Als junger Komponist aus dem DDR-Schaffen hervorgegangen, erfreut sich Steffen Schleiermacher weiterhin beachtlicher Zustimmung, obwohl oder weil sich seine Stücke nicht in Schubfächer einordnen lassen wollen. Der putzige Titel seines Auftragswerkes für die 18.
Sybill Mahlke
Selten genug, dass die Musiker bei einem Konzert mit Neuer Musik dem Dirigenten die Ehre erweisen, indem sie trotz seiner Aufforderung zur Publikums-Reverenz sitzen bleiben und applaudierend den Beifall der Zuhörer potenzieren. Dies geschieht am Pult des inspirierten Berliner Sinfonie-Orchesters dem Maestro Johannes Kalitzke, der zu einem der wichtigsten Avantgarde-Dirigenten avanciert ist.
"Und ich muss gestehen, dass ich am allerliebsten mit diesem Orchester Bartók und Kodály spiele" - ein legendär verankertes Wort von Ferenc Fricsay, dem ersten Chefdirigenten des RSO, dem Frühvollendeten, dessen Musik nachglüht über die Klangdokumente hinaus, so wie große Erinnerungen vor nachgeborenen Generationen nicht Halt machen.Nun steht Ferenc von Szita am Pult des Orchesters, das vormals seinem Großvater gehörte und gehorchte.
Mozart wird gelobt, Paganini bejubelt. Sicher ist es zuviel verlangt von dem D-Dur-Violinkonzert KV 218, dass es vor interpretatorischem Furor sprühen sollte.
Werkstattbühne Nationaltheater. Es tut sich was hinter dem Schleiervorhang, während im Saal noch das Einlasslicht herrscht.
Vor einer ausverkauften Philharmonie hebt das ungewöhnliche Ensemble zu einem auditiven "South American Getaway" ab. Dass die neue Produktion, mit der die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker eine kleine Deutschlandtournee angehen, auch mit ihren frühen Erfolgen wuchert, ist legitim.
Die Musen, Töchter des Zeus und Göttinnen der schönen Künste, wurden von den Dichtern der Antike angerufen, weil sie Inspiration und Beistand verhießen. Man sah sie auf dem Olymp bei göttlichen Festlichkeiten tanzen.
Wie viele seiner Zeitgenossen hat Arnold Schönberg dem Lyriker Richard Dehmel höchste Verehrung entgegengebracht. Nicht weniger als den "neuen Ton" verdanke er ihm: "Ihre Gedichte haben auf meine musikalische Entwicklung entscheidenden Einfluss ausgeübt.
Einer fehlt. Götz Friedrich legt eine liebevolle Inszenierung vor, ein hübscher Triumph zeichnet sich ab, die Komödianten werden gefeiert, zumal Thomas Timmer vom Tölzer Knabenchor in der Hauptrolle, und der Regisseur kann der klassischen Applausordnung nicht folgen, krankheitsbedingt.
Der schöpferische Intendant, der sich während seiner Amtszeiten als Künstler zurücknimmt, ein rarer Typ fürwahr! Es fällt schwer, über den inspirativen Manager Peter Ruzicka zu schweigen, der in Berlin, Hamburg und München kulturpolitische Zeichen gesetzt hat und der Leitung der Salzburger Festspiele zustrebt, wenn von einem Orchesterkonzert unter seiner Leitung die Rede sein soll.
Der rare Anblick, die Ränge im Kammermusiksaal der Philharmonie gefüllt zu sehen, entzückt das Herz. So ist der neuen Serie "Der philharmonische Salon" ein günstiger Start beschert.
Nach den Eskapaden von "Salome" und "Elektra" kommt "Der Rosenkavalier", die Nummer drei aus dem wilden 20. Jahrhundert.
Mit Zugaben hatten sie offenbar nicht gerechnet. Wer aber so zündende Könnerschaft verbreitet wie das Schlagzeug-Ensemble der Berliner Philharmoniker, dem verlangt das Publikum mehr ab als das offizielle Programm.
