„Siehe, ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde“ – so singt der Chor der Sächsischen Staatsoper die Worte aus dem Brief des Jakobus, die Johannes Brahms sich für den lieblichen Dur-Teil im zweiten Satz seines Deutschen Requiems gewählt hat. Damit spricht der „Knecht Gottes“ in einem Vergleich die Bewässerung kargen Landes an.
Sybill Mahlke
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin: Kent Nagano dirigiert Beethoven und Ives
NEUE MUSIK
Was hat das Theater noch mit dem Leben zu tun, wenn es in diesen Tagen den Huldigungsgesang an einen weisen Orientalen nicht ernst nimmt? Da gibt es den Bassa Selim, der alle Macht besitzt, den Edelmann Belmonte zu töten.
Zum 100. Geburtstag des Berliner Komponisten Boris Blacher: ein Besuch bei der Pianistin Gerty Blacher-Herzog
KLASSIK
Anja Silja kehrt mit Janáceks „Jenufa“ an die Deutsche Oper Berlin zurück
Brittens „War Requiem“ mit dem Philharmonischen Chor
Nach Herbert Wernickes Tod setzt David Alden den Münchner „Ring“ fort
Marek Janowski eröffnet seinen Schumann-Zyklus mit dem RSB
Posaunen zerlegen im Raum: Das ist mehr als ein Scherz, weil es einen Blick hinter die Kulissen des Instruments gestattet. Das Publikum ist amüsiert von dem musikalischen Sehstück "Bolo".
Es war einmal, dass am Berliner Schiller-Theater ein Stück namens "Die Teufel" gegeben wurde. Nicht nur die Bühnenbretter sah man erbeben, auch der Theaterhimmel West-Berlins verdüsterte sich.
Der Taxifahrer sagt "Nagano", als er vernimmt, dass nicht die Philharmoniker gespielt haben. Mit dem Namen des Chefdirigenten und seiner vehementen Persönlichkeit ist es dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin gelungen, in der Öffentlichkeit neue Ausstrahlung zu gewinnen.
Siegfried Palm, begierig darauf, Generalintendant der Deutschen Oper Berlin zu werden, eröffnete unser erstes Treffen mit einem stolzen Statement: Mein Schüler hat gerade den Felix-Mendelssohn-Preis gewonnen. Das war 1975, Palms Berliner Kandidatur durchaus noch umstritten, zumindest ein Sturm im Westberliner Wasserglas.
Gewiss ist der Hammerschlag in der sechsten Symphonie von Gustav Mahler ein theatralisches Moment. Wenn der Musiker, der ihn auszuführen hat, aufsteht, das ungewöhnliche Instrument schwingt und niedersausen lässt, stößt man einander im Publikum staunend oder belustigt an.
"Eine Senta wird gesucht, eine Elsa": Es scheint, als habe Alfred Kerr prophetisch die Oper angekündigt, als er 1906 das Theaterstück "Ritter Blaubart" von Herbert Eulenberg rezensierte. Eine Hoffnung sieht er in dem Dichter, der mit seiner Bearbeitung des alten Märchenstoffes am Berliner Lessingtheater gerade einen Misserfolg einstecken musste.
Das kurze Stück zum langen Abschied hat Harry Kupfer, dem scheidenden Chefregisseur der Komischen Oper, noch einmal vertraute Anerkennung eingebracht: einen Berliner Bären gleichsam für sein Lebenswerk. Dass mit Benjamin Brittens "Turn of the Screw" das Ende einer 21-jährigen Ära bescheidener ausfällt als der vitale Aufbruch mit den "Meistersingern" 1981, ist kein unwürdig schwacher Abgang.
Das Stück handelt nicht vom Teufelspakt und nicht von des Pudels Kern. Nach heutigen Theaterbegriffen ist es geradezu absonderlich, wie sich der Mephistopheles in Robert Schumanns "Szenen aus Goethes Faust" einführt: "Es ist wohl Zeit zu scheiden", sagt er in der Gartenszene, und die Mahnung klingt nichts als besorgt, ähnlich der, die eine Brangäne an ihre Herrin Isolde richtet.
Welche Rolle der Philharmonische Chor Berlin neben der Singakademie im romantischen Kulturtreiben der Stadt gespielt hat, dokumentiert Albert Schweitzers Bach-Biografie (deutsch: 1908). Darin wird die Chorgemeinschaft unter ihrem ersten Leiter Siegfried Ochs dreimal differenziert gelobt.