Um 18.09 Uhr Ortszeit brach die Delegation in einer der hinteren Reihen des Moskauer World Trade Centers in Jubel aus.
Elke Windisch
Wie mit Verkäufern von Luft zu verfahren ist, hat Hoca Nasreddin schon vor über 700 Jahren vorgeführt: Als ein Kebap-Koch dem Robin Hood des ehemals sowjetischen Mittleren Ostens ans Geld wollte, weil der sein Fladenbrot über den Bratrost hielt, um den Duft des Fleisches aufzufangen, holte der ein paar Münzen aus der Hosentasche und ließ sie dicht am Ohr des Koches klimpern. Zum Thema Rückblick: Der gescheiterte Klimagipfel in Den Haag Nun droht eine Neuauflage der Luftnummer.
300 Reporter waren bei der letzten Session des Internationalen Olympischen Komitees dabei, als die Vergabe der Winterspiele an Turin beschlossen wurde. Diesmal haben sich mehr als 3000 angesagt.
Hätte irgendein unbekannter Autor Derartiges verzapft, der Leser würde das Buch schon nach wenigen Seiten mit bedauerndem Kopfschütteln im Müll entsorgen. Der Grund: Es enthält historische Spekulationen, die sich auf bedenklich zusammengeschusterten Kausalketten gründen.
Russland schlägt vor, bis zum Jahre 2009 die Anzahl der atomaren Sprengköpfe für alle Kernwaffenstaaten auf maximal 4000 zu begrenzen. Gegenwärtig verfügen die fünf Atommächte - Russland, die USA, Großbritannien, Frankreich und China - zusammen über 14 000 Sprengköpfe.
Fast vier Stunden ist die TU-154 schon über dem endlosen Wald unterwegs. In Moskau ist es 21 Uhr; im Fernsehen laufen die Abendnachrichten, ausnahmsweise katastrophenfrei.
Sollten die USA an dem geplanten Raketenabwehrsystem (MD) und dem Ausstieg aus dem ABM-Vertrag festhalten, werde Russland seine Raketen erneut mit Mehrfachsprengköpfen ausrüsten. Das erklärte Wladimir Putin nach dem Abschluss der offiziellen Gespräche mit dem österreichischen Bundespräsidenten Klestil.
Die letzten der insgesamt elf in Tadschikistan gekidnappten Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe - darunter zwei Deutsche und ein US-Bürger - sind seit Sonntag wieder frei. Das bestätigte ein Sprecher des tadschikischen Innenministeriums dem deutschen Botschafter in Duschanbe, der Hauptstadt des zentralasiatischen Staates.
Eine Gruppe von Mitarbeitern der Deutschen Welthungerhilfe ist in der zentralasiatischen Republik Tadschikistan von bewaffneten Geiselnehmern verschleppt worden. Zunächst war von insgesamt 15, später von elf Geiseln die Rede, darunter zwei Deutsche und ein USA-Bürger.
Lange hatte Russlands Präsident Wladimir Putin darauf bestanden, mit US-Präsident George W. Bush noch vor dem G-8-Gipfel Ende Juli zusammenzukommen.
Jewgenij Primakow hatte die russische Sinnkrise schon im Frühjahr auf den Punkt gebracht: Moskau, so der Expremier und langjährige Geheimdienstchef, müsse sich endlich entscheiden, ob es das Schlusslicht der "G-siebeneinhalb- Gruppe" bleiben oder die Nummer eins unter den Entwicklungsländern werden wolle. Staatschef Wladimir Putin optiert offenbar für Letzteres.
Wird in Russland der Wodka knapp, hört die Gemütlichkeit auf. Genau das droht aber gegenwärtig: In den Regalen der Supermärkte stehe bereits die unantastbare Staatsreserve, barmte kürzlich ein sichtlich gestresster Reporter des privaten TV-Senders NTW.
Russische Medien handelten das Thema auf den hinteren Seiten ab. Zu Recht: Schon am 17.
Zum Schreien fehlt dem Opfer längst die Kraft. Nur noch Wimmern kommt aus dem zuckenden Kindermund, den die Kamera ebenso genüsslich einfängt wie die vor Schmerz weit aufgerissenen Augen und die fingerdicken Striemen auf dem nackten Po.
Beobachter aus Kiew hatten einen heißen Tag vorausgesagt. Im wörtlichen und im übertragenen Sinn.
Fünfzehn Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe herrscht noch immer Unklarheit über das wahre Ausmaß. Russische Medien gehen von mindestens 30 000 und maximal einer halben Million Opfern aus.
Um 12.00 Uhr Ortszeit atmeten die Regierungsverantwortlichen in Moskau auf.
Der neue NTW-Hauptaktionär Gasprom sucht nach Investoren für den angeschlagenen Sender. Dies bestätigte die Sprecherin des Gasprom-Media-Chefs Alfred Koch, Aelita Jefimowa, jetzt dem Nachrichtenmagazin "Focus".
Wenige Minuten vor Andruck der liberalen Tageszeitung "Sewodnja" erhielt Chefredakteur Michail Berger in der Nacht zum Dienstag von der Verlagsleitung den Befehl, die Produktion zu stoppen. Der Verlag würde das Blatt künftig nicht mehr finanzieren.
Die Diktatur des Gesetzes war der Anspruch, mit dem Putin vor Jahresfrist mit fast 53 Prozent zum Präsidenten gewählt wurde. Eher drohe das Gesetz der Diktatur, warnte schon nach dessen ersten Amtshandlungen der damals kritische TV-Sender NTW.
Samstag um drei Uhr Ortszeit wurde wahr, was die meisten lange befürchtet hatten: Der Wachschutz des bislang unabhängigen Privatsenders NTW wurde durch Sicherheitsebamte des staatsnahen Konzerns Gazprom abgelöst, der an dem kritischen TV-Sender die Mehrheit der Anteile hält und am 3. April auf einer umstrittenen Aktionärsversammlung und mit fragwürdigen juristischen Tricks den Wechsel von Management und Chefredaktion verfügt hatte.
In der Duma schlug die Nachricht wie eine Bombe ein: Putins Hausmacht, die Partei "Einheit", und die gemäßigt oppositionelle Bewegung "Vaterland" wollen fusionieren. Der Vereinigungsparteitag ist für November geplant, die Fraktionen wollen jedoch schon jetzt solidarisch abstimmen.
In Russland sei der Präsident grundsätzlich für alles verantwortlich, tönte Wladimir Putin bei seiner Antrittsrede im letzten Mai. So gesehen gibt seine gestrige Jahresbotschaft zu denken: Vier Minuten Erfolge und sechzig Minuten Probleme ohne überzeugende Lösungsansätze.
Byzanz lässt grüßen: Schmetternde Tubastöße kündigten den Präsidenten an, als der den Marmorsaal im Großen Kremlpalast betrat, um seine Jahresbotschaft an beide Kammern des russischen Parlaments zu verlesen. Eine schriftliche Langfassung der Rede, wie sie beim späten Jelzin wegen dessen angeschlagener Gesundheit üblich war, ist unter Wladimir Putin verpönt.