Die Sprache hat uns früher mehr von der Realität verraten. Wenn unsere Großväter einen Brief zur Post brachten, dann hieß es zutreffend, sie hätten ihn aufgegeben.
Bernd Matthies
Kaum ein Wein hat sein Image so gravierend gewandelt wie der Chianti. Zwischen der Dröhnung für Touristen und Jugendzeltlager, abgefüllt in die Zwei-Liter-Bastflasche, und dem weltweit gesuchten Spitzenrotwein lagen nur gut zwei Jahrzehnte.
Die Banane wird wegen ihrer leicht verdaulichen Kohlenhydrate von Mensch und Affe gleichermaßen geschätzt. Dennoch liegt sie dem gepflegten transatlantischen Verhältnis quer im Magen - man könnte sagen, dass sie Europa von Nordamerika trennt wie sonst nur der Ozean.
Entweder lernen wir die richtige Schreibweise jetzt, oder in den nächsten tausend Jahren überhaupt nicht mehr. Mil-len-ni-um!
Das Taunusstädtchen Königstein ist ein schöner Ort im Grünen. Die Gartentore sind durch Videokameras gesichert, und dahinter wohnen Menschen, die zu den Reichsten des Landes gehören.
Was hat sich der CIA nicht alles einfallen lassen, um Commandante Fidel ins Jenseits zu befördern oder doch mindestens lächerlich zu machen: eine komplette Invasion, vergiftete Zigarren, Haarausfall-Chemikalien. All diese schmutzigen Tricks haben den altbösen Feind des westlichen Imperialismus aber nicht umgebracht, sondern immer weiter gestärkt, und inzwischen ist er sogar souverän genug, einer Delegation des Staaates Illinois seinerseits einen Trick zu verraten: Er selbst hält sich mit einem Vitaminpräparat namens PPG fit.
Die Welt wirkt immer ein wenig seltsam, betrachtet man sie von Amerika aus. Die Perspektiven verkürzen sich, Berlin rückt an den Ural und Tokio an die chinesische Mauer.
Es gibt Sachen in der Politik, die sind einfach komisch. Nicht, dass die FDP insgesamt dazu gehörte - aber Wolfgang Gerhardts Ankündigung, die Partei solle durch ein neues Konzept "unverwechselbar" werden, ist unzweifelhaft komisch.
Ach, es sind immer wieder die Umfragen, die uns den Blick ins Innerste des Bundesbürgers öffnen, und unter allen Umfragern ragt das BAT-Institut des illustren Professors Opaschowski heraus - wer könnte mehr Sinn stiften in diesem unserem Land? Und genau um Sinnstiftung ging es diesmal, als der Bundesbürger gefragt wurde, was denn für ihn am bedeutsamsten sei.
Wir geben es ja zu: Selbst in notorisch wohl informierten Redaktionen wie dieser gibt es Kollegen, viele Kollegen!, die mit den immer rascheren Umdrehungen des Globus nicht Schritt halten können.
Der Absturz der Berliner SPD in der Wählergunst wird vor allem durch ein Phänomen illustriert: Zum ersten Mal ist es der Partei nicht gelungen, auch nur in einem einzigen Wahlkreis die Mehrheit zu gewinnen. Besonders augenfällig wird diese Entwicklung im Kontrast zum Triumph, den die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl im letzten Jahr erzielten, denn damals eroberten sie sämtliche Wahlkreise der Stadt, auch jene, die als quasi uneinnehmbare christdemokratische Erbhöfe galten.
Das Leben ist einfach ungerecht. Manche backen eine Pizza, groß wie ein Fußballstrafraum, drängen sich mit den Engeln auf einer Nadelspitze oder wagen die Erstbesteigung des Kahlen Astens mit Sauerstoffgerät - nur um ins Guinness-Buch zu kommen.
Clint Eastwood tut es, Ronald Reagan hat es getan. Beide sind in die Politik gegangen und haben damit den Beweis erbracht, dass es beim Regieren nicht grundsätzlich schädlich ist, vorher im Film erfolgreich gewesen zu sein.
Die Serie von Betrügereien mit angeblich hochwertigen Lederjacken ist offenbar beendet. Die Polizei hat in der vergangenen Woche einen 25-jährigen Italiener festgenommen.
Hat da jemand gesagt, die traditionellen Rollenbilder seien dabei, sich aufzulösen? Dann soll er doch mal schauen, wen unsere Jugendlichen jetzt zu den wichtigsten Personen des Jahrhunderts ernannt haben: Es sind Mutter Teresa und Winston Churchill.
Fertig: Gut zwei Jahre nach dem Abriss des alten Hotels gibt es in der Budapester Straße wieder einen Schweizerhof. Gestern abend wurde das neue, 180 Millionen Mark teure Gebäude mit einer Feier eröffnet; es gehört zur gegenwärtig schnell expandierenden Dorint-Gruppe und wird von Melitta Karth-Strache geleitet.
Es gibt, wer wollte das leugnen, überschätzte Berufsgruppen. Journalisten, Prominentenfriseure, Küchenchefs - so in dieser Richtung.
Niemand kommt so ohne Weiteres auf die Frage - deshalb stellen wir sie hier in aller Öffentlichkeit: Was macht eigentlich Diana Ross? Jene legendäre amerikanische Sängerin, deren zweiter Nachname "and the Supremes" lautete?
Ärger mit Staus? Kein Problem, wenn man sich nur auskennt.
Kultur und Wein passen zusammen - eine naheliegende Weisheit, zu der allerdings in Berlin bislang die passenden Veranstaltungen fehlen. Anläßlich der diesjährigen, einen letzten Jahrhundertwein versprechenden Lese soll sich dies ändern: Im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt findet am Sonnabend, dem 23.
Demnächst an den Haustüren der Republik: "Ja, guten Tag, also, mein Name ist Müntefering, und ich verteile die neueste Ausgabe des SPD-Wahlprogramms . .
Bierbrauer sollen Bier brauen. Das ist ihr Job.
Berlin nach dem Ende des Brötchenkriegs: Die Großbackbetriebe haben es aufgegeben, weiterhin Schrippen zum Selbstkostenpreis zu verschenken und kaufen sich stattdessen lieber gegenseitig auf. Dies gibt den überwiegend kleinen Innungsbetrieben Gelegenheit, sich auf die Qualität ihrer Produkte und die Erweiterung des Angebots zu konzentrieren.
Die Technik ist einfach und vergleichsweise risikolos: Man lässt klammheimlich Werbeplakate oder Anzeigen mit rechtlich heiklem Inhalt drucken und flutet damit die ganze Stadt. Bis sich ein Richter findet, der wirksam einschreitet, ist der Zweck erreicht.