Auch Reiche weinen manchmal. Das weiß Russland spätestens, seit Anfang der Neunziger eine mexikanische endless-soap gleichen Namens im Fernsehen zum Quotenhit wurde.
Elke Windisch
Der Kampf gegen den Terror schafft Freundschaften, auch das. Gleich mehrfach trafen sich Tony Blair und Wladimir Putin in den jüngsten Monaten - nun wollen sie sogar Geheimdienstinformationen austauschen.
Fast hätten die USA ihren eigenen Wunschkandidaten für das Amt des Premiers höchstselbst ins Jenseits befördert: Hamid Karsai, der just, als ihn die Afghanistan-Konferenz zum Chef der Übergangsregierung kürte, das Hauptquartier der Taliban bei Kandahar angriff und dabei Opfer eines Präzisionsschlags der US-Airforce wurde. Allerdings kam der Paschtunenführer mit leichten Verletzungen davon.
Colin Woods hat die Schnauze voll. Über die Festtage zieht sich der 30-jährige britische Bankkaufmann in einen weihnachtssicheren Atombunker zurück.
Rein nach Aktenlage lässt sich in Afghanistan alles gut an: Die Taliban sind militärisch formell besiegt, die Regierungsbildung ist abgeschlossen. Erstmals seit 23 Jahren bekommt der vom Bürgerkrieg zerrüttete Wüstenstaat heute ein Kabinett, das die wichtigsten, wenn auch nicht alle politisch, ethnisch und religiös relevanten Interessengruppen vertritt und von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannt ist.
Kasachen-Präsident Nursultan Nasarbajew hatte so Unrecht nicht, als er beim GUS-Gipfel zehn Jahre nach dem Ende der UdSSR in diesem Monat feststellte, dass die Ex-Sowjetrepubliken noch immer mehr verbindet als die Staaten der EU. Bindekitt der GUS sind jedoch vor allem die vom real nicht mehr existierenden Sozialismus ererbten Probleme, bei deren Bewältigung Moskau bisher am weitesten gekommen ist: Marktwirtschaft, vor allem aber Demokratie, sind aber selbst hier noch keineswegs Werte, deren Bestand als hundertprozentig gesichert gelten kann.
Die Befehlsgewalt der neuen afghanischen Interimsregierung, die am Samstag offiziell die Macht übernehmen soll, endet momentan 15 Kilometer südöstlich von Kabul. Dort, auf der Straße nach Jalalabad, steht der letzte Posten der Nordallianz.
Die Tinte unter dem Petersberger Abkommen ist noch nicht trocken, da gibt es schon Widerstand gegen das Verhandlungsergebnis. In Afghanistan kündigte der Usbekenführer General Abdul Raschid Dostum den Boykott der neuen Regierung an, da seine Gruppe nicht ausreichend in ihr vertreten sei.
Der General der Nordallianz, Hamid Karsai, soll Präsident der Übergangsregierung für Afghanistan werden. Der ideale Kandidat, fand man auf der Petersberg-Konferenz.
Wadim Pokrowskij, der Koordinator der russischen Aidsforschung, fand deutliche Worte: Wenn der gegenwärtige Trend anhält, werde das Land in nur zwei Jahren eine Million, in fünf sogar 5 Millionen Infizierte haben.Die Fakten geben ihm Recht: Laut offizieller Statistik gab es in Russland 1987 ganze 24 HIV-Infizierte.
Schon jetzt kann sich die internationale Gemeinschaft das Bundesverdienstkreuz an die Brust heften: Erstmals in der jüngeren Geschichte Afghanistans setzten sich Vertreter aller relevanten ethnischen und religiösen Gruppen an den Konferenztisch, um nach einer friedlichen Lösung ihrer in Jahrhunderten angehäuften Probleme zu suchen. Komponisten würden den Protagonisten für den afghanischen Marsch in eine stabile Zukunft dennoch nur ein Allegro, ma non troppo in die Partitur schreiben.
Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Schwerpunkt: Wege jenseits der Bomben Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Auf Pantoffeln latschen sie zur Front - und am Abend wieder zurück an den Herd. Geschossen wird häufig nur, wenn westliche Kamerateams dafür bezahlen.
Im Vorfeld der für kommende Woche in Bonn geplanten Afghanistan-Konferenz versucht die Nordallianz vollendete Tatsachen zu schaffen. Ihr Sprecher attestierte der Konferenz nur "rein symbolische Bedeutung".
Moskau kann mit den ersten Ergebnissen des Besuchs von Nato-Generalsekretär George Robertson mehr als zufrieden sein: Bei dem Gespräch mit Verteidigungsminister Sergej Iwanow zeigte der Gast nicht nur Verständnis für Moskaus Tschetschenien-Politik. Ausdrücklich befürwortete Robertson auch die Vorschläge des britischen Premiers Tony Blair, der am Sonntag für neue Strukturen des Nato-Russland-Rates plädiert hatte.
Deutsche waren in Afghanistan bisher meist erfolgreich. Einzige Ausnahme: Wilhelm II.
Alle Planspiele scheinen wieder einmal vergebens: Nachdem die Taliban-Gegner in Afghanistan mit der Einnahme Kabuls Tatsachen geschaffen haben, drohte der Plan von Ex-König Sahir Schah bloße Makulatur zu werden. Das Konzept des von UN und Anti-Terror-Koalition unterstützten Ex-Königs sieht die Bildung einer Übergangsregierung vor, an der alle Volksgruppen des Landes beteiligt werden sollten.
Witalij ist Konzertmeister. Wegen der miesen Gage - 900 Rubel, etwa 66 Mark - spielt er gelegentlich auch in den Zugängen zur Moskauer Metro.
Totgesagte leben bekanntlich lange. Im Wortsinne wie im politischen.
Nichts ist mehr so wie es war nach den Terroranschlägen im September. Schon gar nicht das russisch-amerikanische Verhältnis.
Die Urne besteht aus poliertem Mahagoniholz, ist 13 Zentimeter hoch und eingeritzt wurde lediglich ein Datum: 09-11-01. Das ist die amerikanische Schreibweise für den 11.
Oleg Safronow hat seit Jahren einen Herzenswunsch, den er bisher nur nach ein paar Glas Wodka laut auszusprechen wagte: Wieder mal hinfahren und sehen, was sich dort so getan hat. Dort - das ist Afghanistan, wo Oleg in den Achtzigern als Sowjetsoldat mithelfen sollte, den halbfeudalen Wüstenstaat auf den sozialistischen Entwicklungsweg zu bomben.
Russische Militärs warnten die westlichen Partner der Anti-Terror-Koalition von Anbeginn an vor den Risiken und Nebenwirkungen eines Afghanistan-Abenteuers. Bitterer eigener Erfahrung eingedenk: Mit mindestens 14 000 toten Soldaten hatte die Sowjetunion in den Achtzigern den Versuch bezahlt, den halbfeudalen Wüstenstaat auf den sozialistischen Entwicklungsweg zu bomben.
Mit dem neuen Schuljahr ist auf die Kids in Russland eine Menge Neues zugekommen: In ausgewählten Schulen wird das 12. Schuljahr als Experiment erprobt.
Bevor Gulbuddin Hekmatyar am letzten Freitag ein weiteres Mal die Fronten wechselte und zu den Taliban überlief, schrieb er seinen ehemaligen Gönnern eine drastische Warnung: Die Amerikaner, so der afghanische Ex-Premier und zeitweilige Verbündete der Nordallianz, könnten sich schon bald nach "den seligen Zeiten des Vietnamkriegs" zurücksehnen. Vor allem dann, wenn Washington Zentralasien zum Basislager für die geplante Bodenoperation machen sollte.