In Kärnten war die Verwunderung groß, als Landeshauptmann Jörg Haider kürzlich die "Privatisierung" der Klagenfurter Wörtherseebühne bekannt gab und Elmar Ottenthal, Intendant des Berliner Theaters des Westens, als neuen künstlerischen Leiter vorstellte. Auf einer eilig einberufenen Präsentation wurden Video-Splitter der Berliner Produktionen "Falco meets Amadeus" und "Schweijk it easy" gezeigt und das kommerzielle Potenzial des zum deutschen Musical-Guru erklärten Intendanten in höchsten Tönen gepriesen.
Kai Müller
Vor der Maria am Ostbahnhof hatte sich eine lange Schlange gebildet, als plötzlich eine noch viel längere vorbeikam: eine Skater-Demo rauschte zum Alexanderplatz. Tauchte kurz auf, verschwand dann wieder in der Dunkelheit.
Josef Schwejk, der tschechische Säufer, Hundehändler und Lebenskünstler, ist ein braver Mann. Er befolgt die Befehle der Vorgesetzten, er fügt sich der öffentlichen Ordnung, Eigennutz kennt er nicht und auch sonst tut er alles, um nicht sonderlich aufzufallen.
Thomas Schumacher hörte nicht hin, als Disney-Boss Michael Eisner eines Tages in seiner Tür stand. Ich glaube, wir sollten aus dem "König der Löwen" ein Musical machen, sagte Eisner.
Es war ziemlich dunkel im Berliner Tränenpalast, als Außenminister Joschka Fischer, gefolgt von Professor Arnulf Baring, der Wiener Historikerin Brigitte Hamann und Wolfgang Schäuble, das Podium betrat. Dicke, schwarze Filzvorhänge schotteten den Glaskasten gegen die abendlichen Sonnenstrahlen ab.
Ein trauriger Anblick: Die verstaubten Gardinen sind zugezogen, die Jalousien heruntergelassen. In den Gärten wuchert Gestrüpp und an rostigen Fahnenstangen flattern ausgefranste Flaggen.
Sie schleichen auf die Bühne als würden sie einen muffigen Probenkeller betreten: hängende Schultern, verschlossene Minen, die Instrumente checken und los. Ohrenbetäubender Lärm, zwei Schlagzeuger bearbeiten Becken und Trommeln, und sobald die zwei Bassisten ihre Saiten berühren, dröhnt ein tiefes verzerrtes Gegrummel durch das volle ColumbiaFritz.
Am Ende bekommt er sie doch. Sie sinkt in seine Arme, eine schöne, weiß gekleidete Frau, von einem Attentäter hinterrücks erstochen.
Das Magazin der "Süddeutschen Zeitung" widmete ihm jüngst eine ganze Ausgabe. Martin Scorsese mit "King of Comedy" vor zwanzig Jahren einen ganzen Film.
Es gebe zwei Möglichkeiten, wie der Geist einer Kultur beschädigt werde, diagnostizierte Neil Postman Mitte der achtziger Jahre: Die Kultur wird zum Gefängnis oder zum Varieté. Die erste Möglichkeit hatte Orwell dargelegt, dessen utopischer Roman "1984" die Erfahrungen aus totalitären, monströse Apparaturen der Gedankenkontrolle instalierenden Systemen aufgriff.
Fritz Haarmann, der Schlachter, steht nackt in seinem Zimmer. Sein Mund ist durch die Anspannung verzerrt, sein Kopf leicht zur Seite geneigt.
Ein roter Teppich unter Palmen. Er führt die Stufen zum Palais des Festivals in Cannes hinauf.
Als fünf junge Autoren vor einem Jahr ein Buch mit dem Titel "Tristesse Royale" präsentierten und als "Sittenbild" ihrer Generation verkauften, erinnerten sie sich mit Wehmut daran, wie sie mit einem VW-Bus durch Südfrankreich düsten und von Baguette, Käse und Rotwein lebten. Das Glück war so einfach, damals.
Zum neuen künstlerischen Leiter des Berliner Jazzfests ist Nils Landgren berufen worden. Der seit Jahresbeginn amtierende Festspiel-Chef Joachim Sartorius wird dem schwedischen Posaunisten einen Einjahresvertrag anbieten, so dass er die Nachfolge des zum letzten Jazzfest ausgeschiedenen Albert Mangelsdorffs antritt.
Es gibt einen Hollywood-Film mit Hardy Krüger, in dem ein Transportflugzeug in der Sahara in einen Sandsturm gerät und notlanden muss. Krüger spielt im "Flug des Phönix" (1966) den deutschen Konstrukteur Heinrich Dorfman, der aus dem Wrack ein neues Flugzeug bauen will, um die verdurstende Mannschaft in die Zivilisation zurückfliegen zu können.
Die Deckenbeleuchtung war bereits angegangen, da öffnete sich die Bühnentür und heraus trat noch einmal Dave Brubeck, allein. Der 80-Jährige schlurfte unter dem jubelnden Beifall des Publikums zum Flügel, setzte sich und stimmte ein zartes "Stille Nacht, heilige Nacht" an.
Gesichter der Weimarer Republik: in angespannter Erwartung, unruhig, erregt. Die Männer, die zum Fußballplatz gekommen sind, tragen ihre Sonntagsanzüge.
Es ist ein Tod auf Raten: Die Berliner RIAS Big Band, das einzige öffentlich geförderte Jazz-Orchester der Stadt, soll zum 31. August 2001 aufgelöst werden.
Als Ulrich Sacker, Direktor des Hongkonger Goethe-Instituts, im Sommer die Grundzüge des Kulturfestivals skizzierte, mit dem sich Berlin dieser Tage in der asiatischen Handelsmetropole präsentieren wird, da fiel ihm vor allem eines ein: ein Spiegelzelt. Es sollte - als ein für Berlin typisches Provisorium - auf einem mehrere Fußballfelder großen betonierten Freigelände im Schatten des Bankenviertels aufgestellt werden.
In Reiner Holzemers Fernsehdokumentation über den Mythos der Magnum-Agentur sind Berühmtheiten des Reportage-Journalismus wie der ergraute Thomas Höpker oder unverwüstliche Chronisten des Krieges wie Luc Delahaye und James Nachtwey zu sehen. Sie kommen zur jährlichen Mitgliederversammlung nach New York, um über die Absichten der Agentur zu diskutieren und Arbeiten der zahlreichen Bewerber durchzusehen.
Wenn Tom Kummer aus dem Fenster seines Appartements schaut, dann sieht er eine "geometrische Unendlichkeit aus parallel verlaufenden und rechtwinklig sich kreuzenden Straßenzügen", und "die Suchscheinwerfer der Polizeihubschrauber kreisen lautlos über den Häuserblocks". Er sieht es, aber er glaubt es nicht.
Man kann sich leicht vorstellen, wie gerne Wiglaf Droste Popsänger geworden wäre. Einer wie Nick Cave, Van Morrison oder Graham Parker, dessen "The Three Martini Lunch" er mit einer derart verrauchten Säuferseele singt, dass man glauben möchte, auch für ihn gilt: "Three Martini lunch / Things will get better soon / I got a hunch.
Als Herb Robertson zu seinem Solo ansetzt, schieben sich Wände zusammen. Der Trompeter schmettert scharfe, gurgelnde Tonkaskaden in den kleinen Raum.
Die Bettdecke ist zurückgeschlagen, die Kopfkissen sind aufgeschüttelt. Ein Bett wie gemacht, um sich darin zu vergnügen.