Unions-Stratege Röttgen attestiert der SPD-Spitze Kontrollverlust, CSU-Mann Ramsauer sieht einen "Amoklauf“. Der Zustand der großen Koalition ist bitter.
Tissy Bruns
Jede Zeit hat ihre Antworten, sagte Willy Brandt: Doch die Linke kennt sie nicht, und die SPD sucht sie nicht

Beim ersten Parteitag der neuen Linken präsentiert sich eine Partei im Hochgefühl. Sie kommt mit alten Parolen und neue Tönen. Zum Beispiel sagte Parteichef Oskar Lafontaine erstmals etwas über die DDR - genau genommen etwas gegen die DDR.
Jede Zeit hat ihre Antworten, sagte Willy Brandt: Doch die Linke kennt sie nicht, und die SPD sucht sie nicht
Kurt Beck bleibt keine Wahl, als dem Bundespräsidenten zur zweiten Amtszeit zu verhelfen
SPD-Chef Kurt Beck bleibt keine Wahl, als dem Bundespräsidenten zur zweiten Amtszeit zu verhelfen. Der politische Spielraum für das sozialdemokratische Schwergewicht ist begrenzt.
E s ist keine Überraschung, dass Peter Struck mit der Bundestagswahl 2009 seine politische Laufbahn beenden will. Bemerkenswert ist eher, dass er mit dem Schreiben an seinen Unterbezirk Celle/Uelzen ausdrücklich auf etwas aufmerksam macht, was längst bekannt ist.

Rente, Bahnreform, Pendlerpauschale: Beim ersten Treffen der Koalition seit langem sollen einige der Dauerkonfliktthemen abgeräumt werden.
Nun kommt sie doch, die Bahn-Reform. Es ist eine kleine Lösung, die Kurt Beck gestern durch die Gremien seiner Partei gebracht hat. Sie war nur möglich, weil das Sachthema Bahn in den letzten Wochen überlagert worden ist von ganz anderen Fragen, der Krise der SPD und der ihres Vorsitzenden.
Was will die SPD? Weder Kurt Beck noch ein anderer Genosse findet die Antwort. Der Partei gelingt es nicht, sich aus sich selbst heraus zu erklären.

Vieles spricht für eine zweite Amtszeit von Bundespräsident Horst Köhler - es wäre eine Wahl ohne Signalwirkung. Denn Mehrfach in der Geschichte der Bundesrepublik hat die Bundesversammlung nicht nur einen Bundespräsidenten gewählt, sondern mit dieser Entscheidung zugleich Auskunft über künftige Machtkonstellationen gegeben.
Die SPD-Spitze stellt sich in der Frage des Umgangs mit der Linken demonstrativ hinter Parteichef Beck. Doch die innerparteilichen Attacken haben Spuren hinterlassen.

Waren die 68er selbst totalitär? "Unser Kampf" von Götz Aly liefert für diese These nur unzureichende Beweise.
Kein Bundestribunal, keine Landeswahl: Roland Koch wildert anderswo.

Der Motorradfahrer und SPD-Fraktionschef Peter Struck feiert Geburtstag: Der raubeinige Niedersachse wird heute 65 Jahre alt.
Der Fall Clement: Die SPD verabschiedet sich von dem, was vor Beck war – symbolisch
Regierung demonstriert beim Thema Syrien Einigkeit – aber die Fachpolitiker sehen noch Differenzen

Was passiert, wenn muslimischer Fundamentalismus und Jugendkriminalität zusammen kommen? Laut Frank Schirrmacher eine Art tödliche Ideologie. Aber diese These ist banal und allzu steil.
Gerhard Schröder tritt derzeit in seiner stärksten Rolle auf. Als Wahlkämpfer. Er ist der grobe Klotz auf den groben Keil von Hessens Ministerpräsident Roland Koch. Doch darf der Ex-Kanzler das?
Für Bundeskanzlerin Angela Merkel gilt das Bündnis aus Soziallehre, Liberalismus und Konservatismus nicht mehr. Ihre Stärke besteht darin, dass es sie nicht stört, wenn auseinanderfällt, was einmal zusammengehört hat.
NPD-nahe Vereine auszutrocknen, ist ein billiges Ablenkungsmanöver der Innenminister.
Der Mindestlohn ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit – wenn er angemessen ausfällt. Wer den ganzen Tag arbeitet, soll auch davon leben können.
Auch wenn immer wieder vom Ende geredet wird: Die Große Koalition ist lebendig und handlungsfähig. Vielleicht ist sie auch keine Zwischenlösung sondern begleitet uns noch weit über 2009 hinaus. Um das zu schaffen muss sie aber die Reformen den Bürger nahe vermitteln und nicht aufzwingen.
Ole von Beust hat recht: Die „Berliner Republik“ ist zum Showereignis degeneriert