Dass Italien weit über alle politischen Konstellationen hinaus in zwei Lager zerfällt, wenn es um Fußball geht, gilt seit mehr als einem Jahrhundert als Eckstein der südländischen Kultur: Man ist entweder für oder gegen Juventus Turin. Zwar hat jeder seinen eigenen Verein, als dessen Fan er sich bekennt, lebenslang.
Werner Raith
Alle freuen sich, alle sind glücklich, es ist, als hätte man jedem einen Porsche geschenkt. "Ein Superlos" sagen auch alle.
Der Name Fernanda Allessandrini ist in Amerika unbekannt. Das allerdings könnte sich bald ändern.
Das Wichtigste nach einer Opernaufführung, hat Italiens legendärer Dirigent Arturo Toscanini einmal gesagt, sei für ihn der Blick nach oben: Der könne Albträume auslösen, aber auch ein Gefühl immenser Befreiung. Biografen haben gerätselt, was der Maestro damit meinte.
Wenn es nach den Fachleuten geht, werden die Rundfunkgebühren von ARD und ZDF doch wie geplant ab 1. Januar 2001 um 3 Mark 33 auf 31 Mark 58 erhöht.
Vier Wochen lang waren Fortunato Di Noto und Alfredo Ormanni die Helden der Nation: Di Noto, der Leiter des Kinderschutzbundes "Arcobaleno", hatte die russische Connection der Internet-Kinderpornographie entdeckt, und Staatsanwalt Ormanni aus Torre Annunziata bei Neapel war es gelungen, sich in die Netze einzuklinken und am Ende über 1700 Strafverfahren einzuleiten; darunter gegen gut 700 Personen im Ausland. Sechs Italiener wurden verhaftet, für drei Russen internationale Haftbefehle erlassen.
Dass er ganze Stadien mit vielen Zehntausenden Menschen beherrschen kann, zeigt er seit über zwanzig Jahren ein ums andere Mal. Und so nahm es nicht wunder, dass Papst Johannes Paul II.
Nach dem vorzeitigen Ende der UMTS-Auktion in Italien will die italienische Regierung Schadenersatz von dem Bieterkonsortium Blu fordern. Der Ausstieg von Blu hatte am Montag zu einem überraschenden Ende der Versteigerung nach nur zwei Tagen geführt und damit die Hoffnung der italienischen Regierung auf Erlöse von über 50 Milliarden Mark zunichte gemacht.
Es war wie ein altbekanntes Über-Kreuz-Spiel innenpolitischer Manöver, gekonntem Intrigenspiel und ökonomischer Schlitzohrigkeit, das am Ende zum massiven Einbruch bei den Versteigerungen der UMTS-Lizenzen in Italien geführt hat. Aber der Vorgang zeigt jenseits des "typisch Italienischen" auch Wechselwirkungen mit der Entwicklung in ganz Europa - und nährt Zweifel über die Zukunft des UMTS-Geschäfts als solches.
Sie hatten wieder einmal das Fell des Bären verteilt, ehe dieser überhaupt erlegt war - kleine und mittlere Unternehmen, junge Famlien sollten damit gefördert werden, Hochwasseropfer Hilfen bekommen, oder auch, wie die Opposition forderte, die Staatsschulden reduziert, das Haushaltsdefizit abgebaut werden. Doch nun stellt sich heraus, dass der Pelz ziemlich klein und dazu auch noch ziemlich räudig ist: an die umgerechnet 50 Milliarden Mark hatte sich Italiens Schatzminister Visco, nach dem astronomischen Einnahmen in Deutschland und England, von der am 19.
Ursprünglich sollte es eine Art "Urwahl" werden - das Parteivolk sagt, wen es als "Kanzlerkandidaten" für die Wahlen im kommenden Frühjahr wünscht. Dann, als sich der gegenwärtige italienische Regierungschef Giuliano Amato verärgert darüber zeigte, dass man ihn einfach übergehen wollte, sollte eine Versammlung von Mandatsträgern der derzeitigen Koalition zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Oberbürgermeister von Rom, Francesco Rutelli, wählen, nachdem dieser von selbst seine Kandidatur angemeldet hatte.
