Jüdisch und palästinensisch: "Ajami" erzählt von Religionsfehden und Drogenkartellen in Tel Aviv. Einen ähnlich vitalen, verzweifelten Film aus Israel hat man im Kino noch nicht gesehen, noch dazu von einem palästinensisch-jüdischen Regie-Duo.
Christiane Peitz

Der iranische Regisseur Jafar Panahi, die preisgekrönte Filme über Frauen im Iran gedreht hat und zuletzt an einer Dokumentation über die Proteste der Grünen Bewegung arbeitete, ist weiter in Haft.
Der an Originalschauplätzen gedrehte Spielfilm erlaubt sich so viel Wirklichkeitsnähe, dass in dieser rauen Welt auch Inseln der Empathie existieren, Solidarität und Herzensklugheit: Stark: "Winter’s Bone" im Forum.

Lakonie, Anarchie und Poesie: Gérard Depardieu ist "Mammuth". Der französisches Roadmovie ist der schrägste Wettbewerbsfilm 2010.
Das Filmteam von Oskar Roehler über die Hybris der Branche und die Moral des Schauspielers.

Außer Konkurrenz: Regisseurin Lisa Cholodenko und Julianne Moore präsentieren ihre sexy Komödie "The Kids Are All Right".
„Daniel Schmid – Le chat qui pense“, „Red, White and the Green“, „Der Tag des Spatzen“ und „Amphetamine“.
Regisseur Rafi Pitts über die Zukunft Irans, die Zensur – und seinen Film "Zeit des Zorns".

Ein Bären-Kandidat: Andreas Lust ist "Der Räuber" in Benjamin Heisenbergs Studie eines Serientäters und Marathonläufers.
Familienbande: zwei Dramen über vernachlässigte Kids im Wettbewerb.
FORUM Die Südkoreanerin Yang Yong-hi filmt ihre nordkoreanische Nichte: „Sona, the Other Myself“

… aber mit Humor: Koreanische und taiwanesische Debütfilme im Forum.
60 Mal Berlinale, das ist 60 Mal Spektakel und Glamour, aber auch 60 Mal ein Fest rund um ein Wechselspiel der Blicke. Der Zuschauer flüchtet vor der Unbill der Welt, und wenn der Film etwas taugt, dann vergisst er die Welt und setzt sich ihr doch vollkommen aus - ein Spiel, dass nicht vor dem Bildschirm zu Hause funktioniert.

Das Festival und der Osten: eine Chronik. Als der Kalte Krieg noch eisig war, fand das Festival ohne Osteuropa statt, 24 Jahre lang.
Zwischen den Jahren: So heißt die Zeit von Weihnachten bis Silvester. Eine gute Gelegenheit, um sich über die Interimitäten des Lebens Gedanken zu machen.

Schön und wahr: "Bright Star", Jane Campions sensibler Blick auf eine früh vollendete Dichterliebe.
Ein Mezzoforte-"Messiah", warum nicht. Achim Zimmermann dirigiert im Konzerthaus einen federleichten Händel.

Die Tierdoku "Das Geheimnis der Flamingos".
Ein Jahr nach Francos Stellas Wettbewerbssieg herrscht weitgehend Desinteresse am Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses.

Generation Golf: Michael Schindhelms Tagebuch "Dubai Speed" über Kultur und Krise im Emirat.
Wie ein "anti-imperialistisches Zentrum" in Hamburg die Aufführung eines Israel-Films des "Shoa"-Regisseurs Claude Lanzmann mit Gewalt verhinderte.
Philharmonie: Tanzen mit Argerich und Dutoit

Aufbau West: Der Rohbau für das Interimsdomizil der Staatsoper im Schiller Theater ist fertig.
Leonard Barkan ist ein leidenschaftlicher Grenzgänger, der in Berlin ins Theater geht und gern gutbürgerlich isst – und der heute in der Academy über Hochkultur und Essenskultur spricht.