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Sport: Fußball-Länderspiel: Erfolgreich improvisiert

Dietmar Hamann hielt die schwarz-rot-goldene Armbinde in der Hand und blickte sich ratlos um. Oliver Bierhoff hatte das Zeichen für das Kapitänsamt an ihn weitergereicht, er hatte schon vor dem Spiel erklärt, dass er mit dem Kapitänsamt der deutschen Fußballnationalmannschaft nichts mehr zu tun haben möchte.

Dietmar Hamann hielt die schwarz-rot-goldene Armbinde in der Hand und blickte sich ratlos um. Oliver Bierhoff hatte das Zeichen für das Kapitänsamt an ihn weitergereicht, er hatte schon vor dem Spiel erklärt, dass er mit dem Kapitänsamt der deutschen Fußballnationalmannschaft nichts mehr zu tun haben möchte. Was tun mit diesem Ding? Offensichtlich hatte keiner damit gerechnet, dass Verlegenheitskapitän Christian Ziege in der 61. Minute ausgewechselt wird. Doch genau das war im Länderspiel gegen die USA gerade geschehen. Lachend nahm Jens Jeremies schließlich die Armbinde und band sie Dietmar Hamann um den Oberarm.

Es musste einfach improvisiert werden beim 4:2 (1:1) der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Testspiel vor 28 000 Zuschauer im Ostseestadion gegen die USA. Teamchef Rudi Völler hatte aus Verletzungsgründen eine Notelf aufbieten müssen, die sich jedoch überraschend gut schlug. Christian Ziege, Oliver Neuville, Oliver Bierhoff und Torsten Frings schossen die Tore für eine zusammengewürfelte Mannschaft, die sich trotz gelegentlicher Abstimmungsproblemen vor allem in der zweiten Halbzeit gut verkaufte.

Der Plan eigentlich war, 65 Tage vor dem ersten Weltmeisterschaftsspiel in Sapporo gegen Saudi-Arabien der deutschen WM-Mannschaft Spielpraxis zu verschaffen. Doch es kam anders. 14 Spieler meldeten sich aus Verletzungsgründen ab oder wurden, wie Torwart Oliver Kahn, von Teamchef Rudi Völler geschont. Schließlich meldete sich auch noch Mittelfeldspieler Michael Ballack mit einer Oberschenkelverhärtung ab. Der Leverkusener machte sich zwar warm, nahm aber nur auf der Ersatzbank Platz. "Ein Einsatz über 90 Minuten wäre nicht so gut", sagte Bundestrainer Michael Skibbe, "wir wollen am liebsten ohne ihn auskommen." Und so kam es, dass gestern nicht die beste deutsche Mannschaft auflief sondern die gesündeste.

Nur um kleinere Fragen konnte sich Rudi Völler in diesem Länderspiel kümmern. Wer zum Beispiel wird bei der Weltmeisterschaft dritter Torwart? Um diese Nebenrolle streiten sich Bremens Frank Rost und Leverkusens Hans-Jörg Butt. Jeder durfte gestern eine Halbzeit lang spielen. Als erster Rost, der sein erstes Länderspiel bestritt, doch das war zunächst kein Vergnügen. Der Bremer stand hinter einer Abwehr, die ebenfalls zum ersten Mal in dieser Formation zusammen spielte. Carsten Ramelow, Frank Baumann und Thomas Linke bildeten eine Dreierkette, die sich in der 17. Minute auf der rechten Seite mit einem Rückpass aushebeln ließ. Der amerikanische Stürmer Clint Mathies schoss den Ball aus 16 Metern erst an den Pfosten und im Nachsetzen ins Tor.

0:1 lag das deutsche Team zurück, die ersten Zuschauer pfiffen. Doch das deutsche Team hatte sich schon in der ersten Halbzeit zahlreiche Chancen erspielt. Oliver Neuville schoss erst neben das Tor, Christian Ziege verzog vor dem leeren Tor stehend, und Bernd Schneider knallte einen Freistoß an die Querlatte. In der 44. Minute kam der Auftritt des gut spielenden Verlegenheitskapitäns Christian Ziege. Einen Freistoß aus 20 Metern schickte er zum 1:1 ins Tor.

Das war das Zeichen zur Wende. Das deutsche Team benötigte sieben Minuten in der zweiten Halbzeit, um das Spiel für sich zu entscheiden. In der 61. Minute besorgte der ehemalige Rostocker Oliver Neuville mit einem Schuss aus kurzer Distanz die Führung. Bierhoff, der in der ersten Halbzeit nach einem Eckball noch kläglich über den Ball geschlagen hatte, erhöhte auf 3:1 (65.). Und Frings krönte den Zwischenspurt mit dem 4:1 (68.). Der zweite Gegentreffer von Mathies drei Minuten später tat nichts mehr zur Sache.

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