Der Kanzler geriet beim SPD-Wahlkampffinale in der Treptower Arena beinahe zur Nebenfigur vor lauter stehenden Ovationen für Klaus Wowereit. Selbst Gerhard Schröder wurde von emphatischen "Wowi"-Rufen unterbrochen.
Brigitte Grunert
Parteien und Direktkandidaten kann man wählen, aber keine Koalition. Und selten war die Koalitionsfrage so offen wie vor dieser Berliner Wahl am Sonntag.
In der SPD herrscht wenige Tage vor der Wahl helle Aufregung über den angeblichen Rat von Bundestagsfraktionschef Peter Struck zur Neuauflage der Großen Koalition, falls es für Rot-Grün nicht reicht. Struck und der Abgeordnetenhaus-Fraktionschef Michael Müller dementierten einen entsprechenden Zeitungsbericht über ein Treffen der beiden Fraktionsvorstände.
Im Berliner Wahlfieber gerät beinahe in Vergessenheit, warum nach zwei Jahren schon wieder ein neues Abgeordnetenhaus gewählt wird. Es hat damit zu tun, dass die Große Koalition im Juni wegen der brisanten Mischung aus CDU-Parteispendenaffäre, Bankenkrise und Haushaltskrise platzte und der PDS-gestützte rot-grüne Minderheitssenat mit dem Willen zu vorgezogenen Neuwahlen antrat.
Für Klaus Wowereit ist er ein neuer, für Eberhard Diepgen ein guter alter Bekannter. Juri Luschkow, der Oberbürgermeister der Partnerstadt Moskau kam wieder einmal auf Berlin-Besuch.
Anderthalb Wochen vor der Berliner Wahl am 21. Oktober sehen sich die Sozialdemokraten nach Umfragen als die "mit Abstand stärkste Partei" und hoffen, dass es für die Fortsetzung der rot-grünen Koalition "aus eigener Kraft reicht", wie Fraktionschef Michael Müller am Mittwoch betonte.
Der Dresdner Parteitag der PDS hat keine Auswirkungen auf ein mögliches Regierungsbündnis der Gysi-Partei mit den Berliner Sozialdemokraten. Davon sind beide Parteien überzeugt.
"Ich verurteile von Herzen den grauenvollen Terroranschlag auf die USA", sagt der türkischstämmige Ahmed Algan. Aber: "Ich kann den Hass in der islamischen Welt auf die USA etwas verstehen, weil ich Muslim bin.
Vor zwei Jahren feierte die CDU einen großen Wahlsieg, und die SPD landete auf ihrem historischen Tiefpunkt. Damals konnte der SPD-Spitzenkandidat Walter Momper machen, was er wollte, er kam einfach nicht gegen den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen an.
Wie soll man es mit der Senatsbeteiligung der PDS halten? Kann die SPD das wagen bei all den Verletzungen und Narben, die das SED-Regime hinterlassen hat?
Unter dem Schock der Anschläge hat der Wahlkampf ein paar Tage geruht. Das war selbstverständlich.
Das Abgeordnetenhaus wird am Donnerstag in einer Sondersitzung über die Innere Sicherheit debattieren. Das setzte die CDU im Ältestenrat gegen Bedenken von SPD, Grünen und PDS durch.
So groß die Erschütterung über den Anschlag auf die Vereinigten Staaten ist, so beklemmend die Ungewissheit über die Folgen sein mag: Das Leben geht weiter. Jeder Leidgeprüfte richtet sich daran auf, will er sich nicht selbst aufgeben.
Worüber redet man in diesen Tagen, wenn nicht über den Anschlag auf die Vereinigten Staaten. Klaus Schütz ist schnell beim Thema.
Dienstagfrüh war die Welt noch in Ordnung. Abends kam es manchem so vor, als sei das eine halbe Ewigkeit her.
So schmerzlich bewegt sah man das Abgeordnetenhaus noch nie, aber es gab ja auch nie einen so beklemmenden Anlass. Die Senatsmitglieder und die meisten Abgeordneten erschienen dunkel gekleidet.
Senat, Abgeordnetenhaus und Parteien haben schockiert und erschüttert auf die Anschläge in den Vereinigten Staaten reagiert. Der Senat erörterte die Lage am Abend in einer Sondersitzung.
Die Unterhaltung und Bewirtschaftung der Dienstgebäude der Senatsverwaltungen wird auf neue Füße gestellt. Der Senat beschloss am Dienstag das seit langem in Rede stehende Konzept für das zentrale Gebäudemanagement.
Annette Fugmann-Heesing (SPD) hatte als Finanzsenatorin das ehrgeizige Ziel, den maroden Landeshaushalt zu sanieren. Sie wollte bis 2004 die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben schließen, die jährliche Neuverschuldung auf Null abbauen und dann mit der Rückzahlung der Schulden beginnen.
Renate Rennebach (SPD) ist nicht die Einzige der 25 Berliner im Bundestag, die bei der Abstimmung über den Mazedonien-Einsatz der Bundeswehr mit Nein votiert haben. Aber sie ist die Einzige, die deshalb mit ihrer Berliner Partei Ärger bekommen hat.
Berlin will den Bund in seiner Finanznot zur Kasse bitten. Seit seiner Wahl zum Regierenden Bürgermeister setzt Klaus Wowereit auf die nationale Aufgabe der Hauptstadt.
Bis vor wenigen Monaten waren Eberhard Diepgen und Klaus Landowsky die mächtigsten Männer auf Berlins politischer Landesbühne. Nun verabschiedeten sich der frühere Regierende Bürgermeister und der gewesene CDU-Fraktionschef auch vom Parlament.
Berlin wollte schon immer Kultur- und Wissenschaftsmetropole sein. Ehrensache, dass Senatorin Adrienne Goehler einen Willkommensempfang für einen von der FU ausgerichteten Internationalen Mathematiker-Kongress gab.
Der Wahlkampf läuft schon lange auf Hochtouren; am 21. Oktober ist Wahlsonntag.