Das Thema der Zeit nach der Europameisterschaft 2000 sollte für Italiens Fußballer eigentlich schon die Weltmeisterschaft 2002 sein. Deren Gewinn erscheint nach der bravourösen Steigerung der anfangs als erfolglos gesetzten "Azzurri" bis hin zum Endspiel durchaus möglich.
Werner Raith
8000 Seiten umfaßt die Anklageschrift des Ermittlungsrichters Rosario Priore, mehrere hunderttausend Dokumente stehen als Beweismittel zur Verfügung. Doch die Täter in einem der mysteriösesten Kapitel der Luftfahrt werden wohl nie zur Rechenschaft gezogen werden.
Giovanna Melandri zieht den Kopf ein und beteuert, man werde "natürlich nichts übereilt beschließen". Und in jedem Falle, so die 38-jährige Kulturministerin, werde man "eine Lösung finden, die alle zufriedenstellt.
Lange Gesichter bei Roms Moralaposteln: Zum Auftakt der "World Gay Pride" sind die erwarteten Proteste von Bürgern gegen die Anwesenheit von geschätzten 250 000 Lesben und Schwulen ausgeblieben. Dafür aber legten sich nicht wenige Römer mit jenen an, die mit Gegendemos und diffamierenden Schildern Konsens suchten; immerhin hatte die katholische Kirche - vor allem unter Hinweis auf das laufende Heilige Jahr - und eine Reihe von Politikern die Schwulen-Manifestationen mit allen Mitteln zu verhindern gesucht und setzen noch immer alles dran, die geplante Abschlußveranstaltung am 7.
Rom. Italiens Medien sahen es als "eine zufällige, aber schicksalhafte Verknüpfung" an.
Fast zwei Monate hat es gedauert, doch nun scheint ein Damm zu brechen: Seit der Vatikan im April einen Appell des Papstes zur Amnestie von Straftätern in Italien angekündigt hatte, starrten Politiker und Kommentatoren ohne jedes Konzept auf den 9. Juli, das "Heiligjahrfest der Häftlinge".
Überraschende Einstellung auch des letzten Ermittlungsverfahrens gegen den Mailänder Medienunternehmer und derzeitigen Oppositionsführer Silvio Berlusconi: Nach einem über vier Monate währenden Anhörungsverfahren brauchte der zuständige Vorermittlungsrichter gerade mal gute drei Stunden Nachdenken, um die Anklage "wegen offensichtlich mangelnder Begründung" abzuweisen und die Prozesseröffnung abzulehnen.Im vorliegenden Fall war es um den Kauf des größten italienischen Verlagshauses, Mondadori, gegangen: Berlusconi hatte die Verlegerfamilie in einer Nacht- und Nebelaktion bewogen, die in ihrem Besitz befindlichen Aktien an ihn zu verkaufen und so die Gruppe Espresso AG, die bis dahin die relative Mehrheit der Anteilspapiere gehalten hatte, auszuhebeln.
Na, wenn das keine Leistung ist: dreizehn Zentimeter. Um diese Spanne weniger als vordem neigt sich eine der größten Attraktionen Europas: der Schiefe Turm von Pisa.
Große Aufregung in Italien nach dem Interview des österreichischen Rechtsaußen Jörg Haider im Tagesspiegel vom vergangenen Wochenende: "Er will unbedingt die Südtirol-Frage neu eröffnen", murrt der "Corriere della sera" ob Haiders Statement über die "Selbstbestimmung der Alpenregion", und "la Repubblica" gibt die Essenz von Haiders Worten so wieder: "Der Süden beutet Europa aus."Regierungssprecher äußern sich irritiert - weniger der starken Sprüche Haiders wegen, als wegen der immer stärkeren Resonanz des sonst fast überall gemiedenen FPÖ-Mannes in Italien.
Gesucht wird: ein charismatischer Bürger, um die 50, politisch möglichst unbelastet, gerne mit guten Kenntnissen über Italiens Wirtschaft und Finanzen, gut gelitten in der katholischen Mitte, aber auch von der Linken akzeptiert, mit originellen Ideen für den Wahlkampf, um den scheinbar unaufhaltsam voranstürmenden Oppositionsführer Silvio Berlusconi doch noch zu besiegen. Ansonsten sollte der Kandidat aber auch wieder von der Sorte sein, die man schnell wieder loswerden kann, ohne größere Verwerfungen zu provozieren.
Nach mehreren Indiskretionen in der Presse hat der Chef der italienischen Antimafia-Behörde, Pierluigi Vigna, jetzt bestätigt, dass "einige der wichtigsten Mafia-Bosse in den Hochsicherheitstrakten" eine "ernst zu nehmende Absicht gezeigt haben, einen Schlussstrich unter ihre Zugehörigkeit zur Cosa Nostra zu ziehen". Dafür wurden ihnen Hafterleichterungen und Verkürzung von Haftzeiten zugesichert.
Spektakuläre Ergebnisse, das wusste man schon vorher, waren von der gestern beendeten Visite Wladimir Putins in Italien, der ersten im Ausland seit seiner Amtseinführung als neuer russischen Präsident, nicht zu erwarten. Dass es dennoch wichtige Resultate gab, wird derzeit noch lieber hinter vorgehaltener Hand kolportiert und schon gar nicht in Comuniques mitgeteilt.
