Leuchtend: Malerei von Murshida Arzu Alpana in der Galerie Subject/Object
Die Berliner Künstlerin Murshida Arzu Alpana balanciert in ihrer Ausstellung „Existence & Non-Existence“ zwischen Surrealismus und Neo-Expressionismus.
Stand:
Was auf den Bildern von Murshida Arzu Alpana in der Galerie Subject/Object geschieht, ist schwer zu beschreiben. Alles hier wirkt simultan, flächige und körperhafte Elemente verbinden sich zu vibrierenden Welten. Ein monumentaler Fuß badet seinen dicken Zeh in einer Pfütze, Häuser schweben, schemenhafte Köpfe oder Silhouetten bevölkern einen abstrakten Raum, und immer wieder tauchen Tiere in der Stadt auf. Wie in dem Gemälde „Hochflug“, das einen Vogel im Abendlicht auf einer geschwungenen Laterne zeigt – wobei letzteres mehr einem leuchtenden Farbschweif ähnelt.
Blick für die kleinen Dinge
Als Klebstoff ihrer Motive fungiert Alpanas schier grenzenlose Energie. Die Malerin und Bildhauerin ist ein Katalysator für Stimmungen, vielleicht auch Spannungen, die sie erspürt und interpretierend in ihrer Arbeit aufgreift. Nach einer künstlerischen Ausbildung in Bangladesch und einer weiteren an der nordostindischen Visva-Bharati Universität kam sie über ein DAAD-Stipendium in den 1990er-Jahren nach Berlin. Hier studierte sie noch einmal bei Karl Horst Hödicke, und all dieses Biografische findet sich in den Bildern: die Eindrücke unterschiedlicher Kulturen, ihr Blick auf Berlin und Alpanas große Sensibilität für die Präsenz der kleinen Dinge, in denen sich die Komplexität des Lebens spiegelt.
Von Hödicke beeinflusst
Nicht alles erklärt sich auf den ersten Blick, vieles wirkt ausschnitthaft und verlangt nach assoziativer Ergänzung. Im großen Porträt „Sie ist da“ (2025) beherrscht ein weiblicher Kopf das Zentrum, sein einziges Auge richtet den Blick auf etwas, das wir nicht sehen können. Der Körper löst sich in nervösen, leuchtend roten Strukturen auf, die an Nervenbahnen erinnern. Immer wieder bringt die Künstlerin Figuratives mit abstrakten Elementen zusammen, ohne Rücksicht auf stilistische Einheitlichkeit, dafür erkennbar von Hödickes post-expressivem Gestus beeinflusst, der in Berlin als Professor die Generation der sogenannten Neuen Wilden mit Rainer Fetting oder Salomé beeinflusst hat.
Alpana vertraut auf ihre individuelle Perspektive, versetzt ihre Gemälde in Schwingungen. Es ist ein Rhythmus aus kräftigen Farben und Gesten, dem man sich kaum entziehen kann. Die Dinge beginnen zu tanzen, selbst, wenn sie wie auf dem Bild „Mein Morgentee“ fest in der Wirklichkeit verankert sind. Murshida Arzu Alpana ist zwar nicht zu sehen. Doch man schaut gemeinsam mit ihr durch ein Fenster ihrer Wohnung auf das Haus gegenüber und versteht, weshalb sie ihre Ausstellung „Existence & Non-Existence“ nennt: Beides steht gleichwertig nebeneinander, und es spielt wirklich keine Rolle, was der Realität und was der Fantasie entspringt.
- Titel:
- Ort:
- Galerie subject object, Grunewaldstr. 79, Schöneberg, bis 10.1., Di-Fr 12-18.30 Uhr, Sa 12-17 Uhr