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Dorothee Nolte

Wenn einer wie Wolf Lepenies nach fünfzehn erfolgreichen Jahren das Rektorat des Wissenschaftskollegs an einen Nachfolger, den ehemaligen Verfassungsrichter Dieter Grimm, übergibt, dann ist das ein Ereignis, und alle wollen dabei sein. Bei der feierlichen Festveranstaltung zur Rektoratsübergabe am Dienstagabend drängelten sich denn auch über 200 Gäste in den Räumen der Grunewalder Villa, und unter ihnen waren fast alle, die in der Wissenschaftsszene und darüber hinaus Rang und Namen haben: ehemalige Wissenschaftssenatoren und Universitätspräsidenten - Manfred Erhardt, Christoph Stölzl, Hans Meyer, Eberhard Lämmert - , die Leiter anderer Institutionen wie Susan Neiman vom Einstein Forum, Gary Smith von der American Academy, Sigrid Weigel vom Zentrum für Literaturforschung und Gesine Schwan von der Frankfurter Viadrina, Botschafter wie Thomas Borer-Fielding und Persönlichkeiten wie Sybille Volkholz, Nicolaus Sombart, Richard von Weizsäcker, Joachim Sartorius, Hilmar Hoffmann, Ivan Nagel und Hartmut von Hentig.

Von Dorothee Nolte

Die vergangene Woche war neben allem anderen auch eine Art Schnellkurs in Weltpolitik. Nie hat man in so kurzer Zeit so viel über Fundamentalismus und Terrorismus gehört, aber auch selten zuvor so viel über die islamische Welt im Ganzen gelernt, über die internen Kräfteverhältnisse und die Beziehungen der einzelnen Länder zueinander, selten auch hat man so viele Bilder aus arabischen Hauptstädten gesehen.

Von Dorothee Nolte

Als die Türme des World Trade Centers zusammenbrachen, wieder und immer wieder den ganzen Abend lang, da saß das Kind auf dem Teppich und baute aus gelben und roten Klötzen Zwillingstürme, ganz hoch und schmal, und wenn sie einstürzten, quietschte es vor Freude. Überhaupt war das Kind blendender Laune an dem Tag, als sich die Welt veränderte.

Von Dorothee Nolte

Als wir in Dagebüll auf die Fähre warteten und uns das Regenwasser in die Sandalen lief, als der Wind die mürrische See aufpeitschte und alle Urlauber mit Gänsehaut überzog, da fragte ich mich, bang und frierend: Wie verrückt muss ein Mensch sein, um im Urlaub nach Norden zu fahren? Inzwischen weiß ich: Man muss gar nicht verrückt sein.

Von Dorothee Nolte

Das ist doch was: Fünf Jahre, nachdem der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz eingeführt wurde, sind in fast allen Bundesländern rund 90 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren mit einem Platz versorgt; die ostdeutschen Länder, Berlin, das Saarland und Rheinland-Pfalz melden sogar ein Überangebot. Worüber regen sich die Eltern eigentlich auf?

Von Dorothee Nolte

Das Kind und ich sind leidenschaftliche Fahrradfahrer, wir gondeln durch die Straßen und bewundern die Fahjädder, Tohjädder und Tecker, die überall herumsausen. Der Kleine sitzt vor mir in seinem Fahrradsitz, mit einem rot gepunkteten Helm auf den Locken, und ruft in einem fort aufgeregt "da!

Von Dorothee Nolte

Man müsste mal zusammenrechnen, wie viele Stunden die durchschnittliche Studentin, der durchschnittliche Student damit verbringen, ihren Kommilitonen und Dozenten bei langweilig, stockend, monoton vorgetragenen Vorträgen zuzuhören. Wahrscheinlich sind es ganze Monate, gar Jahre, in denen man, das Gähnen mühsam unterdrückend, Informationen und Thesen ins eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus rieseln lässt.

