Als Daniel Kehlmann kürzlich den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung erhielt, hat er eine spannende Rechnung aufgemacht: Der „Vorlesezirkus“, diese „Kreuzung zwischen romantischem Geniekult und wilhelminischer Schulstunde“, sei vor allem eine Literatur-Verhinderungsinstitution. Rechnet man mit einer „produktiven Lebensspanne von fünfzig Jahren“, so Kehlmann, kann das Herumreisen zwischen Flensburg, Paderborn und Karlsruhe „einen deutschen Literaten etwa drei Romane mittleren Umfangs kosten“.
Steffen Richter
Manche Bilder vergisst man nicht. Das kann Philipp Lahms Tor im Eröffnungsspiel sein, aber auch – das gibt es – ein völlig fußballfremdes.
Wenn er schreibt, hat Qassim Haddad einmal erklärt, legt er eine Karte vor sich auf den Tisch – und beachtet sie fortan nicht mehr. Denn, was er dann schreibt, hat nichts mit der Karte und ihren Wegen zu tun.
Wenigstens eines kann man Peter Handke nicht nehmen: den Ruf als großer Literaturpreis-Verzichter. Vor ein paar Jahren gab er seinen Büchner-Preis von 1973 zurück, nun will er vom Düsseldorfer Heine-Preis nichts mehr wissen.
Fußball ist nicht bloß ein Spiel, Fußball ist eine verbreitete kulturelle Praxis und nicht zuletzt eine Art Erzählgenerator. Deshalb verwundert es, dass noch kein findiger Marktlückenbesetzer den promovierten Altphilologen und Oberlehrer Konrad Koch zum Romanprotagonisten gemacht hat.
Für Stendhal war der Roman ein Spiegel, der eine Landstraße entlang wandert. Selbst mit Wissenschaftsgeschichte kann man – wie Daniel Kehlmann – Romanerfolge feiern.
Fremde Fußspuren am Strand: Das Ethnologische Museum in Berlin-Dahlem dokumentiert die Vermessung der Welt
„Halbgötter“ nennt Lucien Leitess die Übersetzer. Was der Leiter des Zürcher Unionsverlags sagt, ist Balsam auf wunde Seelen.
der Schriftsteller in Berlin
Melancholie hat Konjunktur. Für Sigmund Freud war sie die Reaktion auf eine Verlusterfahrung, die sich bewältigender Trauerarbeit verweigert.
Dass Neukölln nicht am Rhein liegt, dürfte jetzt bekannt sein. Doch vom Wedding, den man bislang oft im selben Atemzug nannte, will keiner mehr was wissen.
Als Sachse in der Großstadt: Durs Grünbein wird mit dem Berliner Literaturpreis gefeiert
Oh, felix Austria! 2004 hat Österreich mit Elfriede Jelinek eine Nobelpreisträgerin bekommen.
Seit den Olympischen Winterspielen gibt es in Turin tatsächlich eine U-Bahn. Rom hatte schon vor 50 Jahren eine, Berlin vor 100.
Steffen Richter über schreibende Gabelstaplerfahrer
Mehr als zwei Drittel der demonstrierenden Franzosen unter dreißig wollen laut Umfragen Beamte werden. Das klingt absonderlich.
Es macht einen misstrauisch, wenn in Büchern vom Glück die Rede ist. Entsteht Literatur nicht aus Mangel?
Fast alle haben es getan: Odysseus, Schneewittchens böse Stiefmutter und der talentierte Mr. Ripley sowieso.
Man kann Juri Andruchowytsch verstehen, wenn er dem Westen Heuchelei vorwirft. Aller gesamteuropäischen Rhetorik zum Trotz, klagte er verbittert in seiner Dankrede zum Leipziger Buchpreis, habe genau diese Verständigung „nicht stattgefunden“.
Jahrhundert-Fund in der Garage: Die Berliner Akademie der Künste erhält ein einzigartiges Brecht-Konvolut
Michael Roes reist mit der Orestie nach Algerien
Wenn wahr ist, dass Fußball-Erfolge die amtierende Regierung stabilisieren, hat die italienische Opposition bei den Wahlen am 9. April nichts zu lachen.
Ungarn präsentiert sich in Berlin als Kulturnation
Wo liegt eigentlich Lateinamerika? Wer erinnert sich noch an den „Magischen Realismus“, an Alejo Carpentier oder Miguel Ángel Asturias?