Roman Krasnovski eilt über die Straße. Er hat sich verspätet, beim Orgelspielen im Berliner Dom die Zeit vergessen.
Johannes Voelz
Einfach Jazz spielen, das reicht nicht mehr. Man muss schon eine Anekdote zum eigenen Mythos aufpäppeln, sich einer Bewegung anschließen.
Noch bevor das Berliner Jazzfest angefangen hatte, stand seine eigentliche Leistung bereits fest. Ein "Elchtest" sollte es werden, wie der künstlerische Leiter Nils Landgren ankündigte.
Ein Abend wie ein Witz. Frage: "Warum ist der Humor in Deutschland so langweilig?
Wenn Morgen Das 37. Berliner Jazzfest beginnt, versucht der Jazz, sich neu zu erfinden.
Marc Copland legt den Kopf schief. Er schließt die Augen und beugt sich tief über die Tastatur des Flügels.
Es sind harte Zeiten angebrochen für das Fräuleinorgelwunder Barbara Dennerlein. Ihr Vertrag mit dem Major-Label Verve ist ausgelaufen, jetzt bleibt nur der Selbstverlag.
Berlin ist Jazz-Metropole. Das zumindest hat die Jazzinitiative Berlin beschlossen und zu diesem Zweck den "Jazz & Blues Award Berlin" geschaffen.
Die Zugabe als Resümee eines ganzen Abends: Jacky Terrasson spielt sein Stück "Happy Man". Und happy sind sie wirklich alle: Die Zuhörer, die Veranstalter - denn endlich, am letzten Abend der "Blue Nites", ist der Tränenpalast endlich voll - und die drei Musiker sowieso.
Lenny Kravitz wusste genau, warum er sich Cindy Blackman als Schlagzeugerin ausgesucht hat: Die 41-Jährige kann zaubern. Blackman spielt mit übernatürlichen Kräften, kein Zweifel.
Dieser Mann ist nicht für die Bühne gemacht. Kaum hat er sich den Weg aufs Podest gebahnt und die E-Gitarre umgeschnallt, wendet sich Jörg Schippa vom Publikum ab.
Wenn Jazzclubs so genannte "Allstar"-Gruppen ankündigen, bedeutet das paradoxerweise meist, dass keiner der Musiker ein echter Star ist. Also probt das A-Trane den Umkehrschluss: Kein Wort von "Allstar" und auf einmal drängt die Jazzprominenz auf die Bühne.
Sie ist eine wahre Lady. Auf ihren Covern zeigt sich die Pianistin Geri Allen glamourös in hochgeschlossenen Kleidern und Samthandschuhen.
Er macht es sich einfach. Früher, vor zehn Jahren etwa, war Ronny Jordan einer der Ersten, der Jazz mit Hip Hop und Funk vermischte.
"Berlin! Berlin!
Er hockt einfach da, als die Scheinwerfer aufleuchten. Minuten lang schon hatte Kurt Rosenwinkel unbemerkt auf der dunklen Bühne gekauert und seine Gitarre gestimmt.
Ein irritierendes Bild: Tanzende Fans vor der Bühne, Johlen, wenn die Hammondorgel ertönt, Headbanging, wenn der Beat einsetzt. Irritierend deshalb, weil hier ein Jazztrio auf der Bühne des Tränenpalasts steht.
Jahr für Jahr reist Joshua Redman durch Europa. Jahr für Jahr die gleiche Frage: Wird er es diesmal schaffen?