Es ist, als würde ein neuer Papst gewählt: Seit Tagen haben sich Italiens Zeitungen mit Erwartungen an den gestrigen Beginn der Versteigerungen der fünf Lizenzen für das Universal Mobile Telecomunications System, kurz UMTS, überboten. Ein Wirtschaftsfachmann im staatlichen Rundfunk RAI hat aufgrund der Aktienkurse sogar die den einzelnen Teilnehmern zur Verfügung stehenden Finanzmittel ausgerechnet und daraus abgeleitet, wie hoch die einzelnen bieten können, ohne sich zu übernehmen.
So etwas haben die Mitglieder des Technischen Hilfswerks noch nicht erlebt: gewohnt, bei ihrem Eintreffen mit "Gottseidank, die Deutschen sind da", empfangen zu werden, wurden sie stattdessen von geradezu vor Selbstbewusstsein strotzenden Katastrophenhelfern der "Protezione civile" an die Ufer des Po geführt, an die Ränder der Dörfer und zu den Posten an den Straßen und Autobahnen - keinerlei Hektik, alles unter Kontrolle. "Wenn ihr wollt, beim Aufräumen brauchen wir noch Helfer", scherzt einer der Zivilschützer in Mantua.
Hinter der trockenen Zehn-Zeilen-Erklärung steckt möglicherweise ein Skandal: Der römische Staatsanwalt Silverio Piro hat mitgeteilt, dass er gegen den Präsidenten des italienischen Fußballmeisters Lazio Rom, Sergio Cragnotti, und gegen Lazio-Spieler Juan Sebastian Vernon Anklage wegen Urkundenfälschung, Dokumentenerschleichung und Betrugs erhoben hat. Gleiches gilt für Cragnottis beide engsten Berater, einen Syndikus und eine Übersetzerin.
Die Menschen hier, so hat sie einst Giovannino Guareschi beschrieben, zeichnen sich durch besondere Zähigkeit, Hartleibigkeit, Sturheit und gleichzeitig enorme Hilfsbereitschaft und Solidarität selbst mit dem schlimmsten Feind aus; und deshalb hat er seine unsterblichen Helden Don Camillo und Peppone auch hier angesiedelt, in der "Bassa", der Tiefebene des Po, in Brescello. Als hätte sich in dem halben Jahrhundert nichts geändert, haben die Menschen auf der Straße wie im Stadtrat der 5000-Einwohnergemeinde dieser Tage schon mal heftig darüber gestritten, wer denn diesmal Schuld sei, wenn die Flüsse sich wieder in einen reißenden Strom verwandelen, die Uferbefestigung durchreißen und das auch in Normalzeiten tiefer als das Wasserniveau liegende Örtchen verwüsten würde.
Dass es die Italiener im Sport nicht immer so genau nehmen, ist nicht ganz unbekannt. Bei internationalen Reitwettbewerben im eigenen Land starten schon mal deutlich mehr Reiter als zugelassen (natürlich nur versehentlich), Ferrari schummelt um ein paar Millimeter beim Schutzblech seiner Formel-1-Autos und ein eher durchschnittlicher Weitspringer bringt es durch eine "schiefe Messung" zu Weltmeisterschaftsehren.
Der italienische Kassationsgerichtshof hat in letzter Instanz den Wiederaufnahmeantrag der ehemaligen "Lotta-Continua"-Führer Adriano Sofri und Giorgio Pietrostefano im Falle des 1972 ermordeten Polizeikommissars Luigi Calabresi verworfen. Sofri - inzwischen ein angesehener Journalist - und Pietrostefano waren zusammen mit Ovidio Bompressi, der keine Revision mehr eingelegt hat und mittlerweile wegen Krankheit Haftverschonung genießt, nach insgesamt acht Prozessen zu jeweils 22 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
57 Millionen Einwohner zählt Italien, mehr als 34 Millionen Handys sind in Gebrauch. Deutschland, mit fast einem Drittel mehr Bürgern, kommt auf gerade mal 26 Millionen Mobiltelefone.
