EU-Chefdiplomat Javier Solana soll bei seiner letzten Landung in Skopje kräftig durchgeschüttelt worden sein. Sein Learjet war gerade dabei, auf der Landebahn aufzusetzen, als kaum 30 Meter höher ein Kampfflugzeug der mazedonischen Armee vorbei donnerte.
Stephan Israel
Das Idol von einst kann nur noch einen kleinen Haufen fanatischer Anhänger mobilisieren. Am Wochenende, als die jugoslawischen Minister per Dekret den Weg für die Auslieferung von Slobodan Milosevic frei machten, riefen wenige Dutzend Demonstranten wütend den Namen von Serbiens prominentestem Häftling.
Die Belgrader kennen diese Art von Nervosität schon. Vor der Verhaftung von Slobodan Milosevic Ende März war die Stimmung in der Hauptstadt ähnlich gespannt.
Mazedoniens Präsident Boris Trajkovski hat am Mittwoch den Dialog mit den politischen Vertretern der albanischen Minderheit suspendiert. Die Gespräche seien wegen "unvernünftiger Forderungen" der Albaner blockiert.
Fast scheint es, als wäre Bulgariens früherer König im letzten Moment doch etwas über die neue Last der Verantwortung erschrocken. Im grellen Licht der Fernsehkameras wirkt Simeon II.
Die so genannte Nationale Befreiungsarmee (UCK) hat ihren Forderungskatalog schon aufgestellt: "Die Nato muss mit einer Intervention auf dem ganzen Territorium Mazedoniens einen dauerhaften Frieden garantieren", heißt es im jüngsten Kommunikee der albanischen Rebellen. Diese selbst dürfen allerdings nicht mit am Tisch sitzen, wenn die Vertreter der albanischen und mazedonischen Parteien in den kommenden Tagen hinter verschlossenen Türen den Ausweg aus der Krise des Landes suchen werden.
Die Hilfsorganisationen wollen die seit Montag geltende Waffenruhe in Mazedonien nutzen, um Lebensmittel und Medikamente zur albanischen Zivilbevölkerung zu bringen, die seit Wochen in den belagerten Dörfern bei Kumanovo eingeschlossen sind. Doch die Armee ist misstrauisch und lässt kaum einen Konvoi ins Grenzgebiet zu Kosovo hindurch.
Die neue Kompromissbereitschaft der slawisch dominierten Regierung gegenüber der albanischen Minderheit hat an den Fronten in Mazedonien bisher zu keiner Beruhigung geführt. Im Westen bei Tetovo und im Norden des Landes haben die Gefechte zwischen albanischen Rebellen und den Regierungstruppen auch am Freitag angehalten.
Die mazedonische Regierung lässt jeden Tag über die linientreuen Medien die neusten Siegesmeldungen verbreiten. Glaubt man der offiziellen Propaganda, ist es nur eine Frage von Tagen, bis die albanischen Freischärler bezwungen sind.
Am Donnerstag werden serbische Regierungstruppen im Presevotal in den letzten Abschnitt der Pufferzone zum Kosovo einmarschieren. Die Entwaffnung der albanischen Rebellen soll unter internationaler Aufsicht bis Ende des Monates abgeschlossen werden.
Die Bevölkerung von Kumanovo hat den Krieg nun vor der Haustür. Ein Teil der Bewohner steigt auf die umliegenden Hügel, um einen besseren Ausblick auf die Kampfhandlungen zu haben.
Die mazedonischen Regierungstruppen haben am Donnerstagnachmittag in der Nähe von Kumanovo im Norden des Landes eine neue Offensive gestartet. Zwei Kampfhubschrauber aus ehemals sowjetischer Produktion beschossen Häuser und einen Wald in der Nähe des Dorfes Vakcince.
Der lange Ehrentisch am Ende der Hotelhalle muss in dieser Nacht leer bleiben. Der Gast, der dort gerne mit seiner Entourage Platz zu nehmen pflegt, wartet wohl bis zuletzt an unbekanntem Ort auf die überraschende Wendung.
Es sind ehemalige Weggefährten, die Serbiens prominentesten Untersuchungshäftling Slobodan Milosevic belasten. Michalj Kertes, früher Zolldirektor und enger Vertrauter des Autokraten, ist der Hauptbelastungszeuge.
Der ehemalige jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic muss nach seiner Festnahme vorerst 30 Tage in Untersuchungshaft bleiben. Die serbische Polizei hat den im Oktober gestürzten Autokraten am frühen Sonntagmorgen nach einer knapp 40-stündigen Belagerung aus seiner Residenz im Belgrader Vorort Dedinje abführen und ins Zentralgefängnis überstellen können.
Die graue Fassade des Belgrader Zentralgefängnisses hat den prominenten Gast wie verschluckt. Die neue Unterkunft von Slobodan Milosevic macht einen heruntergekommenen Eindruck.
Das Drama um die Verhaftung von Slobodan Milosevic hat schließlich doch ein positives Ende genommen. Der Autokrat ist sechs Monate nach seinem Sturz hinter Gitter - und wird auch nicht so bald wieder auf freiem Fuß sein.
Die mazedonische Regierung hat am Sonntag mit der Mobilisierung von Armee-Reservisten begonnen. Dies sei wegen der andauernden Angriffe albanischer Terroristen rund um Tetovo notwendig geworden, sagte Armeesprecher Georgi Trendafilov.
Europa sieht sich mit dem fünften Balkankrieg seit dem Zerfall des alten Jugoslawiens konfrontiert. Nach Slowenien, Kroatien, Bosnien und Kosovo ist die Reihe jetzt an Mazedonien.
Emini, 32-jährig und stolzer Ladenbesitzer, ist die Eile anzusehen. Ein paar Freunde helfen ihm, die Teppichrollen aus dem Geschäft zu tragen und auf einen weißen Kleintransporter zu laden.
Der Spuk an Mazedoniens Grenze zum Kosovo schien zum Wochenbeginn vorbei zu sein. Die Behörden in Skopje zeigten sich nach dem ersten Schrecken, als albanische Rebellen der "Nationalen Befreiungsarmee" (UCK) in den vorigen drei Wochen wiederholt Angriffe gegen mazedonische Sicherheitskräfte führten, erstmals wieder zuversichtlich.
An der Grenze zwischen Kosovo und Mazedonien ist es am Mittwoch erstmals zu einem Schusswechsel zwischen US-Soldaten und bewaffneten Albanern gekommen. Eine amerikanische Patrouille habe dabei zwei Albaner in der Nähe der Rebellen-Hochburg Tanusevci angeschossen, teilte die Kosovo-Friedenstruppe Kfor mit.
Die Männer in den schwarzen Uniformen hätten sich keinen besseren Ort für ihren teuflischen Plan aussuchen können. Tanusevc liegt dort, wo sich normalerweise Füchse und Hasen gute Nacht sagen.
Vor dem Eingang zur Uzickastraße Nummer elf hält seit dem frühen Donnerstagmorgen eine verschworene Gruppe Wache. Die Nummer elf ist nicht irgendeine Adresse, sondern Domizil von Slobodan Milosevic.