"Mozart meets Bernstein" klingt unwahrscheinlich, bringt aber Publikumsspaß, und wer mag, kann die "Gastmahl"-Komposition des Amerikaners auch noch mit dem dieser Tage aktuellen danksagenden Obertitel "50 Jahre Berliner Luftbrücke" in Verbindung bringen.Daß bei jenem antiken "Gelage", das Platon überliefert und Leonard Bernstein inspiriert hat, vor allem geredet und philosophiert wird, bringt eine gewisse Redseligkeit und sokratische Ausdauer in die Fünfziger-Jahre-Serenade für Solovioline, Streicher, Harfe und Schlagwerk.
Sybill Mahlke
Berliner Philharmonisches Orchester mit Krivine und Gil ShahamVON SYBILL MAHLKEDie Europa-Tournee zwischen Stockholm und Turin scheint das Berliner Philharmonische Orchester soweit mitgenommen zu haben, daß es beim ersten Heimkonzert danach die seltene Optik einer nahezu verfremdeten Gemeinschaft präsentiert.Wäre da nicht der kompetente Bläserstamm mit Andreas Blau und Hansjörg Schellenberger an den hohen Instrumenten, so könnten die in diesem Fall von Konzertmeister Rainer Sonne angeführten Musiker an vielen Pulten als Alternativphilharmoniker gelten.
Verdient um Frank Martin: BSO, Singakademie, Achim ZimmermannVON SYBILL MAHLKEBei vielen Autoren, die sich um die "Neue Musik" oder schlichter solche "im 20.Jahrhundert" analytisch und würdigend bemüht haben, findet Frank Martin keinen Platz.
Verdient um Frank Martin: BSO, Singakademie, Achim ZimmermannVON SYBILL MAHLKEBei vielen Autoren, die sich um die "Neue Musik" oder schlichter solche "im 20.Jahrhundert" analytisch und würdigend bemüht haben, findet Frank Martin keinen Platz.
Mit und ohne Ort: Wanderer in Abbados Philharmoniker-ZyklusVON SYBILL MAHLKEWolfgang Rihm nennt das Konzert eine Reise, wenn er sagt, daß die Zuhörer zu Wanderern werden.Sie wandern, anders als im Museum, wo stilistisch Naheliegendes in den klassischen Bildersälen beieinanderhängt, zwischen Heterogenem hin und her.
Berliner Philharmonisches Orchester trifft Barenboim in der LindenoperVON SYBILL MAHLKEEin israelischer Dirigent und gebildeter Kopf wie Daniel Barenboim - er darf das: "Les Préludes" von Franz Liszt mit der Zugabe des Walkürenritts von Richard Wagner kombinieren.Den älteren Zeitgenossen läuft noch heute der Schauer den Rücken herunter, wie ein betroffener Herr an der Garderobe bemerkt, weil das Andante maestoso des Liszt-Stückes durch seine Verwendung als Einleitung von Sondermeldungen über deutsche Siege des Zweiten Weltkriegs nicht vergessen ist.
"Majakowskis Tod - Totentanz": Dieter Schnebels Oper über den charismatischen Dichter der Revolution macht Achim Freyer in der Leipziger Uraufführung zu einem Drama der GegenwartVON SYBILL MAHLKEWladimir Majakowski sagt auf der Bühne der Oper Leipzig, er habe in seinem ganzen Leben Sachen gemacht, die niemandem gefielen und gefallen.Es habe keine gute Beziehung zum Publikum gegeben.
Umstritten wie erwartet: Achim Freyer präsentiert Mozarts "Zauberflöte" bei den Salzburger Festspielen.Christoph von Dohnányi dirigiert mit Feinsinn, aber wenig Fortune.