Am Stadtrand von Belgrad, unweit der Residenz von Slobodan Milosevic, arbeitet der staatliche Fernsehsender RTS. Vor weniger als einem Jahr noch gehörte RTS zu den Machtinstrumenten des Mannes, der in Den Haag auf seinen Prozess wartet.
Caroline Fetscher
Vergangenen Samstag wollte Timothy McFadden endlich einmal in die Ferien aufbrechen. Für fünf Wochen, "egal, was passiert", hatte der Leiter der Haftanstalt in Scheveningen betont.
Seit das universelle Denken als überholt gilt, ist die Welt der Akademiker oft öde. Naturwissenschaftler dringen immer weiter in unanschauliche Mikrowelten ein, in Gene oder Atome.
Heute morgen um zehn Uhr tritt Slobodan Milosevic, Untersuchungshäftling des Den Haager Tribunals für das ehemalige Jugoslawien, zum ersten Mal vor seine Richter. Die Anklageschrift wird ihm vorgelesen, und er hat das Recht, "schuldig" oder "nicht schuldig" zu plädieren.
Der Mann ist ein Abbild des Optimismus. Er verliert die gute Laune so wenig wie den Kopf, und all das ganz ohne amerikanische Attitüde.
Unabhängig von Serbien wollen in der Republik Montenegro viele sein, am liebsten heute. Nach den Wahlen, in denen sich Präsident Djukanovic behauptete, aber nun mit den wenig geliebten Liberalen koalieren muss, ist das Projekt verschoben.
Wir wissen noch nicht, welche Bilder von den brennenden Herden in Großbritannien bleiben werden. Wie empfinden es die Kinder der Farmer, wenn ihre Väter und Mütter das Vieh, das sie fütterten und aufzogen, nach einer hastigen Massenschlachtung auf gigantische Scheiterhaufen werfen?
Wenn CNN erstmal im Land ist, davon ist Snezana R. in Skopje überzeugt, "dann heißt das Krieg".
Es kommt nicht oft vor, dass eine vornehme Zeitung wie die "FAZ" sich in Kollegenschelte übt. Schon gar nicht ein Korrespondent wie der mehrfach ausgezeichnete Osteuropa-Experte Matthias Rüb.
Massive Vorwürfe erhebt ein Mitarbeiter der Kfor in Pristina gegen die beiden Regisseure einer WDR-Dokumentation zum Kosovo-Krieg. "Es begann mit einer Lüge", ausgestrahlt in der ARD am 8.
Weg vom Autor, hin zu Text und Subtext ist die Philologie gewandert, auf einem Straßengeflecht, das viele Richtungen kennt, aber keine zurück zur autorzentrierten Lektüre. Trotzdem liest man mit jener ambivalenten Bernhard-Liebe, die zwischen Sucht und Überdruss changieren kann, diesen kleinen Band - Joachim Hoells Thomas Bernhard-dtv-portrait - von der ersten Seite wie einen Romanführer durch das Reale, von dem man eigentlich weiß, dass es nicht existiert.
Kindern sieht man beides an: was die Erwachsenen verdrängen und was sie verbrochen haben. In Südjugoslawien suchte der ungarische Regisseur Ferenc Moldovani Kinder, die den Kosovo-Konflikt miterleben, ob als Serben oder Albaner.
Anklänge an eine Watergate-Story sollten beim ARD-Beitrag "Es begann mit einer Lüge" hörbar werden: Der Kosovokrieg als Stoff, den es erst noch zu enthüllen gilt. Seine westlichen Protagonisten als Verschwörer und Verdreher von Tatsachen, und demokratische Politiker als Brandschatzer.
Achtung. In Wahrheit regiert bei uns kein Schröder, und es präsidiert kein Rau.
Essen und Zechen, das hatte in dieser Region weniger mit Genuss zu tun als mit Schloten und Industrie. Essen heißt die Stadt, in der an diesem Wochenende zum Thema "Lenin" getagt wurde, im 1922 erbauten "Haus der Technik", am Bahnhof neben der Einkaufszone.
Es kann drei gute Gründe geben, dieses Buch zu lesen. Erstens: Wenn man Sister Souljah als extrem laute, extrem explizite Rapperin gern gehört hat.
ARD. Friedman talkt, es ist eine Premiere im ersten Fernsehprogramm.
Eine Flasche Sekt, oder sogar zwei, bot der Presseoffizier der Reporterin für ihre Straßenkarte von Jugoslawien an. "Ich habe doch nur eine Nato-Landkarte mitbekommen", jammerte er.
Im Belgrader "Hotel Park" sind drei Herren aus England abgestiegen. David Seymour, Peter Hiscocks und Guy Adams sind als "Demokratie-Trainer" angereist.
Auf dem Hinflug über Zürich kann man sich mit Schokolade eindecken. Echte Schokolade ist ein willkommenes Gastgeschenk im winterlichen Belgrad 2000, eine beliebte softe Droge.
Wo früher im Haus der Herrgottswinkel war, steht heute der Fernsehapparat. Wie es dazu kam beschrieb Martin Warnke einst in seinem wunderbaren Essay über die "Couchecke".
Über Nacht, im Wortsinn über Nacht, hatte sich die Situation radikal umgekrempelt, bei der Belgrader "Oktoberrevolution" in der Nacht vom 5. auf den 6.
Die Sensation bestand darin, dass einer auf sie verzichtete. Kurz nach der Meldung über das Unglück in Österreich sagte der Moderator der Abendnachrichten im Deutschlandfunk einen Satz, wie man ihn sonst in den Medien nicht hört.
Vor seinen Augen erschossen serbische Milizionäre seinen Vater und seinen Onkel. Wenige Augenblicke später entkam Bardhyl Hoti.