Viele Filme werden erst dann wirklich interessant, wenn man sich ihre Entstehungsgeschichte vergegenwärtigt. Wenn man zum Beispiel weiß, dass der Hauptdarsteller während der Dreharbeiten todkrank war, oder wenn in NS-Propagandafilmen wie "Titanic" (1943) oder "Kolberg" (1945) ein Regime seinen eigenen Untergang inszeniert.
Frank Noack
Die meist umjubelten deutschen Filme der letzten Monate handelten vom Terrorismus und linken Identitätskrisen. Bei allem Respekt vor Christian Petzold, Andres Veiel und Oskar Roehler: Begeisterung haben diese Filme auch deswegen ausgelöst, weil sie von genuin deutschen Themen handelten, die das internationale Kino noch nicht abgedeckt hat.
Die Kamera ist auf eine leere Wand gerichtet. Plötzlich schießt, vom unteren Rand her, ein Kopf ins Bild.
Blaxploitation ist kein schönes Wort, und wenn man es auseinander nimmt, wird es noch hässlicher. Frei übersetzt, heißt es "Ausbeutung von Schwarzen".
Wenn es in Deutschland zum Historikerstreit kommt, sind fast nur Wissenschaftler daran beteiligt. Ganz anders in den USA: Hier wird der Streit schon mal im Kino ausgetragen.
Kultur: City Lights: "Was geschah wirklich mit Baby Jane?" - "Dreizehn Stühle" - "Blutige Erdbeeren"
Im September 1962 gab Bette Davis, verärgert über das schwache Rollenangebot für Frauen ihres Alters (54), eine Anzeige auf: "Mutter von drei Kindern, geschieden, dreißig Jahre Erfahrung als Filmschauspielerin, sucht regelmäßige Beschäftigung in Hollywood". Kurz nach dieser höchst unkonventionellen Aktion hatte Robert Aldrichs Horrorfilm Was geschah wirklich mit Baby Jane?
Das Leben ist ungerecht. Man denke etwa an die Behandlung der Schauspieler Heinz Rühmann und Gustav Fröhlich: Beide stehen für Kontinuität im deutschen Film, haben in der Weimarer Republik erste Erfolge gefeiert, setzten ihre Karriere im Dritten Reich fort und waren bis ins hohe Alter im Fernsehen präsent.
Filmregisseure, die immer wieder mit demselben Komponisten zusammen arbeiten, sind nichts Ungewöhnliches. Von einer künstlerisch notwendigen Beziehung kann man freilich nur selten sprechen.
Daniela Lunkewitz ist nicht so bekannt wie Katja Riemann, obwohl sie in Beziehungskomödien wie "Abgeschminkt!" und "Affären" mitgewirkt hat.
Der Dokumentarfilm "Escape to Life" über die Geschwister Erika und Klaus Mann, der am 5. April ins Kino kommt, macht mit mehreren Ausschnitten auf einen Klassiker neugierig, der viel zitiert und zu selten gezeigt wird: Mädchen in Uniform (1931), die Verfilmung von Christa Winsloes Bühnenstück, bei der Leontine Sagan unter der künstlerischen Leitung von Carl Froelich Regie führte.
Die Kannibalen kommen! Und "Hannibal" ist an allem schuld.
Auf diese Idee muss man erstmal kommen! Der 30-jährige DFFB-Absolvent Hannes Stöhr hat im heutigen Berlin einen Science-Fiction-Film gedreht, ohne die Wirklichkeit auch nur im Geringsten zu verändern.
"Ich liebe die Frau, die meinen Vater totgefahren hat": Über solche Themen wird normalerweise bei Bärbel Schäfer oder Hans Meiser diskutiert. Man kann derartige Vorfälle aber auch künstlerisch verarbeiten, als Märchen für Erwachsene.
Skandinavien kommt. Kjell-Ake Anderssons "Familiengeheimnisse" aus Schweden zum Beispiel ist ein sauberer, optimistischer Film, der dabei nicht bieder oder wirklichkeitsfern erscheint.
Ist Tom Tykwers Ruf als visuell innovativster deutscher Filmregisseur in Gefahr? Dem Presseheft von "Zoom" zufolge war es Otto Alexander Jahrreiss, der in den letzten Jahren "ästhetisch neue Maßstäbe für das deutsche Kino gesetzt" hat.
Nachdem sich die "Ufa-Klassiker" auf dem Videomarkt durchgesetzt haben, sind seit einiger Zeit auch die "Defa-Klassiker" an der Reihe. So mancher Film, den nicht einmal ORB oder MDR ausstrahlen möchten, weil deren politische Botschaft zu platt herüberkommt, kann auf diese Weise begutachtet werden.
Die besten Filme über Schauspieler handeln von erfundenen Schauspielern. Esther Blodgett aus "A Star is Born" hat ebenso wenig existiert wie Norma Desmond aus "Sunset Boulevard".
Dass Humor eine todernste Sache ist, wurde schon oft genug gesagt. Aber merkwürdigerweise hat noch niemand einen Film darüber gedreht.
Misslungene deutsche Filme sind selten interessant misslungen. Gute schlechte Filme bringt sonst nur Hollywood zustande.
Man muss sich frühzeitig für Karten anstellen, wenn im großen Saal der Urania NS-Propagandafilme wie "Triumph des Willens" oder "Jud Süß" gezeigt werden. Zur Vorführung von "Verzeihung, ich lebe", dem Porträt von vier Holocaust-Überlebenden mit anschließendem Podiumsgespräch, sind dagegen selbst im kleinen Urania-Saal nur drei Viertel der Plätze belegt.
Beim besten deutschen Bergfilm, "Die weiße Hölle vom Piz Palü" (1929), kümmerte sich Arnold Fanck um die Natur, G. W.
Er ist FBI-Agent, und er ist schwul. Mit einer Figur wie ihm könnte man eine erbitterte Anklage gegen Homophobie am Arbeitsplatz führen und für mehr Menschlichkeit in einem harten Männerberuf plädieren.
Er hat seine Sucht überwunden, und doch ist Dennis Quaid denkbar ungeeignet für eine Anti-Drogen-Kampagne. Denn so lange er noch alkohol- und kokainabhängig war, gehörte er zu den witzigsten Darstellern Hollywoods.
Der stärkste Moment dieses Films ist Manfred Zapatka zu verdanken. Er ist nicht nur der mit Abstand beste Schauspieler in "DoppelPack", sondern spielt auch die ekligste Figur: einen Kunden, der in einer Boutique gut bedient werden will, nicht zufrieden ist und die Verkäuferin einschüchtert.