300 Jahre Friedrich der Große: Das bringt kritische Historisierung, mythenhungrige Stilisierung und volkstümelnde Trivialisierung. Und etwas wird verdrängt: Zu Friedrich II. gehört Prinz Heinrich. Denn der war sympathischer, vernünftiger, beherrschter.
Robert Leicht
Man muss die Feste schon feiern, wie sie fallen. Und deshalb ist nun eben der 300.
Eines hat die Causa Wulff schon zutage gebracht: Ein verworrenes Verhältnis der Deutschen zur Institution des Staatsoberhauptes, wenn nicht gar das Denken in Institutionen längst verloren ging; wozu auch gehören würde, zwischen der Amtsperson und der Privatperson unterscheiden zu können. Doch es sind ja oft genug Politiker selber gewesen, die aus Popularitätshascherei vor den Medien ihr Innerstes nach außen gekehrt haben und damit der Unsitte der Intimisierung der Politik Vorschub geleistet haben.
Wer oder was soll er sein? Unsere Erwartungen an einen guten Bundespräsidenten sind widersprüchlich. Ein Plädoyer für mehr Nüchternheit im Umgang mit dem Amt.
Also sprach Sigmar Gabriel: „Es wäre verheerend und nahe an einer echten Staatskrise, wenn innerhalb von zwei Jahren zum zweiten Mal ein Bundespräsident zurückträte.“ Ja, wäre es dann nicht besser gewesen, schon den ersten Rücktritt eines Bundespräsidenten zu vermeiden, nämlich den des gerade in der Finanzkrise höchst sachkundigen Horst Köhlers?

Regierung und Opposition fürchten den Rücktritt des Bundespräsidenten. Dabei hätten sie die Krise des Amtes schon viel früher abwenden können und müssen - vor dem Rücktritt Horst Köhlers.

Nach Christian Wulffs Erklärung zu seiner Affäre zog erst einmal der Weihnachtsfrieden ins Schloss Bellevue ein. Doch die Debatte ist damit nicht zu Ende. Hat sich die Sache für den Bundespräsidenten erledigt?
Ein merkwürdiges Jahr, auf das wir langsam zurückblicken: Da haben wir es mit einer Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise von einigermaßen historischer Brisanz zu tun – gleichzeitig gerät in einer auffälligen Häufung eine ganze Reihe von Politikern ins Straucheln und Stolpern, und zwar über recht mediokre Affären und Verhaltensmuster. Nicht einmal mehr die Skandale haben Format.
Ein merkwürdiges Jahr, auf das wir langsam zurückblicken: Da haben wir es mit einer Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise von einigermaßen historischer Brisanz zu tun – gleichzeitig gerät in einer auffälligen Häufung eine ganze Reihe von Politikern ins Straucheln und Stolpern, und zwar über recht mediokre Affären und Verhaltensmuster. Nicht einmal mehr die Skandale haben Format.
Es gibt Geständnisse, die vermögen die Luft zu reinigen. Und es gibt Geständnisse, die verpesten sie noch mehr.
Es gibt Geständnisse, die vermögen die Luft zu reinigen. Und es gibt Geständnisse, die verpesten sie noch mehr. Zur zweiten Gruppe gehören die Äußerungen, mit denen Karl-Theodor von und zu Guttenberg zurückgemeldet hat.
Soll man nun sagen: Italien, du hast es besser! Und Griechenland dazu?

Soll man nun sagen: Italien, du hast es besser! Und Griechenland dazu?
Nehmen wir an, eine Großbank sei irritiert gewesen über eine große Zahl von unaufgeklärten Einbrüchen in ihren Filialen. Daraufhin beschließt sie, eine Reihe von erfahrenen Ex-Bankräubern einzustellen, um sich besser zu wappnen.
Nehmen wir an, eine Großbank sei irritiert gewesen über eine große Zahl von unaufgeklärten Einbrüchen in ihren Filialen. Daraufhin beschließt sie, eine Reihe von erfahrenen Ex-Bankräubern einzustellen, um sich besser zu wappnen.
Es ist ja immer gut – oder sagen wir besser: immer sehr einfach, wenn man ein passendes Feindbild zur Hand hat, auf das man alles Unbehagen, alle Kritik und alle Wut konzentrieren kann, so dass man eigentlich nur diesen Feind beseitigen oder zertrümmern muss. Und schon ist die Welt wieder in Ordnung.

"Zerschlagt die Banken! Und schon sind alle Übel beseitigt. Ach, wenn die Welt nur so einfach wäre", findet Robert Leicht. Er sieht eine viel größere Schuld bei den Staaten.
Wer dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch zuhörte und zusah, wie er auf der Fuldaer Bischofskonferenz den jüngsten Papstbesuch einschätzte, konnte die Schwierigkeit spüren, die pflichtgemäße Äußerung allgemeiner Zufriedenheit mit der wahren Wärme der Begeisterung zu unterlegen. Auf der protestantischen Seite hingegen hält die Schockstarre der kindlichen Enttäuschung über das Ausbleiben eines „ökumenischen Gastgeschenks“ an.
Wer dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch zuhörte und zusah, wie er auf der Fuldaer Bischofskonferenz den jüngsten Papstbesuch einschätzte, konnte die Schwierigkeit spüren, die pflichtgemäße Äußerung allgemeiner Zufriedenheit mit der wahren Wärme der Begeisterung zu unterlegen. Auf der protestantischen Seite hingegen hält die Schockstarre der kindlichen Enttäuschung über das Ausbleiben eines „ökumenischen Gastgeschenks“ an.
Zur Abwechslung einmal wieder – viel zu selten! – ein Kapitelchen Kulturgeschichte.
Zur Abwechslung einmal wieder – viel zu selten! – ein Kapitelchen Kulturgeschichte.
W as haben Libyen und der Euro miteinander zu tun? Auf den ersten Blick nichts – auf den zweiten Blick sehr viel.

Was haben Libyen und der Euro miteinander zu tun? Auf den ersten Blick nichts – auf den zweiten Blick sehr viel. Was zu beweisen wäre.
Aus dem Auftakt des Berliner Prozesses gegen den 18-jährigen Torben P., über dessen Tat nur die Richter zu urteilen haben, gibt ein Satz des Angeklagten Anlass zum Nachdenken weit über den konkreten Fall hinaus, nämlich dieser: „Meine Tat ist eine Schweinerei und auch durch Alkohol nicht zu entschuldigen.