Christoph Markschies ist Präsident der Humboldt-Universität, Kirchenhistoriker und schreibt an dieser Stelle über Werte, Wörter und was uns wichtig sein sollte.
Christoph Markschies
Seit vielen Jahren ist es in meiner Familie Brauch, am Heiligen Abend einen Christstern zu kaufen und meiner Mutter zu schenken. Und so betrat ich auch dieses Jahr kurz vor Toresschluss ein Blumengeschäft und fragte nach einem Christstern.
Hätte es die Modelle nicht gegeben, wäre es – mindestens für die fachfremden Sachpreisrichter – ziemlich schwierig geworden. Denn nur an den Modellen der Entwürfe für das Humboldt-Forum auf dem Schlossplatz, die die Mitarbeiter des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung mit bewundernswürdiger Präzision immer wieder in den Sitzungsraum des Preisgerichtes hereintrugen, konnte man sehen, wie ein Entwurf in seinem städtebaulichen Kontext wirken wird.
In kleinen Dörfern fehlt das lärmige Grundrauschen. Dort kann man noch erleben, wie einst auch in den Städten der Tag durch die Glocken der Kirchen strukturiert wurde.
Zwei meiner Tübinger akademischen Lehrer pflegten während langweiliger Sitzungen des Fakultätsrates ostentativ Antiquariatskataloge durchzuarbeiten und ich fand das vor Zeiten ziemlich ungehörig. Damals war ich allerdings als Assistentensprecher auch nur dazu verpflichtet, die Sitzungen des Fakultätsrates zu besuchen – ich saß nicht in irgendeinem der vielen weiteren Gremien, die sich die deutsche Universität im Laufe ihrer Demokratisierungsversuche zugelegt hat.
„Teekesselchen“ sagte man in meinen Kindertagen zu einem Begriff mit mehreren Bedeutungen, wissenschaftlich präziser zu einem Homonym. Unter der Wertsache „Olymp“ kann man zunächst einmal ganz schlicht ein steil ansteigendes Bergmassiv in Griechenland verstehen, das erstmals 1862 von einem (eigentlich als Afrikareisenden bekannten) Berliner Privatdozenten für Geografie bestiegen wurde und sich auch noch lange danach eine gewisse Unzugänglichkeit bewahrte: Mein Großvater musste in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts von der Besteigung absehen, da damals die Wälder des Olymp noch von Räubern unsicher gemacht wurden.
In der vergangenen Woche führten mich die Leiter zweier traditionsreicher belgischer Wissenschaftsverlage durch ihre Druckereien. Neben den hochmodernen Druck-, Falz- und Bindestraßen lagen in Turnhout wie Löwen riesige Stapel unbedruckten Papiers, feines weißes, gröberes beiges und so weiter und so fort.
Seit längerem fragt sich Christoph Markschies, warum es bestimmte Wissenschaften so leicht haben, hierzulande private Fördermittel zu akquirieren und warum sich andere so schwer tun. Schließlich ist genug Geld im Land vorhanden.
Leben besteht aber nicht nur aus organischen Vorgängen. Leben besteht fortwährend aus Entscheidungen.
Vor reichlich zwei Wochen hatte ich eine kluge Gruppe am See Genezareth im Norden Israels zu führen und las nochmals, was in den letzten Jahren über diese Landschaft veröffentlicht wurde, in der Jesus von Nazareth von Dorf zu Dorf zog. Mitten in dieser intensiven Lektüre am idyllischen See stand ich eines Morgens vor dem Frühstücksbuffet, als mir ein freundlicher alter Mann vorgestellt wurde.
Immer mehr Menschen entdecken aus verschiedensten Gründen den Wert des Fastens und verstehen darunter längst nicht nur Fisch am Freitag, sondern einen zeitweiligen, bewussten Verzicht auf etwas, auf das man scheinbar nur sehr schwer verzichten kann.
Die Universitäten könnten ein Motor für den europäische Einigungsprozess werden. Es Bedarf mehr als nur die Bürokratie in Brüssel.
Ohne Anstoß von außen bleibt oft nur Lethargie von innen. Die, die Anstoß nehmen und stolpern, müssen allerdings wieder Tritt fassen können.
Orakel in Kleinasien und eine Privatuni in Palästina: Wie aus den Christen der Antike Theologen wurden