Reisen bildet, nicht immer. Aber bringt Bilder, das allemal.
Peter von Becker
Wir Alle Kennen das. Nach Jahren oder gar Jahrzehnten gibt es auf einmal die Wiederbegegnung mit verflossenen Freunden, Bekannten, Geliebten.
Das Vorspiel, offenbar nur ein Traumspiel, ist die alte Varieté-Nummer mit der zersägten Jungfrau. Woody Allen tritt auf mit Zauberhut und Kettensäge, während Sharon Stone als leichtgeschürzte Partnerin in die sargähnliche Kiste steigt.
Nachtschatten wachsen auf Treppen, in Ecken, auf Matratzen am Boden kauern, lungern, liegen ein Dutzend Gestalten, von irgendwoher weht eine leise, schwermütige Melodie ins Halbdunkel, durch Gefängnisgitter, und ein Mann schlägt Eisen gegen Eisen, prüft als Wächter die Schlösser und Stäbe, die hier die Grenze zwischen Innenwelt und Außenwelt, zwischen Wachen und Schlaf markieren. Das Leben ein Traum?
Wie viele Chancen hat der Mensch? Du lebst nur zweimal, meint der Schöpfer von James Bond; das ist die harte Variante.
Er ist wieder da, zurückgekehrt ins öffentliche Gespräch. Der Tod.
"Ich habe damit rechnen müssen", sagt Michael Schindhelm. Doch bis gestern hatte kaum jemand sonst damit gerechnet, dass der 40-jährige Chef des Basler Theater- und Opernhauses eine 260-seitige Stasi-Akte besitzt.
Paul Wühr, der 1927 in München geborene, seit Jahren auf einem umbrischen Berg thronende Dichter, ist wohl der größte lebende Dramatiker, der noch nie im Theater gespielt wurde. Das liegt auch daran, dass Wühr keine Theaterstücke im engeren Verständnis schreibt.
Grazie und Katastrophe, das unterschwellige, beiläufige Verhängnis, sind in den Stücken von Tankred Dorst immer gegenwärtig. Das kommt, ob im riesigen Menschheitsdrama vom Zauberer Merlin und den Rittern der Tafelrunde oder bei den jetztnahen deutschen Familiengeschichten, merkwürdig leicht daher.
Als Johannes Rosmer alias Gert Voss eines Morgens, an der Schwelle seines Schlafzimmers, Rebekka West, die ihn seit Jahren begehrt, endlich fragt, ob sie seine Frau werden wolle, da fährt die Schauspielerin Angela Winkler in der Rolle auf wie von einer Schlange gebissen. Und ihr heller Schrei wird selbst zum Schlangenschrei - zum erstickenden Zischen.
Naturgemäß sind Bauern, Metzger und Tiermehlfabrikanten die ersten Opfer jener schwer ergründlichen Krankheit, die nun, Wahnsinn!, wieder die Schlagzeilen beherrscht.
Keine Scherze mit Namen, no jokes on names, lautet eine ehrwürdige Journalistenregel. Doch manchmal darf sie auch durchbrochen werden.
Diesmal liegen die Karten offen auf dem Tisch. Beim zweiten Versuch der am vergangenen Wochenende gestarteten RTL-Show "Big Brother" geht es nur noch um das Eine: Wer mit wem - und wann?
Profession und Passion verbinden sich mitunter zu einem Leben. Aber Hilmar Hoffmanns Fall ist doch eine fast wunderbar zu nennende Ausnahme.
Er Kommt An. Und ist auch angekommen.
Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten, und im nächsten Vierteljahrhundert werden es wohl zwei Drittel der Erdenbürger sein: mehr als fünf Milliarden Menschen. Stadtbürger aber mit den Chancen, Rechten und Pflichten einer urbanen Zivilisation kann man schwerlich noch alle Bewohner jener explosiv wuchernden Mega-Citys nennen, die schon gar nicht mehr Städte heißen.
Der Himmel wird schwarz über Bonn-Bad Godesberg. Hier, am Rande des hübschen Kurparks, gesäumt von der Redoute, dem Theater, Tennisplätzen und einer der letzten verbliebenen (afrikanischen) Botschaften der Ex-Hauptstadt, öffnet die Idylle all ihre Abgründe.
Gerade fünf Wochen ist Christoph Stölzl im Amt, da durfte Berlins neureifer Kultur- und Wissenschaftssenator zusammen mit Michael Naumann den "Hauptstadtkulturvertrag für das Jahr 2000" unterzeichnen. Es geht, wie gemeldet, um jene 80 Millionen Mark, die der Bund dem Land Berlin für seine beiden großen Opernhäuser, die Philharmoniker, das Konzerthaus am Gendarmenmarkt, das Deutsche Theater sowie das Haus der Kulturen der Welt und das Jüdische Museum zuschießt; hinzu kommen 20 Millionen zur Förderung kultureller Einzelprojekte aus dem Hauptstadtkulturfonds.
Das reicht hinaus über eine gewöhnliche Künstler-Biographie. Rüdiger Schaper, Feuilletonredakteur des Tagesspiegel, hat mit seinem Buch "Moissi.
Berlins neuer Senator für Wissenschaft und Kultur ist ein machtloser Mann, und doch kommt es auf ihn jetzt an wie auf kaum einen anderen in der Hauptstadtregierung. Das ist ein grotesker und womöglich produktiver Widerspruch.
Politiker diskutieren und urteilen einmal nicht über Krieg und Frieden, Straßenbau oder Steuern, sondern über Kunst. Das wirkt in Deutschland noch immer wie ein Seitensprung.
Berlins künftiger Kultur- und Wissenschaftssenator hat sich gleich nach seiner Nominierung öffentlich zum Lustprinzip bekannt. Wenn die Kunst also laut Schiller heiter sei und die Wissenschaft in Nietzsches Sinne fröhlich, dann ist Christoph Stölzl nach Neigung und Selbsteinschätzung durchaus der Mann am Platze.
Er ist der Philosoph unter den Schauspielkünstlern. Und zu seinem 80.
Als Abgang à la Lafontaine wird der überraschende Rücktritt der Berliner Kultur- und Wissenschaftssenatorin Christa Thoben inzwischen bei ihren Parteifreunden in der CDU kritisiert. Und gegen erste Einschätzungen, die aus der Bundespolitik eingeschwebte Senatorin sei allein am Berliner Beton zerschellt, verwahrte sich in der gestrigen Debatte des Berliner Abgeordnetenhauses auch die mitregierende SPD.