöglichkeit vor der Tür kommt in den Gedanken der Jüngeren bisher jedoch nicht wirklich vor. Fragt man sie nach den Top-Ausstattungsmerkmalen der künftigen Immobilie, spielt die Auflademöglichkeit für das E-­Auto bei nur 11,5 Prozent eine Rolle und nimmt damit in etwa den gleichen Stellenwert ein, wie der Wunsch nach einem eigenen Swimmingpool (9,8 Prozent).

77,9 Prozent der Befragten ziehen den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses dem Wohnen zur Miete vor. Gründe für den Immobilienerwerb sind Altersvorsorge (67,7 Prozent), Gestaltungsfreiheit (60,6 Prozent) und der Wegfall der Mietzahlungen (60,3 Prozent). Präsentiert man den Befragten Gegensatzpaare zur Auswahl wie „Ländlich/Städtisch“, „Garten/Mehr Wohnfläche“ oder „Meer/Berge“, so entsteht das ideale Wohnbild der jungen Generation: ein Eigenheim in Form eines mehrstöckigen Neubaus mit Garten in ländlicher Lage am Meer.

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