zum Hauptinhalt
Die Kinderuni der Charité richtet sich an alle medizinisch interessierten Kinder.

© Getty Images/Catherine Falls Commercial

Kleine Spezialisten für den Körper: Kinderuniversität der Charité Berlin startet mit neuem Jahrgang

Sechs Vorlesungen bietet die Universitätsmedizin der Charité bis Juni 2023 für Wissbegierige an. Die Studierenden sind zwischen 8 und 12 Jahre alt. 

Von Gabrielle Meton

Erst acht Jahre alt und schon im Hörsaal einer medizinischen Hochschule? In Berlin geht das – dank der Kinderuniversität der Charité, einer Vorlesungsreihe für Wissbegierige zwischen acht und zwölf Jahren. Einmal pro Monat können sie dabei Wissenswertes zum Thema Gesundheit und Körper lernen: Bis Juni 2023 bietet das Universitätsklinikum sechs Vorlesungen an, in denen große Fragen pädagogisch und fachkundig beantwortet werden.

Jeweils eine Stunde dauern die Veranstaltungen im Hörsaal 6 auf dem Virchow Campus in Wedding, dabei wird nicht nur ein Vortrag gehalten, die Kinder dürfen auch selbst Fragen stellen, ein Mikrophon wird dazu durch die Reihen gereicht.

„Ziel der Kinderuni ist es, interessierten Kindern das Thema näher zu bringen und ihnen die Angst vor dem Krankenhaus zu nehmen“, sagt Anja Firsching, Managerin des Centrums für Frauen-, Kinder- und Jugendmedizin, das die Veranstaltungsreihe organisiert. Der Unterricht wird von Dozent:innen der Charité gehalten. Diese seien oft von der Motivation der Kinder beeindruckt, sagt Doris Equitz, eine der Organisatorinnen der Kinderuniversität.

Die Dozierenden seien oft erstaunt, wie aufmerksam die Kinder teilnehmen und wie clever und detailliert die Fragen der kleinen Studierenden sind, sagt Doris Equitz. Sie ist überzeugt: „Kindern kann man viel mehr zutrauen, als viele glauben.“ Die Themen müssten nur gut und altersgerecht erklärt werden.

Die Kenntnisse, die vermittelt werden, sollen nützlich für den Alltag sein

„Wie lebt mein Körper – schlaue Antworten für schlaue Köpfe“ ist das Motto der Themen im Studienjahr 2022/2023, sie decken fast alle Bereiche der Medizin, sodass für jeden etwas dabei ist. Ein Kardiologe bietet Einblicke in „den Motorraum“ des Körpers – das Herz –, eine Nephrologin erklärt, warum Menschen gleich zwei Nieren haben und die Hämatologie und Onkologie der Charité steuert das Thema „Wenn Zellen aus der Reihe tanzen“ bei. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie klärt über Mobbing auf.

Einige der Themen hätten einen direkten Bezug zum Alltag der Kinder, etwa wenn es um Mobbing, gesunde Ernährung oder Erste Hilfe geht, sagt Doris Equitz. So geht es in der nächsten Veranstaltung etwa darum, wie wichtig es für Kinder ist, Nein sagen zu können und wie man das am besten macht. 

Kinder-„Versionen“ von Universitäten haben sich in den letzten 20 Jahren entwickelt. Mittlerweile gibt es mehr als 60 davon in Deutschland. Die erste Berliner Kinderuni wurde 2003 dank der Zusammenarbeit zwischen dem sowieso Pressebüro, dem Bezirksamt Lichtenberg und der Stiftung Stadtkultur eröffnet. In der KinderUni Lichtenberg unterrichten Professor:innen der HWR Berlin, HTW Berlin und KHSB. 2004 folgten die Kinderunis der HU und der FU. Die Kinderuni der Charité Berlin wurde 2016 von der damaligen kaufmännischen Leiterin Juliane Kaufmann ins Leben gerufen. 

Während der Corona-Zeit waren viele Eltern von den Fragen ihrer Kinder überfordert

Sechs Jahre und eine Pandemie nach der Gründung ist die Begeisterung für die Kinderuni der Charité bei den Kleinen wie auch bei den Großen immer noch groß. „Die Buchung läuft gut und die Nachfrage bleibt hoch“, sagt Doris Equitz und berichtet von vielen E-Mails von Eltern während der Schließung in der Coronazeit, „die uns immer wieder gefragt haben, wann es endlich wieder Vorlesungen an der Kinderuniversität geben wird, weil Ihre Kinder oft danach fragten.“

Die Inhalte unserer Vorlesungen sind nicht mit dem üblichen Biologieunterricht vergleichbar. 

Doris Equitz,  eine der Organisatorinnen der Kinderuni

In diesem Jahr wurde die Teilnehmerzahl für die Kinderuni um die Hälfte reduziert, um den Abstand und die Hygienemaßnahme durchsetzen zu können. Die Hörsäle der Charité werden bei jeder Veranstaltung maximal 80 Nachwuchsstudierende aufnehmen. Eltern sind auf den hinteren Bänken erlaubt, wenn noch Plätze frei sind.

„Die Inhalte unserer Vorlesungen sind nicht mit dem üblichen Biologieunterricht vergleichbar“, erklärt Equitz. Deshalb verteilt die Charité auch Einladungen an Grundschulen. Das zielt darauf ab, auch Kinder zu erreichen, die ohne die Initiative einer Lehrerin nicht die Gelegenheit haben würden, die Kinderuni zu besuchen.

Auch eine Vierjährige war schon mit dabei

„Die Alterspanne der Kinderuni liegt zwischen acht und zwölf Jahren, aber selbstverständlich sind auch jüngere und ältere Kinder an der Kinderuniversität willkommen, solange sie sich schon oder noch für die Vorlesungen interessieren“, erklärt Doris Equitz. Die jüngste Studentin der Charité-Kinderuni war vier Jahre alt, „und sie hat durchgehalten und alles mitgemacht!“, erzählt Equitz.

Nach den Vorträgen bleiben die Dozenten noch etwa zehn Minuten mit ihren jungen Studierenden im Gespräch, damit keine Fragen offen bleiben. Wer an mindestens sechs Vorlesungen teilgenommen und sich sechs Stempel auf einer Stempelkarte abgeholt hat, bekommt eine vom Klinikdirektor unterschriebene Urkunde als „Spezialist für den Körper“. Die Kinder nehmen jedes Mal auch ein Blatt mit, auf dem die wichtigsten Informationen der Stunde zusammengefasst sind – und den Stolz, schon mal Student:in gewesen zu sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false