Von Dorothee Nolte

Das Kind entwickelt sich zum Schrecken des Berliner Einzelhandels und der Ärzteschaft. Es zerstört die Auslagen und vertreibt die Patienten und lässt sich von seinem schädlichen Tun auch nicht abhalten.

Von Dorothee Nolte

Das Kind ist ein höflicher Mensch und begrüßt alle Leute mit einem fröhlichen "Hallo", auch wildfremde oder ganz unsympathische Zeitgenossen. Nur Flugzeuge redet es anders an, bei ihnen legt es den Kopf in den Nacken und schreit dreimal begeistert "Ja!

Von Dorothee Nolte

ürzlich habe ich mal meine Freundinnen durchgerechnet und festgestellt: Mehr als die Hälfte ist kinderlos. Bei der einen oder anderen wird vielleicht ein Sprössling nachkommen, wenn doch noch ein williger Partner auftauchen oder die künstliche Befruchtung anschlagen sollte, aber im Großen und Ganzen wird das so bleiben.

Von Dorothee Nolte

Den gestrigen Muttertag habe ich zum Anlass genommen, schonungslos über meine Rolle in der Gesellschaft nachzudenken. Zu diesem Zweck habe ich das praktische Mutterdasein für ein paar Stunden unterbrochen und mich mit einem Buch ans offene Fenster gesetzt, mit Barbara Vinkens gerade erschienenem Werk "Die deutsche Mutter - der lange Schatten eines Mythos".

Von Dorothee Nolte

David Lodge hat etwas von einer Spitzmaus, wie er da auf dem Podium im Literaturhaus sitzt, klein, unscheinbar, etwas nervös, mit flinken braunen Augen und einem verschmitzten Lächeln. Und wie eine Spitzmaus ist er immer ein Stück schneller, eine Ebene weiter, immer schon um die Ecke rum.

Von Dorothee Nolte

Eine Bekannte, deren Kinder schon um die zwanzig sind, erzählte mir kürzlich, früher hätten sich die Mütter noch über die Erziehung ihrer Kinder gestritten; heute dagegen redeten sie nur noch über ihre Ernährung. Hm!

Von Dorothee Nolte

Sie liebten einander inniglich und schworen sich ewige Treue - fast wie die Geschwister Schneeweißchen und Rosenrot im Märchen und fast wie ein Ehepaar. "Wir wollen uns nie trennen", schrieb Jacob Grimm 1805 als Zwanzigjähriger an seinen Bruder Wilhelm, "wir sind nun diese Gemeinschaft so gewohnt, daß mich schon das Vereinzeln zum Tod betrüben könnte".

Von Dorothee Nolte

Die Studentinnen wollen es nicht mehr hören. Wenn Friederike Maier, Professorin an der Berliner Fachhochschule für Wirtschaft, in ihren Seminaren berichtet, dass Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt schlechtere Chancen haben als Männer, im Durchschnitt ein Viertel weniger verdienen und noch dazu zwei Drittel der Hausarbeit bewältigen, dann zucken die jungen Frauen mit den Schultern.

Von Dorothee Nolte

Studenten haben Vortritt. Wenn die Schlange an der Oderbrücke, die Frankfurt/Oder mit Slubice verbindet, mal wieder zu lang ist, dann dürfen die Studenten sich an den Wartenden mit den Einkaufstaschen vorbeidrücken und landen, flott, flott, mit beinahe ungebremsten Schritten im Nachbarland.

Von Dorothee Nolte

In meiner Straße lebt ein Mann, vor dem ich mich fürchte. Er trägt ausschließlich schwarzes Leder, wuchtige Stiefel und donnert mit seinem Motorrad über den Asphalt, dass den Hunden das Trommelfell platzt.

Von Dorothee Nolte

Die Germanistin Susanne Zantop war nicht nur eine Expertin für "Kolonialphantasien im vorkolonialen Deutschland" - so der Titel ihres 1999 auf deutsch erschienenen letzten Buches -, für die Literatur des 18. und 19.

Von Dorothee Nolte
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