Nach dem 2:1 gegen die Färöer ist für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nichts mehr, wie es einmal war
Michael Rosentritt
Die deutsche Mannschaft quält sich zum 2:1-Sieg im EM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer
"Besser, Rudi Völler hat die Qual der Wahl als anders herum", sagte Gerhard Mayer-Vorfelder, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), nach dem 4:2-Sieg der deutschen Nationalmannschaft über die USA in Rostock. Seit der 1:5-Niederlage gegen England am 1.
Dietmar Hamann hielt die schwarz-rot-goldene Armbinde in der Hand und blickte sich ratlos um. Oliver Bierhoff hatte das Zeichen für das Kapitänsamt an ihn weitergereicht, er hatte schon vor dem Spiel erklärt, dass er mit dem Kapitänsamt der deutschen Fußballnationalmannschaft nichts mehr zu tun haben möchte.
Die Designer eines großen deutschen Sportartikelherstellers haben es nicht gut gemeint mit Rudi Völler. Durch das Facelifting der Berufsbekleidung der deutschen Fußballnationalmannschaft sieht der Teamchef jetzt noch blasser aus.
Anfang Januar war Alex Alves am Ende. Zum Neujahrsempfang seines Arbeitgebers erschien der 27-Jährige in einem weißen Pelzmantel.
Die dunkelblaue Kanne mit dem tiefbraunen Kaffee können sie bei Hertha ab sofort weg-, oder aber gleich Jürgen Röber als Erinnerungsstück überlassen. Ihr ehemaliger Trainer war der Einzige, der sich regelmäßig nach Spielen des Bundesligisten davon kräftig einschenken ließ.
Manchmal sind es Äußerlichkeiten, die Einblick ins Innenleben gewähren. Für das nicht ganz so unbedeutende Bundesligaspiel am Dienstag in Cottbus hatte Jürgen Röber den dunklen Einreiher entgegen seinen Gewohnheiten weggelassen.
"Na, fällt euch keine Frage mehr ein", fragt Jürgen Röber in die kleine Runde von Journalisten und nimmt die nächste Antwort vorweg: "Nein? Mir fällt auch keine Antwort mehr ein.
Der Kellner schiebt ratternd einen wackeligen Teewagen durch die Hotellobby. Ausgerechnet jetzt dieser Lärm, denkt sich Dieter Hoeneß.
Seine Augen verraten ihn noch immer. Besonders, wenn er von Journalisten umringt wird.
"Wissen Sie, was das Beste ist", sagt Stefan Beinlich mittendrin, "wenn ich nach Hause komme, bin ich für meine Kinder eben der Papa, da spielt es keine Rolle, ob ich vom Fußballplatz komme oder aus der Reha-Klinik." Stefan Beinlich wird heute 30, seine Zwillinge werden demnächst fünf.
Es kommt nicht oft vor, dass Dieter Hoeneß sein Mobiltelefon ausknipst. Der Manager von Hertha BSC hat in steigender Regelmäßigkeit was um die Ohren.
Man kann ja Dieter Hoeneß einiges nachsagen, nur nicht, dass er nicht ein Herz für die Fans hätte. Im Spätsommer des vergangenen Jahres legte die ambitionierte Mannschaft von Hertha BSC einen glatten Fehlstart hin.
Am Freitag wird Trainer Jürgen Röber seine Mannschaft das erste Mal im neuen Jahr zum Training bitten. Fünf Tage später reist Hertha BSC nach Marbella und wird dort ein elftägiges Trainingslager abhalten.
Als Jürgen Röber am Dienstag ins Berliner Olympiastadion kam, war er allein. Vor seinen Spielern sprang der Trainer des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC aus dem Mannschaftsbus, griff sich seine Sporttasche und verschwand in den dunklen Gängen der Arena.
Als der Kampf längst gekämpft war, wurde richtig ausgeteilt. Weit nach Mitternacht wurde die zwölfte Runde angegongt, die eine Stunde zuvor unten im großen Saal des Estrel-Hotels nicht mehr ausgeboxt worden war.
Früher mal, als Jürgen Röber noch bei besserer Laune anzutreffen war, erzählte er stolz, dass er in seiner Dachwohnung am Berliner Gendarmenmarkt jetzt auch einen echten Bechstein hat. Einen Flügel also.
Der bekennende Linksliberale Dieter Hoeneß hat mit der CDU/CSU ungefähr so viel am Hut wie Angela Merkel noch mit der Kanzlerkandidatur im nächsten Jahr. Und natürlich glaubt niemand ernsthaft mehr den Beteuerungen der Union, wonach die K-Frage noch nicht gegen die Parteichefin entschieden sei.
Der lange Dieter Hoeneß machte sich ganz klein, unten auf der Ersatzbank von Hertha BSC. Zwei Stühle weiter kauerte der Trainer.
Tage im Dezember zählen in der Bundesliga zu den kreativsten. Während die Fußballprofis um ein möglichst üppiges Weihnachtsgeld kicken, basteln die Fußballmanager schon an einer neuen Mannschaft.
Der Sieg saß. Beim Verlassen der Stätte des Triumphes und vor dem Eintauchen in die Unterführung zu den Kabinen hielt Jürgen Röber kurz inne.
Die Mittagszeit schätzen Fußballprofis besonders. Sie machen wenig bis gar nichts.
An dieser Stelle soll ausnahmsweise mal an einem Ausspruch Karl-Heinz Wildmosers erinnert werden. Der barocke Präsident des TSV 1860 München posaunte neulich vom Podium der versammelten Vereinsmitgliedschaft entgegen: "Die Fußballprofis arbeiten maximal vier Stunden am Tag und verdienen Millionen.