Die Feier gehörte zu den erhebensten des gesamten Heiligen Jahres: Francesco Forgione, besser bekannt als Padre Pio (1887-1968) und von vielen Italienern verehrt, wurde selig gesprochen; Ende 2001 soll die Heiligsprechung folgen. Doch unversehens sind tiefschwarze Wolken über dem Kult des mit den Wundenstigmata Jesu ausgezeichneten Kapuzinermönches aufgetaucht.
Werner Raith
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Dass es in den Reihen der Modeschöpfer und Models speziell in Mailand grundsätzlich etwas lockerer zugeht, ist nicht neu - Skandale um eifersüchtige Modeschöpfer, Reality-Soups bis zum Mord wie am Chef des Hauses Gucci, millionenschwere Anklagen wegen Steuerhinterziehung haben die Italiener an die Existenz eines "Sündenpfuhls" ("il Messaggero") gewöhnt. Doch vor drei Jahren, Gianni Versace war gerade in den USA ermordet worden, gelobte die Designer-Szene in der lombardischen Hauptstadt Besserung: schließlich wolle man sich einerseits von dem in Sachen Mode aufstrebenden Rom nicht wegen allzu lasziven Umgangs mit der Moral Schelte einhandeln, andererseits möchte man auch die schon lange gehegte Absicht, Paris ebenbürtig zu werden, nicht unnötig gefährden.
Diesen Paukenschlag hatte Silvio Berlusconi wohl als allerletztes erwartet: Gewohnt zwar, wegen Bilanzfälschung oder Bestechung vor dem Kadi zu landen, hatte er sich zumindest auf den Gebieten der "freien Meinungsäußerung" und der "politischen Stellungnahme" als Mitglied des italienischen Parlaments für immun gehalten. Doch nun hat ein Gericht in Mailand dieser Vorstellung ein Ende gesetzt.
Italiens Opositionsführer Silvio Berlusconi in Hochform: Sein einziges Ziel sei es, auf dieser Welt eine "kleine Spur" zu hinterlassen; am liebsten eine Art Rettung des Vaterlandes. Auf der Programmkonferenz seines wichtigsten Partners im Wahlbündnis "Haus der Freiheiten", der National Allianz (AN), attackierte der Chef der "Forza Italia" den Mitte-Links-Kandidaten Rutelli weit unter der politischen Gürtellinie ("Werde ihn als unwählbar aus dem Parlament hebeln") und fabulierte über ein "völlig anderes, neuartiges" politisches System, "das wir erst noch schaffen müssen".
Das Protokoll ist knapp und streng: "Die Mitglieder des Kardinalskollegiums und die neuen Kardinäle werden gebeten, sich um zehn Uhr auf dem Petersplatz einzufinden und dabei den roten Talar, den Chorrock und den Schulterumhang zu tragen." Alle anderen Würdenträger der Kirche haben im "entsprechenden Chorgewand" zu erscheinen.
Die drei Briefe waren bereits vor mehreren Wochen im Polizeipräsidium Padua eingegangen, ihre Existenz wird erst jetzt eingestanden: Ein Anonymus soll von Italiens Behörden umgerechnet zwölf Millionen Mark gefordert haben, sonst werde er alle paar Tage jemanden umbringen. Tatsächlich wurde dann am 29.
Dass es Italiens Staatsanwälten am Gefühl für Dramatik mangelt, kann beim besten Willen niemand behaupten: kein Tag ohne Neuigkeiten aus dem "Passfälschersumpf" (das staatliche Fernsehen RAI), keine Nachrichtensendung ohne neue Wendungen in schon laufenden Verfahren über plötzlich aufgetauchte Großväter oder -mütter, die vor allem Mittel- und Südamerikaner zur schnellen Einbürgerung in Italien berechtigen. Zu Dutzenden haben die Strafverfolger inzwischen Ermittlungsverfahren eröffnet - formell mitgeteilt werden sie aber nur peu à peu, sodass die Manager nahezu aller Erstligavereine derzeit jeden Tag bibbern, bis der Postbote da war.
Es war schon ein beeindruckendes Erlebnis, wundert sich "La Repubblica", wie da "auf einmal die ganze Nation aufsprang und sich verneigte. Ausgerechnet vor einem der Mitglieder jenes Königshauses, das 1948 in der republikanischen Verfassung mit ewiger Verbannung belegt worden ist.
