Vor den "ruhigen" Einsatz der Coda im Finalsatz seiner achten Symphonie hat Anton Bruckner einen Takt Pause mit Fermate gesetzt. Die berühmten Brucknerschen Generalpausen, das sprechende Pausieren aller Stimmen, wollen das Außerordentliche, die besondere Auffälligkeit, wenn man so will: tiefere Bedeutung.
Sybill Mahlke
Fünf japanische Trommeln, "Wadaiko" genannt, bewachen die Matinee von oben herab, um zuletzt "schweißgebadet mit voller Kraft geschlagen zu werden". So nennt der Komponist Shigeaki Saegusa seine schöpferische Absicht im Tourneeprogramm des "Waseda Symphony Orchestra Tokyo".
Für "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" kommt der Abend einer Klarstellung gleich. Denn das emphatische Büchlein trägt die Last und den Erfolg seiner Rezeptionsgeschichte mit sich, die mit verklärtem Heldentod, Erstem Weltkrieg und verlegerischem Feeling des Insel-Verlages zu tun hat.
Die Sprechstimme des Sängers Dietrich Fischer-Dieskau ist ein sensitives Instrument geblieben. "Ob ich die Musik nicht höre?
Jeder kennt den Namen des Komponisten György Ligeti, während sein Kollege György Kurtág sich längst zum Geheimtip entwickelt. Obwohl seine Musik nicht für den Marktplatz taugt, steigert sich ihr Renommée.
Der Sänger identifiziert sich voll mit der Rolle des Sängers. Das heißt, dass er beide Bedeutungen des Wortes "Sänger" umfasst, dass also der berufsmäßig Singende, der Gesangsunterricht genommen und seine Laufbahn programmiert hat, sich in die Seele dessen versetzt, der seine Lyrik singend verfertigt.
Im Wiener Palais des Fürsten Leopold Maria von und zu Lippert-Weylersheim sind Soldaten einquartiert, auch Frauen, denn ganz ohne Weiber geht die Chose nicht. Eine Menschenkette transportiert in schmissigem Marsch zahllose Spaten, damit im Marmorboden Schützengräben ausgehoben werden.
Kein Blut fließt in dieser Geschichte um eine Blutherrschaft. Sie spielt auch nicht in Schottland und nicht in grauer Vorzeit.
Inszenatorische Widrigkeiten, stimmliche Mühen und EffekthaschereiSybill Mahlke Wie ein glühendes Messer in der Brust - so steht das scharfkantige Symbol auf der "Don Carlos"-Szenerie der Komischen Oper für eine Geschichte von blutenden Herzen, die blutig endet. Das bedeutet, dass der glückliche Augenblick von Fontainebleau, wo der spanische Infant sich mit Elisabeth von Valois verloben darf, in dieser Aufführung ungespielt bleibt.
Die 13. Jüdischen Kulturtage haben ein Unikat aufzuweisen.
Lothar Zagrosek dirigiert eine Inszenierung von Jossi WielerSybill Mahlke Mime Kocht. Rezept, Milchtüte und Industriepackungen bei der Hand, bereitet er zuerst den Nachtisch.
"Über Sternen muss er wohnen" - keine Hoffnung ist stärker, keine Sehnsucht größer, keine Wunschlandschaft ferner. Die neunte Symphonie Beethovens steht für die Berührung der Kunst mit dem Transzendenten.
Wenn die Musiker den Mut dazu haben, sollen sie schreien. Im Schauspielhaus folgen sie den Anweisungen des Komponisten Leif Segerstam, der sich mit der Partitur seines Werkes "April" in der Hand an das Publikum wendet und von Sonne, Feuchtigkeit und Blumen spricht.
Gut lässt sich einer großen Vergangenheit gedenken, wenn die Zukunft verheißungsvoll begonnnen hat. So widmet das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ein Mozart-Strauss-Programm im Schauspielhaus seinem ersten Chefdirigenten, dem Ungarn Ferenc Fricsay, der am 9.
Die alte traurige Weise geleitet "Pelleas und Melisande" auf dem Weg in die Neue Musik - sei der Terminus auch überholt von der jungen Gegenwart. Mit ihrer Aufführung der Symphonischen Dichtung von Arnold Schönberg steht die Staatskapelle Berlin einerseits noch in der Nähe des Festwochen-Themas Mahler, zugleich aber dort, wo sich Tristan und Aron imaginär begegnen, wo eine Liebesszene noch einmal den Zauber der Hochromantik beschwört, das Posanenglissando indes, unheimlich, Gefahr in unterirdischem Schlossgewölbe zeichnend, ins Unbekannte vorstößt.
Die "Kanalratten", wie La Fura dels Baus in lockerer Übersetzung heißen, tanzen nun auf dem Tisch. Ihr Furor kommt noch aus dem Geist der unabhängigen Gruppen während der Franco-Diktatur.
Lorin Maazel buchstabiert Note für Note und nimmt Mozart die SpringkraftSybill Mahlke Die Szene ist ein Bahnhof. Er befindet sich in Salzburg und heißt Großes Festspielhaus.
Alle wollen auf den Grünen Hügel, würden gern Gralshüter im Festspielhaus sein. Aber da trägt einer die Krone, der von seinem höchsten Heiligtum nicht lassen kann und als Herausgeber des offiziellen "Festspielbuchs 1999" wiederholt, was landesweit Feuilletonstoff dieser Sommertage war: "In Zeiten, die erst allerjüngst die Bayreuther Festspiele in finanzieller Hinsicht gefährden können, wäre es von mir sowohl töricht als auch verantwortungslos, ohne Not meinen Platz zu räumen.
Die Zeit ist reich und experimentierfreudig, als der junge Bariton Barry McDaniel aus Kansas zur Deutschen Oper Berlin stößt. Ja, damals: In der Regel gibt es unter der Intendanz Gustav Rudolf Sellners jedes Jahr eine Uraufführung, und die Chronik verzeichnet, daß McDaniel sogleich in "Montezuma" von Roger Sessions (1964), "Der junge Lord" von Hans Werner Henze (1965) und "Amerika" von Haubenstock-Ramati (1966) dabei ist.
Die listige Schlange, vor der Tamino fluchtartig in Ohnmacht fällt, ist ein Theatertier mit drei Köpfen. Zwischen den lachenden Zähnen im Leckermaul steigen die Damen der Königin der Nacht hervor.
Der Leidensweg des Herrn tut in Händels "Messiah" weniger weh als in den Passionen von Bach.Optisch sind sich im Notenbild die scharf punktierten Sechzehntel, die für die Geißelung stehen - "Erbarm es Gott" bzw.
"Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte": So ist der glückliche Ausgang der "Bürgschaft" von Schiller in den deutschen Zitatenschatz gewandert.Aber die Geschichte selbst, die ein Freund zwischen Stromes Wut und Brand der Sonne durchsteht, um den Freund zu retten, sie dürfte den meisten von uns aus dem Bildungsgedächtnis entfallen sein.
Frank Michael Beyer ist kein Griechenlandtourist.Aber was er als Kind, auf Kreta und in Athen wohnend, an mediterranem Licht in sich aufgenommen hat, klingt zunehmend aus den neuen Werken des Berliner Komponisten.
Harry Kupfer hat die Brautgemachsszene seiner "Lohengrin"-Inszenierung an der Staatsoper verändert.Die Titelfigur, die in der bisherigen Fassung von 1996 wie die Statue auf ihrer eigenen Gruft verharrte, steigt nun nach den Worten "Das süße Lied verhallt, wir sind allein .