Die Spaßkultur erobert nun auch die Philharmonie, obwohl mancher dort noch Traurigkeit haben mag, weil es eine Wunde in der menschlichen Harmonie gibt. Vielleicht ist dem ausgeschiedenen Intendanten Elmar Weingarten wie dem zum Glück wieder genesenen Chefdirigenten Claudio Abbado am ehesten gedient, wenn in der Öffentlichkeit über ihre Krise vorläufig geschwiegen wird, wie sie es selbst tun.
Iphigenie träumt. Die Not der Atriden raubt ihr den Schlaf.
Keiner singt wie Orpheus. Seit er im 6.
Unsterblichkeit als "holder Jüngling sanft und schön" ist dem Menschen nicht gegeben. Peter Schreiers Tamino hat dennoch bis zu seinem Bühnenabschied etwas von der Wesenswahrheit der Rolle bewahrt, das in der Erinnerung Bestand haben wird: Es hat mit der Kindheit im Dresdner Kreuzchor, erworbener Stilsicherheit, dem Typus des strebenden, sagenden Sängers, dem Timbre aus Jugend und Weisheit, dem Humanitätsbegriff des Märchenstücks zu tun.
"Eben eine nicht gar so leichte Sache" sei das Solospielen auf dem Violoncello, schreibt Johann Joachim Quantz, der preußische Hofkompositeur Friedrichs II. Und der Meister des "Versuchs einer Anleitung die Flöte traversière zu spielen" fügt in seinem aufführungspraktischen Lehrbuch hinzu, dass der Solospieler auf dem Violoncell starke Nerven haben müsse.
Heimat - einer der empfindlichsten Begriffe deutscher Sprache, beschwert mit Vorstellungen von Heimaterde, Heimatfilm, Heimatvertreibung, Heimatlosigkeit, wie sie schon im 19. Jahrhundert metaphysischen Schmerz bereitet: "Das eine nur, nach dem ich brenne - ich find es nicht, mein Heimatland!
Es gehört zum guten Ton des Berliner Philharmonischen Orchesters, dass auch an seinen zweiten Bläserpulten Musiker sitzen, die mühelos die Ersten Solisten vertreten können. Das Fach Oboe ist besonders gesegnet: Neben Albrecht Mayer und Hansjörg Schellenberger sind Andreas Wittmann und Dominik Wollenweber (Englischhorn) hervorragende Solospieler.
An der Hamburgischen Staatsoper hat einmal mehr Peter Konwitschny Regie geführt, und herausgekommen ist "Herzog Blaubarts Burg" als eine Konfliktbeschreibung. Auf eigenen Wunsch gibt Konwitschny vor der Premiere eine Einführung in Béla Bartóks Oper, und selbst hier zeigt er sich als ein Theatermann, dem es vor allem darum geht, verstanden zu werden.
Viel Instrumentales Theater, "Sur scène", "Staatstheater", "Mare Nostrum", "Aus Deutschland", "Erschöpfung der Welt", "Varieté" - Mauricio Kagels Werk steht für gelebte Zeitgenossenschaft, für ein Reagieren auf die Gegenwart der Kultur und Politik. Sehnsucht schwingt darin, Ironie und Trauer, und immer wieder neu spricht die Musik kunstreich aus, dass die Beschwörung kein Ende haben will.
Der Politikwissenschaftler Udo Bermbach spricht aus, was das Internationale Wissenschaftliche Symposion der Staatsoper zugleich so reizvoll und unentwirrbar macht: Kein Künstler hat so wie Richard Wagner die unterschiedlichsten Disziplinen der Forschung mobilisiert. "Wagners Folgen", so der von Intendant Georg Quander formulierte Titel der Drei-Tage-Sitzung zu den Festtagen 2000, hat nicht weniger im Visier als "Das Kunstwerk der Zukunft und die Zukunft der Kunst".
Kirchen und Mozartkugeln - aber zudem die Philharmoniker aus Berlin: Eine gute Frühlingswoche lang dominiert ihre Musik die Stadt an der Salzach, wo die Magnolien blühen. Gegründet von Herbert von Karajan, sind die Osterfestspiele Salzburg jeweils Chefsache und somit auf dem Weg, aus den Händen Claudio Abbados in diejenigen von Simon Rattle zu gehen.