Seit gut fünf Jahren schreibe ich diese Klassikerkolumne, die mir – hoffentlich nicht mir allein! – viel Freude bereitet.
Oleg Jurjew
In „Mozart und Salieri“, einem Einakter des russischen Allzweckklassikers Puschkin von 1830, fragt Salieri, ob „Genialität mit Verbrechen vereinbar wäre“, ob also ein Genius auch Missetaten begehen kann. Nach den Erfahrungen der letzten hundert Jahre würden wir uns wahrscheinlich mit der salierischen Frage nicht mehr beschäftigen: Theoretisch können auch Genies jede Tat begehen, zum Beispiel Mozart vergiften.
Anfang 1945. Ein junger Pionieroffizier der Roten Armee, schwer am Arm verwundet, bekommt vom Militärarzt den Rat, schleunigst damit zu beginnen, jeden Tag etwas zu zeichnen oder zu schreiben, um seine Feinmotorik wiederherzustellen.
Am 27. Januar 1687 fand eine Sitzung der Académie française statt, die der glücklichen Genesung König Ludwigs XIV.
Oh diese weißen Nächte von Petersburg, / sie sind wie der Glanz der weißen Felder in meinem Gedächtnis./ Mitternachts gehen die Brücken auseinander, wie Türen aus Stein, die zum Himmel führen, oder aus der Hölle (.
Ein junges, zum Heulen früh aus dem Leben gerissenes Genie gehört zu den Gottheiten eines jeden romantischen Literaturpantheons. Bei den Engländern ist das der zephyrische John Keats (er starb im Alter von 26 Jahren), in Russland der zornige Michail Lermontow (Tod mit 27), die Deutschen können mit Georg Büchner auftrumpfen, der gar 24-jährig verschied, mit dem unvollendeten „Woyzeck“ auf seinem Schreibtisch.
Gainsbourg – Ein Heldenleben“, so heißt Joann Sfars unlängst angelaufene Filmbiografie des Sängers im französischen Original. Wahrscheinlich deshalb betitelte der schlaue Blumenbar Verlag die deutsche Übersetzung von Gainsbourgs Roman „Evguenie Sokolov“ (1980) mit „Das heroische Leben des Evgenij Sokolov“ (80 Seiten, 12,90 €) und nicht mit „Die Kunst des Furzens – Das explosive Leben des Evguenie Sokolov“, wie zuletzt die Taschenbuchausgabe von Hartmut Zahns Übersetzung hieß, die vor bald einem Vierteljahrhundert als „Erlaucht ist, was gefällt“ im Popa Verlag erschienen war.
Eine alte polnische Legende erzählt von einem Adligen, Pan Twardowski, der im 16. Jahrhundert seine Seele an den Teufel verkaufte.
Kaum ein anderer vergessener Schriftsteller wurde im deutschen Sprachraum so gründlich entdeckt wie Emmanuel Bove (1898 –1945). Einer der prominentesten Prosadichter deutscher Zunge, Peter Handke, nahm sich seiner an und übertrug 1981 Boves ersten Roman „Meine Freunde“.
Ende der 50er Jahre, Moskau. Ein grimmiger alter Mann sitzt im Café National, fast jeden Abend, und wartet, dass ihn jemand zu einem Cognac einlädt.
Sind Wiederentdeckungen deshalb so beliebt, weil die Kurzsichtigkeit oder Blindheit früherer Generationen uns die Genugtuung schenkt, Ungerechtigkeiten weitsichtig wiedergutzumachen? Im Fall von H.
Selbst die Bibel ist witzig“, notierte einmal Johann Peter Hebel, der gelehrte Theologe, Kenner der Altsprachen und des Hebräischen und – am Ende seiner Laufbahn – höchstgestellte Geistliche des Großherzogtums Baden. Nicht zu vergessen: der alemannische Dichter und der rheinische Hausfreund.
Oleg Jurjew huldigt dem deutschen Mystiker Meister Eckhart.

Hoffnungslosigkeit gab es für sie nicht: Ein Nachruf auf die große russische Dichterin Jelena Schwarz.
Oleg Jurjew lobt Gabriel Chevalliers Kriegsroman „Heldenangst“.
Oleg Jurjew erinnert an die Erzählkunst von Leonid Dobytschin.
Falls Sie irgendetwas über Russland erfahren wollen, falls Sie zu begreifen gieren, warum die verfrorenen Deutschen ihren Blitzkrieg verloren haben, falls Sie an ,Ideen’, ,Fakten’ und ,Tendenzen’ interessiert sind, Finger weg von Gogol. Er hat Ihnen nichts mitzuteilen“, schrieb Vladimir Nabokov 1944 in einem Essay über Nikolai Gogol.
Oleg Jurjew über Nils Holgerssons Trost für kranke Kinder.
Oleg Jurjew gratuliert dem Satiriker Antioch Kantemir zum 300. Geburtstag
Oleg Jurjew über den unenglischsten englischen Dichter der letzten 400 Jahre
Oleg Jurjew schaut über den Main und erblickt einen Frankfurter Engel.
Oleg Jurjew schaut nach Österreich und begeistert sich für Theodor Kramer
Oleg Jurjew über Vladimir Nabokovs unentdeckten Schatz
Oleg Jurjew wandelt auf den Spuren von Charles Dickens