Narkoseärzte trainieren neuerdings an einem Simulator wie die Piloten; kein Flug-, sondern ein Anästhesie-Simulator. Mit diesem Gerät lassen sich Stress-Situationen und Zwischenfälle nachstellen, wie sie bei Narkosen immer wieder auftreten.
Rosemarie Stein
"Wo habe ich bloß meine Schlüssel gelassen?" Oder: "Ich schaffe es einfach nicht, dieses verflixte Formular auszufüllen!
Als die alte Frau schon das dritte Jahr im Wachkoma lag, schlug der Hausarzt ihrem Sohn vor, die künstliche Ernährung bis auf Flüssigkeitszufuhr einzustellen. Dann würde die Patientin nach einigen Wochen sterben.
Er setzte sich energisch für den Ausbau der Hochschulen und für Neugründungen vor allem in den neuen Ländern ein. Dabei förderte er Schwerpunktbildungen und berief - oft gegen den Widerstand der Fakultäten - avantgardistische Forscher, nicht selten spätere Nobelpreisträger.
"Der Pflegedienst kommt ins Haus, und die Angehörigen verlassen den Raum. Es fehlt an Zusammenarbeit.
Heftig diskutiert wird zurzeit in Deutschland, ob alles, was medizinisch möglich ist oder in ferner Zukunft möglich sein könnte, auch gemacht werden sollte. Gleichzeitig aber wird öffentlich kaum wahrgenommen, dass immer mehr Kranken vorenthalten wird, was medizinisch notwendig ist und worauf sie einen Rechtsanspruch haben.
In Deutschland warten 14 000 Patienten auf ein neues Organ, 12 000 davon auf eine Niere. Im vergangenen Jahr konnten aber nur knapp 4000 Organe überpflanzt werden.
Die neue Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, Aids, die Rückkehr von Diphtherie und Tuberkulose, die zunehmende Resistenz der Bakterien gegen Antibiotika, die große Zahl der Infektionen, die man sich im Krankenhaus zuzieht: All dies hat uns ein böses Erwachen beschert. Noch vor ein paar Jahrzehnten glaubten selbst Mediziner, in der Ära der Antibiotika seien die Infektionskrankheiten kein Problem mehr.
Sollen Ärzte schwer leidende Patienten töten dürfen? In Holland wird demnächst die Tötung auf Verlangen unter bestimmten Bedingungen erlaubt.
Berlins Chirurgen haben sich über einen prominenten ehemaligen Stasi-Spitzel in ihren Reihen zerstritten: Helmut Wolff, Chirurgie-Chef der Charité bis zu deren personeller Erneuerung nach der Wende, seinerzeit unter anderem Vorsitzender der Chirurgischen Gesellschaft der DDR, stellvertretender Vorsitzender des Rates für Medizinische Wissenschaften der DDR und Leiter der Hauptforschungsrichtung Organtransplantation. Wolffs - mindestens von 1979 bis 1989 belegte - umfangreiche inoffizielle Mitarbeit beim Staatssicherheitsdienst unter dem Decknamen "Becher" ist seit Oktober 1992 bekannt.
Die ältesten Vorfahren unserer Pferde waren keine Allesfresser, wie man erst annahm, und sie lebten auch nicht in der Steppe, sondern im Wald und fraßen Blätter, vielleicht auch Beeren. In der Grube Messel am Rande des Odenwaldes sind manche der zahlreichen Fossilien so gut erhalten, dass man sogar den Mageninhalt von Tieren identifizieren konnte, die dort vor etwa 50 Millionen Jahren lebten.
Alle reden von Genetik - aber wo bleibt heute der Kranke mit seinem Leiden? Was hat die psychosomatische oder, umfassender, die biopsychosoziale Medizin der Molekularmedizin entgegenzusetzen?
