Der Durchbruch in eine neue Zeitrechnung ist immer ein Höhepunkt in der Leichtathletik-Historie. Eines der einprägsamsten Beispiele lieferte Roger Bannister 1954 in Oxford: Der Engländer lief die Meile als Erster unter vier Minuten.
Jörg Wenig
Auf einer Informationsmappe zum Berlin-Marathon prangt das Foto der Olympiasiegerin Naoko Takahashi. Daneben steht ein japanisches Wort: Gambare!
Victah Sailer wird am nächsten Sonntag beim Berlin-Marathon auf einem Motorrad sitzen. Hinter dem Fahrer und verkehrt herum, also Rücken an Rücken.
Der Berlin-Marathon wird am 30. September mit über 37 000 Teilnehmern im Zeichen der Solidarität mit den Opfern der Katastrophe in den USA stattfinden.
Der Anteil von Marion Jones am Jackpot der Golden League ist größer geworden, obwohl die US-Amerikanerin gar nicht am Start war. Während des Istaf weilte sie bereits am anderen Ende der Welt in Brisbane bei den Goodwill Games.
Ein Quintett rennt am Freitagabend beim Istaf im Olympiastadion 19 Tage nach dem Ende der Weltmeisterschaften nochmals um Gold: Nach sechs von sieben Golden-League-Meetings der Leichtathleten haben der 800-m-Läufer André Bucher (Schweiz), der 1500-m-Weltmeister Hicham El Guerrouj (Marokko), der Hürdensprinter Allen Johnson (USA), die 800-m-Läuferin Stephanie Graf (Österreich) und die umstrittene 5000-m-Weltmeisterin Olga Jegorowa (Russland) noch die letzte Chance, sich mit dem fünften Sieg ihren Anteil am Jackpot der Golden League zu sichern. Dieser ist mit 50 Kilogramm Gold dotiert und hat einen Wert von etwa einer Million DM.
Endlich saß Marion Jones richtig. "Das hier ist der Goldmedaillen-Stuhl", verkündete sie gleich zu Beginn der Pressekonferenz.
Olga Jegorowa ist die erste Weltmeisterin dieser Titelkämpfe, die im Ziel mit Pfiffen und Buhrufen empfangen wurde. Allerdings gab es von den Zuschauern auch Beifall für die Russin, die im Vorfeld der Leichtathletik-WM positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet worden war.
Der eine konnte nicht laufen, aber springen. Der andere konnte laufen, aber nicht springen.
Ein Arzt hatte ihm vor einigen Wochen wegen eines drohenden Ermüdungsbruches der Kniescheibe eine zweimonatige Pause empfohlen. Wenn Martin Buß auf diesen Doktor gehört hätte, hätte er die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton verpasst und damit die bislang schönsten Stunden seines Sportlerlebens.
Manches sprach am Mittwochabend in Edmonton dafür, dass Lars Riedel ohne Medaille nach Hause fliegen würde. Und das, obwohl der Diskuswerfer aus Chemnitz bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften gerade Gold gewonnen hatte.
Jos Hermens nahm es gelassen. Gerade hatte Nils Schumann als Fünfter das Ziel erreicht.
Es hätte der deutsche Tag werden sollen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton. In weniger als eineinhalb Stunden wären drei Medaillen möglich gewesen: Drechsler, Schumann, Breuer.
Marion Jones umarmte und beglückwünschte ihre Bezwingerin Shanna Pintusewitsch. Dann sagte der amerikanische Sprintstar: "Mein Rennen war nicht schlecht, und mit 10,85 Sekunden kann ich nicht enttäuscht sein.
Zweimal presste Ingo Schultz das Wort hervor. Zweimal sagte er "Unglaublich".
Im Commonwealth-Stadion lagen Glück und Pech etwa 200 Meter auseinander. Als am Kugelstoßring klar war, dass Nadine Kleinert-Schmitt das erste Mitglied der deutschen Mannschaft ist, das eine Medaille bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften gewonnen hatte, saß eine enttäuschte Olympiasiegerin Heike Drechsler auf einem Plastikstuhl im Schatten des Einlaufplatzes.
Dieser Marathon war vielleicht Gold wert. Nicht nur für den Sieger Gezahegne Abera, sondern für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Edmonton insgesamt.
Die anderen haben schon mal angefangen, bei der Leichtathletik-WM in Edmonton: Als gestern Nacht mitteleuropäischer Sommerzeit der Marathon der Männer lief, geschah dies nämlich ohne die Deutschen. Das war einmal mehr bezeichnend für die Schwäche der männlichen Läufer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).
Es klingt wie in einem schlechten amerikanischen Film. Da kommt ein Marokkaner nach New York, lebt mit sechs Landsleuten in einem engen Zwei-Zimmer-Apartment in Brooklyn.
Der Favorit heißt André Bucher - und das kann dem Olympiasieger Nils Schumann nur recht sein. 1997 hatte der Aufstieg des Thüringers begonnen, der seit Jahresbeginn für die LG Nike Berlin startet.
"Da hinten wird gerade der Berlin-Marathon gestartet", erklärt der Spaziergänger im Tiergarten am Mittwoch Abend seiner Frau. Nun, die Zeiten, als der Berlin-Marathon noch auf Park- beziehungsweise Waldwegen stattfand, liegen über zwei Jahrzehnte zurück.
Sieben Jahre hat Katrin Krabbe gegen die Dopingsperre des internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) gekämpft, jetzt hat sie Recht bekommen. Ihr später Sieg zeigt vor allen Dingen wieder eines: Die Sportgerichtsbarkeit ist mit dem Dopingproblem und seinen juristischen Folgen überfordert.
Als Florian Schwarthoff im Ziel war, war klar, dass die deutschen Leichtathleten nicht aus der Europacup-Superliga absteigen werden. Im vorletzten Wettbewerb hatte der Berliner Hürdensprinter des OSC mit seinem zweiten Platz die nötigen Punkte geholt.
"Offensichtlich", sagt Helmut Digel, bis vor kurzem Präsident des deutschen Leichtathletik-Verbands, "muss man erst einmal kräftig mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen sein, bevor sich neue Strukturen durchsetzen." Digel, im internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) nach wie vor Mitglied des Councils, spricht - von Großbritannien.