Pino Arlacchi, Generaldirektor des UN-Büros zum Kampf gegen Drogenhandel und Kriminalität, hatte es bereits vor zwei Monaten beim Weltgipfel über die "transnationale Kriminalität" angedeutet: Ein Großteil der italienischen Mafia stehe offenbar vor der Kapitulation. Der weltweit anerkannte Mafia-Experte hatte mächtige Prügel für seine Bemerkung einstecken müssen: Alles rein aus der Luft gegriffen, hatten Italiens Ermittler getönt, und Arlacchi muss seither um seine Bestätigung im UN-Amt fürchten.
Eigentlich hatte Sergio Cragnotti, Eigner des derzeitigen italienischen Fußballmeisters Lazio Rom, schon darauf gehofft, über die Sache sei nun schon genug Gras gewachsen: Vor knapp einem halben Jahr war sein Paradespieler Veron als falscher Fuffziger enttarnt worden, der unter Vorspiegelung eines italienischen Großvaters als "wiedereingebürgertes Landeskind" in Italien spielen durfte und somit die festgelegte Höchstzahl von drei Nicht-EU-Ausländern nicht belastete.Mit dem Argentinier Juan Sebastian Veron von Lazio ist - nach dem Uruguayer Alvaro Recoba von Inter Mailand - ein weiterer südamerikanischer Fußballstar in die Schlagzeilen geraten.
Neue Gewitterwolken türmen sich über dem sowieso schon gebeutelten Traditionsverein Internazionale Mailand auf. Nachdem Starkicker Ronaldo bereits seit der vorigen Saison wegen Verletzung ausfällt und sein Ersatz Christian Vieri nach einer Verletzungspause erst langsam in Gang kommt, muss der Verein nun auf den dritten Weltklassespieler verzichten - diesmal nicht aus Gesundheitsgründen, sondern wegen Straffälligkeit: Staatsanwalt Alessio Verni hat Uruguays Nationalspieler Alvaro Recoba soeben die Ausweisungsverfügung zugestellt.
Der einzig positive Aspekt, sagt Luigi Olivieri von der italienischen Untersuchungskommssion zum Fall der vor drei Jahren von einem US-Militärjet zum Absturz gebrachten Seilbahngondel im oberitalienischen Cavalese, bestehe darin, dass wir "diesmal wenigstens die Namen deren kennen, die das Unglück verursacht haben": böse Anspielung auf unzählige tatsächliche und Beinahe-Desaster, in die US-Militärmaschinen verwickelt waren und die niemals aufgeklärt wurden. Ansonsten aber, so die nun vorliegenden Ergebnisse der Kommission, handle es sich hier "um einen besonders schwerwiegenden Fall": offenbar hatte die viersitzige, in Aviano stationierte Maschine vom Typ "Prowler EA-6B" die Seile der Gondelbahn nicht aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände durchtrennt und so den Tod der 20 Personen an Bord verursacht: vielmehr sollen die Piloten mindestens sieben eindeutige Vorschriften missachtet haben - und die meisten davon können auf keinen Fall aus "Versehen" außer Acht geblieben sein.
Kein Ende der Rassismus-Skandale im italienischen Fußball: Giambattista Pastorello, Präsident des Erstligisten Hellas Verona, hat verlauten lassen, dass er Patrick Mboma, Nationalspieler Kameruns und derzeit beim AC Parma, nicht verpflichten werde, weil "die Anhänger meines Klubs keinen Spieler mit schwarzer Haut akzeptieren würden". Zwar nannte er das tags darauf einen "dummen Spruch", doch da hatte es bereits Proteste im ganzen Land gegeben, von der für den Sport zuständigen Kulturministerin Giovanna Melandri ("Ich mißbillige das aufs Schärfste") über den nationalen Fußballverband bis zum Nationalen Olympischen Komitee.
Das geht zu weit. Die legendäre "Bistecca fiorentina", jenes zentimeterdicke, oft mehr als ein Kilogramm wiegende und daher meist über den Tellerrand hinausragende Steak mit dem Knochen hinterdran und mit Öl und viel Salz und Pfeffer eingerieben, soll der Anti-BSE-Kampagne zum Opfer fallen?
Zum 100. Todestag von Giuseppe Verdi am vergangenen Sonnabend konnten die Bewunderer von "Aida" und "Falstaff", "La Traviata" und "Rigoletto" geradezu alles überspülende Wogen von Aufführungen, Neuausgaben und Biographien über sich ergießen lassen.