Erst rote Stellen, dann abschürfungsähnliche Hautschäden, schließlich tief eiternde Wunden, unter Umständen bis auf die Knochen: Ein großer Anteil insbesondere der Berliner leidet an Druckgeschwüren, auch Decubitus genannt. Gefährdet sind vor allem unbewegliche langfristig Bettlägerige und Rollstuhlfahrer.
"Ohne Emotionen" sollen sie die Frage des Campus Mitte betrachten, hatte Eberhard Diepgen auf dem Neujahrsempfang der Charité von deren Mitarbeitern gefordert. Gerade dies ist ihnen offenbar unmöglich.
Kurz vor Weihnachten hatte sich die junge Frau aus München auf den Weg nach Berlin gemacht, obwohl sie - berufstätig, ein Kind - alle Hände voll zu tun hatte. Sie wollte unbedingt nach ihrer 91-jährigen Großmutter sehen.
Viele Patienten sind verunsichert: Werde ich künftig noch die notwendigen Medikamente bekommen oder wird an mir gespart? Verunsichert werden sie von der Pharma-Lobby, die die Selbsthilfebewegung zu beeinflussen versucht, und von der Spitze der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die gegen eine finanzielle Obergrenze für Arzneimittel kämpft und jetzt die Gespräche mit den Kassenverbänden über gemeinsame Empfehlungen für das Arzneimittel-Budget des nächsten Jahres abbrach.
Das Haus steht wacklig auf dünnen Stelzen. Man fragt sich, wann das Wasser eindringt.
Was, meinen Sie, ist das größte Gesundheitsrisiko? British Beef?
In der weißen Welt der Medizin bemüht man sich immer intensiver darum, die Wirksamkeit dessen, was man tut, wissenschaftlich nachzuweisen. Das ist schon deshalb nötig, damit die knappen Mittel nicht für Unnützes verschwendet werden.
Als passive Sterbehilfe - Sterbenlassen - wird im Allgemeinen das Nichtbeginnen oder, viel schwieriger, das Beenden einer aussichtslosen Behandlung Sterbender bezeichnet. Der Arzt verzichtet auf lebensverlängernde Maßnahmen - wobei umstritten ist, wann der Vorgang des Sterbens beginnt.
"Da entstand immer krasser das Bild des Kassenarztes mit seiner Hundert-Patienten-Sprechstunde, seiner Abhängigkeit von der Bürokratie der Ortskrankenkasse einerseits, der Ärztlichen Vereinigung andererseits, die Senkung des ärztlichen Niveaus, das Verschwinden des Hausarztes, das Unwesen der alles und jedes operierenden Spezialisten, der Unfug der Spritzen- und Tabletten-Medizin; in den Kliniken die Gleichgültigkeit gegen die sozialen Fragen, gegen die zur Volksseuche gewordene Neurose, das Gutachten-Unwesen, der Missbrauch der wissenschaftlichen Arbeit zur Fabrikation einer Karriere, die zur sinnlosen Überprodukton von pseudo-exakten Untersuchungen und einer Aufblähung des völlig unübersehbaren Schrifttums führen ."Mit diesen Sätzen skizzierte der israelische Psychiatrieprofessor Benyamin Maoz (Soroca-Hospital Beer Sheva) ein paar Probleme des modernen Gesundheitswesens.
In Berlin haben die Kassenärzte ihr Jahresbudget für Medikamente schon gestern ausgeschöpft. Zufällig wurde in der Stadt am selben Tag der "Arzneiverordnungs-Report 2000" vorgestellt.
Ein Patient sitzt nach einem Eingriff mit offenem Mund auf dem Behandlungsstuhl seines Zahnarztes. Der will die Wunde nähen und fragt: "Möchten Sie das Zeug von der AOK oder soll ich Seide nehmen?
"Sie sollten sich etwas mehr bewegen", riet der Arzt dem Patienten, nachdem er ihm den wie immer zu hohen Blutdruck gemessen hatte. Dann schrieb er seufzend ein Rezept aus.