Mit einer vehementen "Klarstellung" hat Papst Johannes Paul II. während der Heiligsprechungszeremonie von 120 chinesischen Märtyrern am Montag den vor zwei Wochen ausgesandten Rundbief von Kardinal Josef Ratzinger "Dominus Jesus" weitgehend annulliert.
Die Provokation der Öffentlichkeit könnte aggressiver kaum sein: Gerade wieder auf freiem Fuß, hat Viktor Dimitrij Kusnetzow erneut eine Website eingerichtet - und nun schickt er die in Italien zu tausenden beschlagnahmten Bilder und Filme mit sexuellen Handlungen an Kindern gar kostenlos durchs Internet. Obwohl er wegen Herstellung pornografischer Videos bereits zweimal in Haft und nur aufgrund einer allgemeinen Amnestie davongekommen ist, haben die russischen Behörden ihn und zwei weitere Beschuldigte auch nach dem Festnahmeersuchen Italiens nicht in Haft genommen.
Es hätte der größte Schlag gegen die Internet-Pornografie werden können, den Europas Polizeien jemals durchgeführt haben - doch was die italienischen Ermittler in Zusammenarbeit mit ihren Moskauer Kollegen zusammengetragen haben, entfernt sich inzwischen mehr und mehr von der strafrechtlichen Verfolgung und entwickelt sich stattdessen zu einem weitgehend wahlpolitisch genutzten Schlagabtausch der politischen Gruppierungen.Schuld daran hat ausgerechnet das sonst eher bedächtige staatliche Fernsehen RAI: Am Mittwochabend hatten zunächst der dritte und eine Stunde danach auch der erste Kanal einige ekelhafte Auszüge aus den beschlagnahmten Videos ausgestrahlt und einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
Die Schuldigen sind im Gerichtssaal nicht zugegen, sie werden es auch nicht sein - nur ihre Komplizen, die dafür gesorgt haben, dass sie straffrei ausgehen. In Rom hat am Donnerstag der sogenannte "Ustica-Prozess" begonnen: mehr als 20 Jahre nach dem Absturz einer DC-9-Linienmaschine der Fluggesellschaft Itavia soll nun zumindest geklärt werden, wer die Verantwortung dafür trägt, dass die Gerichte jahrzehntelang im Dunkeln tappten, Zeugen eingeschüchtert und manche möglicherweise sogar umgebracht wurden.
Dass sich Silvio Berlusconi und die Familie Agnelli absolut nicht ausstehen können, hat eine lange Tradition - die Turiner Autobauer sehen sich als industrieller Uradel und betrachten den Mailänder Medienunternehmer als eher ungehobelten Emporkömmling. Der sieht das als versnobbte Arroganz an, zeigt aber dennoch mitunter einen ansehnlichen Komplex und lässt nichts unversucht, den Agnellis ihre Geschäfte zu vermasseln.
Schlechte Nachrichten für den soeben zum Spitzenkandidaten der Mitte-Links-Koalition nominierten römischen Oberbürgermeister Francesco Rutelli, der sich derzeit in Sydney beim erfolgreichen Medailleneinsammeln der Italiener sonnt: Umgerechnet 1,3 Millionen Mark soll der Politiker aus eigener Tasche an die Stadt Rom zahlen (und weitere 1,7 Millionen wurden seinen Stellvertretern und einigen Stadträte aufgebrummt). Nach Ansicht des Obersten Rechnungshofes hat die Stadtverwaltung unter Rutellis Führung nämlich in mehreren Fällen externe Berater für städtische Projekte angeworben, obwohl die Tätigkeit auch durch die stadteigenen Behörden durchgeführt hätte werden können.