Dass Kinder zu gegebener Zeit ins Weihnachtsmärchen gehen und in aller Regel bereits im Vorschulalter eine solide Puppentheater-Kompetenz ausbilden, ist Gott sei Dank Usus. Und später tragen spezielle Kinder- und Jugendtheater mit altersgerechten Klassiker-Adaptionen oder realistischen Schulhof-Mobbing-Stücken das Übrige zur kulturellen Nachwuchs-Bildung bei.
Christine Wahl

„Der Spieler“: Frank Castorfs neuer, fünfstündiger Dostojewski-Abend an der Berliner Volksbühne

Michael Thalheimer rettet Dea Lohers „Unschuld“ am Deutschen Theater
Der angespannten finanziellen Lage zum Trotz gab es in den letzten Jahren immer wieder Theaterneugründungen in der freien Berliner Szene. Und vielen Bühnen ist es gelungen, sich mehr als überzeugend zu etablieren – man denke an die Ballhäuser Ost und Naunynstraße.

Hofschranzen bitten zum Tanz: Herbert Fritsch jagt in Oberhausen „Emilia Galotti“ über die Bühne

Armin Petras dramatisiert Jonathan Littells Nazi-Roman „Die Wohlgesinnten“ am Gorki-Theater
Die Saisonauftakt-Premieren sind gelaufen – und die inhaltlichen Felder, dem sich die Theater in den kommenden Monaten zu widmen gedenken, entsprechend abgesteckt. Da wären etwa der Berliner Wahlkampf und seine Folgen (Maxim Gorki Theater), suizidale Dreiecksbeziehungen im gediegenen Gründerzeit-Mobiliar (Volksbühne), hippe Menschen in neobürgerlicher Berlin- Mitte-Leere sowie omnipräsente Korruption, Amtsmissbrauch und darniederliegende Moral (Schaubühne) oder aber alarmierendes radikalliberales Gedankengut im gebotenen Trash-Format (DT-Kammerspiele).
In der letzten Zeit hat man wenig von Leander Haußmann gesehen. Dafür war er politisch aktiv: In der Müggelsee-Wutbürger-Initiative. Am Freitag gab er sein Theater-Comeback.
Madame Bovaryist eine von uns! Diese These vertreten die Berliner Bühnen zurzeit hartnäckig.

Friederike Heller inszeniert Gerhart Hauptmanns "Einsame Menschen". Die Regisseurin, der es sonst gelingt klassische Stoffe aus interessanten, durchdachten Perspektiven neu aufzurollen, präsentiert eine Aufführung, die hart an der Belanglosigkeitsgrenze entlangschrammt.
Am Beginn jeder neuen Theatersaison steht ein ganz besonderes literarisches Genre: die Intendantenprosa. Sie schmückt die Auftaktseiten der Spielzeithefte, in denen die Bühnen ihre Vorhaben ankündigen.
Was finden wir peinlich? Für die Bühne ist das eine großartige Frage.
Mit „Endstation Sehnsucht“ haben unzählige Schauspieler ihre Karriere vorangetrieben. Das Südstaaten-Drama um Stella und ihren Lover Stanley Kowalski, das durch den Besuch von Stellas Schwester Blanche einen tragischen Drive bekommt, ist im Theater schon vielfach vergegenwärtigt worden.
„Ich möchte lieber nicht“: Bartlebys Verweigerungsformel mag dieser trüben Sommertage so manchem Arbeitnehmer durch den Kopf gehen. Aber kaum einer dürfte seine Abneigung gegen die Erwerbstätigkeit so konsequent durchziehen wie jener berühmte Schreiber aus Herman Melvilles Erzählung.
Dass Regisseure und Performer den Theatersaal verlassen, ist längst en vogue. Nicht nur Avantgardisten der freien Szene à la HAU bespielen seit Jahren Wohnungen oder historienträchtige Orte wie den Berliner Spreepark, auch das Deutsche Theater realisierte jüngst ein Projekt über die Zusammenhänge zwischen Raum, Dramatik und Erinnerung in seinen ehemaligen Werkstätten an der Chausseestraße.
Im Sommer haben die Komödiendichter das Theater in der Hand. Molière, Goldoni, Shakespeare (the funny way): Wer Ende Juli, Anfang August in Berlin ins Open-Air-Theater geht, kann sich auf diese Trias verlassen.
Als letztes Jahr eine Truppe junger Schauspielschulabsolventen auf die Idee kam, Tschaikowskys Ballett-Klassiker „Schwanensee“ mit Hitchcocks Gruselschocker „Die Vögel“ zu kreuzen, wusste man sofort: Diese Show hat Serienpotential! Denn es war Trash ausbaufähigster Güte, was Georg Bütow seinerzeit unter dem Motto „Schwanensee live“ zusammen mit seinem Darsteller- und Musikerensemble in der Brotfabrik Weißensee auf die hochsommerlichen Bretter haute: Indische Austauschschülerinnen wehrten lebensbedrohliche Schwanenattacken ab, indem sie sich den Angreifern wacker in Fatsuits entgegenwar- fen und dabei als Gloria-Gaynor-Verschnitte „I will survive“ schmetterten.
Es gibt weniges, was im Theaterbetrieb so heftig diskutiert wird wie das Wohl und Wehe der Gegenwartsdramatik. Viele Regisseure, Intendanten und Kritiker wünschen sich „mehr Welt- und Nachhaltigkeit“.

Maria Kwiatkowsky war ein Ausnahmetalent. Sie verströmte auf der Bühne und auch in ihren Filmrollen eine unvergleichlich eigene Energie und Unbedingtheit. Jetzt ist sie mit erst 26 Jahren gestorben. Ein Nachruf auf die Berliner Schauspielerin.
Bevor sich – wie es die meisten großen Häuser bereits getan haben – auch das umtriebige kleine Theater unterm Dach in Prenzlauer Berg in die Sommerpause verabschiedet, wartet sie noch einmal mit einer geballten Portion Zeitgeschichte auf. Mit Irene Binz, die Frau im Kofferraum (Danziger Str.

Das "Weiße Rößl" ist hochgradig unterhaltsam - und absolut politisch, meint Theaterliebhaber Jürgen Trittin. Ein Gespräch mit dem grünen Politiker über Regisseure, Schauspieler und die dramatische Kunst.
Ferien und Sommerpause sind kein Grund, einen vollständigen Bildungsbreak einzulegen. Dieser Meinung scheint jedenfalls das Kinder- und Jugendtheater an der Parkaue zu sein – und hat völlig recht.
Grandios komisch: Herbert Fritsch kehrt an die Volksbühne zurück und inszeniert „Die spanische Fliege“
In der Regel möchte das Theater als Informationsmedium und Analyse-Instrument der Gegenwart ernst genommen werden. Das zeigen nicht nur die Autorentheatertage im DT, die zurzeit mit neuen Arbeitswelt-, Migrations- oder Kriegsdramen den Status quo bespiegeln.