Ein Sommerabend 1987: vor dem Europa-Center fließen neuerdings Lichtperlen wie vom Himmel herab, verschmelzen zu silbern geometrischen Figurinen, deren Tanz plötzlich in opak-goldenem Glas entschwindet. Bevor ich das irisierende Schauspiel als Kunstwerk erkenne, beendet ein Knall die Faszination und mein Auto zerbeult die Stoßstange eines Volvos.
Michaela Nolte
Bis weit in die siebziger Jahre hallte es nach: Walker Evans Diktum, die Farbe in der Fotografie sei vulgär, und so stießen Ausstellungen des Museums of Modern Art mit Pionieren wie William Eggleston und Stephen Shore auf harsche Ablehnung. Als Rudolf Kicken Anfang der achtziger Jahre in seiner Kölner Galerie "American Color Photography" zeigte, hatten sich die Wogen der Kritik zwar geglättet, doch die Resonanz blieb verhalten.
Ein Streifzug durch Museen und über Messen bestätigt es: Zeitgenössische Fotografie behauptet sich heute nicht zuletzt über das große Format. Wo das Sujet, mithin das menschliche Porträt zu banal geraten könnte, ringt das blow up mit großporiger Haut um die Aufmerksamkeit des Betrachters.
Der erste Augen-Blick in das Schaufenster irritiert - wo seit Anfang der siebziger Jahre der spröde Charme von Minimal und Concept Art residiert, leuchtet eine rote Phalanx aus Weihnachtssternen. Aber keine Sorge.
Nur wenige Werke des "Meisters der Darmstädter Passion" sind erhalten - und von einem seiner schönsten Altartriptychen fiel die zentrale Kreuzigungstafel 1983 im Spessart einem Feuer zum Opfer. Um so erfreulicher sind der Erhalt und die nun vollendete Restaurierung zweier Flügel des monumentalen Retabels in der Berliner Gemäldegalerie.
Emilia Viktoria Kraus, Milli Stubel-Orth, Constanze Mozart - Namen wie aus der Referatsliste eines feministischen Geschichtsseminars: Vergessene. Marginalien in den Biografien berühmter Männer.
"Sie war eine schwierige Frau". Heinz Berggruen wird nicht müde, sein Statement über Theodora Markovitch zu wiederholen.
"The Pistol Experience" steht in schwungvollen Lettern, bonbonfarben und mit Flower-Power-Ornamenten verziert, auf dem 7th Avenue Express. Sein lautes Scheppern hallt auf Gordon Matta-Clarks Graffitibändern (je 56 000 Dollar) nach: Derb und mit Reißzwecken befestigt, rollen die menschenleeren Waggons auf Fotostreifen an den Wänden entlang - doch der Lärm entstammt dem unermüdlichen Stampfen des Bulldozers, den der amerikanische Künstler auf einer Müllkippe filmte.
Für seinen "Schizzo"-Scheck muss Zoyd Wheeler hart arbeiten. Einmal im Jahr vollbringt der Freigänger der Nervenheilanstalt von Vineland eine Wahnsinnstat: Vor laufenden Fernsehkameras springt Thomas Pynchons Romanheld durch eine Schaufensterscheibe, die in Myriaden glitzernder Scherben birst.
Inmitten von Plastiken, Werkzeug und Möbeln präsentierte die Georg-Kolbe-Stiftung der Öffentlichkeit am 18. Juni 1950 eine "Erinnerungsstätte rastlosen Arbeitens".
Man kennt die kunstvoll geschnitzten Holzmasken des westafrikanischen Graslands. Die tiefschwarzen Tierwesen und zeichenhaft reduzierten Gestalten sind in ethnologischen Sammlungen zu bewundern, und ihre Repliken werden in Afrika-Shops als Wandschmuck feilgeboten.
Installationen und Videos, Zeichnungen und Manuskripte illustrieren eindrucksvoll Arbeitsweise und visuell geprägtes Denken der beiden KünstlerMichaela Nolte Eine junge Frau trippelt über das weiße Quadrat und kichert verstohlen ihrem Begleiter zu, fordert ihn auf, mitzuspielen. Doch ihr Gegenüber auf der Bühne lauscht versunken den Klängen aus dem Kopfhörer und ignoriert ihre Einladung.
Der "Park am Mittag" muss ein sommerlicher gewesen sein - obwohl das 1909 entstandene Aquarell auf gleißende Farben verzichtet, versprüht es eine geradezu schweißtreibende Dynamik. Lockere Pinselhiebe in Rot- und Gelbtönen flirren auf dem Weg und im Unterholz.
"Geld und Kunst machen Dich glücklich", verheißt Ilya Kabakov mit einer Münze, die er für die Ausstellung "Sozialmaschine Geld" im OK Centrum Linz entwarf. Der russische Konzept-Künstler muss es wissen, liegt er doch auf Platz acht unter den teuersten lebenden Künstlern.