Ein Triumph: In Mantua sind erstmals seit 400 Jahren wieder Prunkstücke der berühmtesten Kunstsammlung der Renaissance zu sehen
Peter von Becker
Wie er für seine Autoren war – eine Erinnerung an Deutschlands bedeutendsten Verleger
Der Poet als politischer Kopf: Amos Oz und sein neues Buch „Allein das Meer“ – eine Begegnung mit Israels berühmtestem Schriftsteller in Berlin
Ein Schmerzensmann als Frauenheld: Frank Castorf inszeniert Dostojewskis Roman „Der Idiot“ an der Berliner Volksbühne. Sechs Stunden herrliches und grässliches Video-Theater – mit Martin Wuttke als grandiosem Titelhelden
Auf den "Lear", das gewaltig grandiose Alterskönigsdrama, warten wir nicht unbedingt in der freien Produktion einer no-name-Truppe ("Theater T1") in den Berliner "Sophiensaelen". Zumindest nicht am Abend eines Champions-League-Finales, wenn die alten Könige von Madrid gegen die frechen Bastarde von Bayer kämpfen.
Gibt es das Inbild, das abolut einzigartige Symbol einer Epoche? Kein Kunstwerk, sondern die filmisch oder photographisch zwingende Widerspiegelung der Realität?
Der schmale grauhaarige Herr, kurzärmlig und ganz in sommerlichem Weiß, könnte ein pensionierter Tennislehrer sein. Er hat ein Fernglas vor der heiteren Miene, nur ein kurzes Hüftkratzen, ein fußschabend angedeutetes Wadenjucken verrät einen Hauch Nervosität.
Nun gibt es ihn also, Rolf Hochhuths "Stellvertreter", als Film. Schon einmal hatte der Dramatiker 1964 seine Geschichte an den italienischen Produzenten (und Loren-Ehemann) Carlo Ponti verkauft.
Ein Hauch von Wehmut und Trotz, von Dankbarkeit und Erschöpfung weht jetzt durch das große Haus. Diese Premiere war zugleich ein Finale, und zum Abschied für Johann Kresniks Choreografisches Tanztheater an der Berliner Volksbühne gab es noch einmal rauschenden Beifall.
Die Zäsur ist da. Doch abgesehen von ein paar Protesten im öffentlichen Dienst und dem Krach um eine wohl doch noch abwendbare Zerstörung der medizinischen Forschung an der Freien Universität scheint Berlin angesichts der nun real existierenden rot-roten Koalition wie erstarrt: zwischen Furcht und Hoffnung.
Der Star scheint aus Porzellan zu sein. Blassweiß, fragil und kühl.
Superlative entsprechen auch in jenen Todesfällen, da wir einen geliebten oder verehrten Verstorbenen rühmen, selten der vollen Wahrheit. Und doch ist beim Tod des exilpolnischen Literatur- und Theaterwissenschaftlers Jan Kott die Ausnahme angebracht: Kein anderer Theoretiker nämlich hat in den letzten 100 Jahren mit seinen Interpretationen derart Einfluss genommen auf die Praxis der von ihm beleuchteten, erhellten, befeuerten Kunst.
Kennen Sie den sibirischsten Ort Europas? Er liegt direkt an der Himmelspforte, sozusagen: auf der Schwelle.
Ären wechseln heute wie der Wind. Eben noch die Jahrtausendwende, die Gen-Revolution, Terror, Technik, Selbstmordflieger, Gotteskrieger, Steinzeit und Chipzeit, der neue Mensch, die künstliche Intelligenz.
Doch die Leichen schöner Krimis leben länger. Und es gibt auch Wiederauferstehungen.
Mit der Vertrauensfrage des Kanzlers geht es am Freitag auch wieder um die - innenpolitische - Macht. Aber die zu Grunde liegende Entscheidung über einen Kriegseinsatz der Bundeswehr ist zugleich eine Frage der Moral.
So schnell ändern sich die Perspektiven. Eben noch zitiert Karl Heinz Bohrer, lange in Paris lebender und in Bielefeld lehrender Herausgeber des in Berlin-Charlottenburg ansässigen "Merkur" (der "Deutschen Zeitschrift für europäisches Denken"), ein berühmtes Brecht-Diktum: "Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.
Der klügste Satz ist einer des Bundeskanzlers. Gerhard Schröder hat Anfang der Woche, und gestern bekräftigt in seiner Regierungserklärung, nicht mehr vom "Kampf der Kulturen" gesprochen, sondern die Auseinandersetzung mit dem neuen Terrorismus einen "Kampf um Kultur" genannt.
Es ist noch immer wie ein Filmriss in unserem Bewusstsein. Zwischen dem in Dramen, Mythen und Mosaiken, in Tempeln, Pyramiden, Skulpturen weiterlebenden Bild der Antike und ihrem stolzen Widerschein in der Renaissance klafft ein Loch.
Tritt nie mit Tieren oder mit Kindern auf! Das ist eine der ältesten Schauspieler-Regeln: weil die Viecher oder die Kleinen einem beim Publikum sofort die Show stehlen.
Es geht ums Ganze: um das "ethische Selbstverständnis unserer Gattung", wie der Philosoph Jürgen Habermas sagt. Noch vor wenigen Jahren klang das Wort "Klonen" wie ein Scherzwort - und nun verkündet der italienische Fortpflanzungsexperte Severino Antinori bei einem Kongress in Washington, er werde noch dieses Jahr beginnen, das genetische Duplikat eines Menschen zu züchten.
Oft war er nur der Unscheinbare unter den großen Spielern seiner Zeit. Also unserer Zeit.
Auf der Bühne schien er immer: der Berserker. Ein hünenhaft massiger Mensch, obenauf ein fast kindlich weiches Gesicht unterm struppigen Graublond - doch aus Kopf und Corpus schwitzend und dröhnend, und seine Rollenreden waren tatsächlich Aufrufe, Erschütterungsversuche, waren also wahrhaft öffentliche Ansprachen, die das Theater noch einmal als Forum, Kultstätte und gesellschaftliche Arena beschworen.
PulcianoWer in der Sommerhitze vom Eis redet, vom Lieblingseis und von eishaltigen Lieblingsorten, der darf das nicht lauwarm tun. Sondern muss uns zum Schmelzen bringen: vor Sehnsucht und Begeisterung.