zum Hauptinhalt

Gesundheit: Ärzte bei der Stasi: Streit um Ehrung für DDR-Chirurgen

Berlins Chirurgen haben sich über einen prominenten ehemaligen Stasi-Spitzel in ihren Reihen zerstritten: Helmut Wolff, Chirurgie-Chef der Charité bis zu deren personeller Erneuerung nach der Wende, seinerzeit unter anderem Vorsitzender der Chirurgischen Gesellschaft der DDR, stellvertretender Vorsitzender des Rates für Medizinische Wissenschaften der DDR und Leiter der Hauptforschungsrichtung Organtransplantation. Wolffs - mindestens von 1979 bis 1989 belegte - umfangreiche inoffizielle Mitarbeit beim Staatssicherheitsdienst unter dem Decknamen "Becher" ist seit Oktober 1992 bekannt.

Berlins Chirurgen haben sich über einen prominenten ehemaligen Stasi-Spitzel in ihren Reihen zerstritten: Helmut Wolff, Chirurgie-Chef der Charité bis zu deren personeller Erneuerung nach der Wende, seinerzeit unter anderem Vorsitzender der Chirurgischen Gesellschaft der DDR, stellvertretender Vorsitzender des Rates für Medizinische Wissenschaften der DDR und Leiter der Hauptforschungsrichtung Organtransplantation. Wolffs - mindestens von 1979 bis 1989 belegte - umfangreiche inoffizielle Mitarbeit beim Staatssicherheitsdienst unter dem Decknamen "Becher" ist seit Oktober 1992 bekannt. Ende 1992 schied er aus der Charité aus.

Es geht nun um den Vorschlag, den damaligen IM zum Ehrenmitglied der Berliner Chirurgischen Gesellschaft zu ernennen.Nach jahrelangem Drängen alter Freunde war es zu einem entsprechenden Beschluss des Vorstandes gekommen. Diesem gehören mehrheitlich Chirurgen aus den alten Bundesländern an. Gegen eine solche Ehrenmitgliedschaft hatte eine Gruppe von Chirurgen in einem Offenen Brief an alle Mitglieder der Gesellschaft protestiert. Darin heißt es unter anderem: "Dass einer, der sich in der DDR durch Bespitzelung von Kollegen aus Ost und West Vorteile verschafft hatte - nicht angeblich, sondern beurkundet, bewiesen und bezeugt -, mit dieser Ehrung bedacht werden soll, stellt eine Verhöhnung ehrlicher und aufrichtiger Chirurgen dar. Wir sind weit davon entfernt, fachliche Verdienste herabzuwürdigen, aber einem Informanten des MfS steht diese Ehrung nicht zu."

Schließlich wurde die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gefordert. Dazu wären hundert Stimmen nötig, es schlossen sich aber 250 Chirurgen diesem Antrag an. Daraufhin habe Wolff erklärt, er verzichte auf eine Ehrenmitgliedschaft, sagte einer der Autoren des Briefes dem Tagesspiegel. Damit ist aber der Streit nicht beigelegt. Wie verlautet, will der Vorstand der Chirurgischen Gesellschaft nun einen der Autoren des Schreibens, den Chirurgie-Chef des Krankenhauses Moabit, Ernst Kraas, nicht mehr als Schriftführer haben.

Peter Michael Diestel richtete eine Antwort auf den Brief an alle Mitglieder der Berliner Chirurgischen Gesellschaft - "als ehemaliger Innenminister und weiterhin politisch denkender Anwalt". Darin erinnert er an Ferdinand Sauerbruch, der trotz seines umstrittenen Wirkens in der Nazizeit schon im Mai 1945, gleich "nach der damaligen Wende", zum Stadtrat für Gesundheit berufen worden sei, ohne dass die Fachgesellschaft das beklagt hätte. Interessant ist ihn diesem Zusammehang, dass Diestel den Vorsitz im Aufsichtsrat der KMG-Kliniken AG (Kliniken Wittstock, Kyritz, Pritzwalk) führt, während Wolff dem Wissenschaftlichen Beirat vorsitzt.

Zur Startseite