Wie der Mann mit dem merkwürdigen Namen "Ultimo" aussieht, davon haben die Italiener eine präzise Vorstellung: hochgewachsen, schlank, schmales, melancholisches Gesicht mit sanften blauen Augen, kurzgeschnittenes lockiges Haar - mit einem Wort: wie Raoul Bova, Italiens derzeit beliebtester und begehrtester Polizisten-Darsteller (bekannt seit seinem Einsatz in den letzten Folgen von "Allein gegen die Mafia"). Tatsächlich hat Bova 1998 in einem Fernseh-Zweiteiler eben diesen "Capitano Ultimo" auch gespielt - jenen Carabinieri-Hauptmann, der 1993 mit seinem "Reparto operativo speciale" (ROS) in Palermo den obersten Boss verhaftet hat, Salvatore Riina.
Die Vorleistungen sind beträchtlich. Rund 40 000 Mark, so hat Geschäftsführer Günter Trotz vorab mal überschlagen, muss Volleyball-Bundesligist SC Charlottenburg für jedes Heimspiel in der neu geschaffenen Champions League vorstrecken.
In den Speisekarten am Fuße des Testaccio, Roms einstigem Scherbenhügel und nun Heimstätte dutzender Szenekneipen und Edelrestaurants, findet der Gast seit Wochen mehr Lücken als Angebote: kein Rindskotellett "Angus" ist mehr da, auch der famose Rinderschinken Carnesecca steht nicht mehr unter den Vorspeisen, die Tagliata (Rindfleischstreifen) fehlen ebenso wie Zampi vom Rindsfuß mit frischem Sellerie, Essig und Öl. Insbesondere die Innereien, für die Roms Vorstadtküche berühmt ist - einst vor allem als Essen für die Armen, inzwischen zum Kultessen der gehobenen Mittelschicht mutiert -, sind seit der BSE-Krise fast völlig aus den Offerten verschwunden.
Der einzige, der dem ersten BSE-Fall Italiens Positives abgewinnt, ist Gesundheitsminister Umberto Veronesi. Getreu seiner Maxime, dass bei Katastrophen Zurückschauen wenig nützt und stattdessen alle Kräfte auf die Rettung in der Zukunft zu richten sind, kommentiert er den ersten konkreten Verdachtsfall von BSE in Italien so: "Seht ihr, wie ich gesagt habe - die Tests funktionieren.
Der Schauplatz und die Umstände waren fast die gleichen wie vor gut zwanzig Jahren, als eine Passagiermaschine vom Typ DC 9 mitten in ein Kriegsmanöver der Amerikaner, Briten und Franzosen mit libyschen Maschinen hineinflog und dabei so beschädigt wurde, dass sie abstürzte - alle 81 Menschen an Bord kamen damals ums Leben. Das Unglück von Ustica wurde damals gezielt von Nato, USA und italienischer Regierung vertuscht.
Die Sicherheitskräfte waren in Kompaniestärke auf dem internationalen Flughafen von Rom aufmarschiert - unklar war allerdings, ob sie den Ankömmling schützen oder nur mal wieder bestaunen wollten: Diego Armando Maradona, 40 Jahre alt, in den achtziger Jahren das Idol des verspielten, genialen Fußballs schlechthin, sollte wieder einmal zur Stätte seiner Erfolge zurückkehren, nach Neapel. Dort, hieß es, solle er sich der derzeit desolaten Mannschaft in einer führenden Stellung annehmen.
Das Verschwinden der Gräfin Vacca Agusta ruft in Italien die wilden Jahre der Schmiergeldrepublik wieder ins Gedächtnis. Die "wahrscheinlichste Erklärung" sei Selbstmord, sagt die federführende Staatanwältin Margherita Ravera, es könne sich allerdings auch um einen Unfall handeln, und auch ein Verbrechen sei nicht ganz auszuschließen.
Mannschaftskapitäne, die in den Kabinen gegnerische Spieler rollstuhlreif prügeln, wie in Como im vergangenen November. Tifosi, die mal schnell über die Schutzgitter klettern, den gegnerischen Torhüter ohrfeigen, wie am vergangenen Wochenende in Catania.
Italiens Regierung bereitet sich auf das Verbot der neofaschistischen "Forza Nuova" ("Neue Kraft") vor: jener Vereinigung, zu der auch jener Andrea Insabato gehört, der vor drei Wochen bei einer Bombenexplosion vor dem Eingang der linken Tageszeitung "il manifesto" schwer verletzt wurde und in den Augen der Ermittler als möglicher Attentäter gilt.Zwar gehen die Meinungen über den Nutzwert eines formellen Verbots auch innerhalb der Mitte-Links-Koalition auseinander, "weil die Gefahr besteht, das die nun alle in den Untergrund verschwinden und nur noch schwerer zu beobachten sind", wie Parlamentspräsident Luciano Violante vermutet, selbst ein ehemaliger Anti-Terrorismus-Ermittler.