Ein "Kunterbunt der Ethnien, Kulturen, Religionen" hatten die Organisatoren in Sankt Peter angekündigt, "eine einige Versammlung von Menschen mit ähnlichen, traurigen Schicksalen". Der Papst "werde ihnen nicht nur Trost und Mitgefühl spenden", sondern auch jene, "die die Macht und den Reichtum dazu haben, um mehr Großzügigkeit bitten": Zum "Heiligen Jahr der Immigranten" sind seit dem 1.
Mit einem neuen Urteil in Sachen Sexualdelikte hat Italiens Oberstes Gericht, die Kassation, eine heftige Debatte ausgelöst: Danach darf, wer Pornofotos Minderjähriger herstellt, nicht wegen Ausbeutung der Kinder oder Jugendlichen belangt werden, wenn er keine Gewinnabsichten dabei verfolgt. Im konkreten Fall war ein pädophiler Lehrer, der Nacktfotos seiner Nachhilfeschüler hergestellt hatte, in den unteren Instanzen zwar wegen sexueller Belästigung Minderjähriger verurteilt worden, nicht aber wegen des weitergehenden Delikts der Ausbeutung Minderjähriger zur Pornographie, das in Italien mit zehn Jahren Gefängnis bestraft wird.
Die Auseinandersetzung um das internationale Treffen von Schwulen und Lesben in Rom geht weiter: Obwohl die Veranstalter bereits große Zugeständnisse gemacht haben und ihren "World Gay Pride" vom usprünglichen Termin im Juni auf Juli verlegt haben, um den Eucharistischen Weltkongreß nicht zu stören, hat nun Roms Oberbürgermeister Francesco Rutelli dem Treffen unvermittelt das Patronat der Stadt entzogen. Mit dem Patronat war eine Zusammenarbeit der Stadt mit den Organisatoren des Homosexuellen-Festes verbunden.
Silvio Berlusconi reklamiert zu Recht den Erfolg gegen die Volksabstimmungen am vergangen Sonntag als seinen "persönlichen Sieg". Freilich sind Zweifel angebracht, ob es ein Sieg über die Anträge selbst war: Offenbar ist ein Großteil der Italiener den Urnen ferngeblieben, ohne zu erkennen, wie wichtig einige der Referenden auch für sie selbst sind, etwa jenes gegen willkürliche Entlassungen in Kleinbetrieben.
Mit einer totalen Pleite für die Initiatoren und Befürworter endeten am vergangenen Sonntag in Italien die Abstimmungen über sieben Referenden, bei denen es auch um die Einführung des reinen Mehrheitswahlrechts ging. Zwar überwog nach Auszählung der Stimmen in sechs der Anträge das "Ja".
Es sollte im Grunde aussehen wie ein ganz normaler Arbeitstag, einer freilich, der im Heiligen Jahr dann doch größer, feierlicher, programmatischer war als sonst: Auf seinen 80. Geburtstag hatte Johannes Paul II.
Der Papst besuchte fast 100 Länder und erschütterte so manches RegimeWerner Raith Die Legenden um ihn sind bereits Legion, die Witze über ihn auch - der treffendste wohl der: Was ist der Unterschied zwischen Johannes Paul II. und dem lieben Gott?
Giuseppe Pisanu, Fraktionschef von "Forza Italia", hob die Hände zum Himmel. "Herr Präsident", tremolierte er während der Sitzung des römischen Senats am Dienstagabend, "ich habe eine epochale Mitteilung zu machen.
Am Anfang hatte niemand dem Vorhaben auch nur die geringste Chance gegeben: Römer, allgemein: Italiener landauf landab, die am Sonntag ihr Auto stehen lassen und zu Fuß durch die Innenstädte bummeln. Mehrere frühere Versuche waren gescheitert, zu viele Ausreden gab es, doch noch irgendwohin zu gondeln.
Noch keine drei Wochen im Amt, steht die neue italienische Regierung unter Ministerpräsident Giuliano Amato vor einem kaum überwindbaren Hindernis. Der für den Erhalt der Mehrheit notwendige kleinere Partner der Republikanischen Union (Udeur) hat mit dem Verlassen der Koalition gedroht, wenn Regierungschef Amato die für die Referenden am 21.
"Der Mann", schwärmt der sonst eher dröge "Corriere della sera", "hat zumindest Humor." Denn mit welcher Phantasie er an die "Lösung" einer sonst in Italien eher mit den Fäusten oder gar mit der Pistole ausgetragenen "Ehrverletzung" herangegangen ist, "heische großen Respekt".
Die Geschichte will kein Ende nehmen: Italiens noch immer nicht fertiger Superflugplatz "Malpensa 2000" im Nordwesten von Mailand entwickelt sich immer mehr zum Skandalobjekt. Nachdem vor einer Woche die niederländische KLM die für Anfang Mai vorgesehene Fusion mit der Alitalia aufgekündigt und die umgerechnet 200 Millionen Mark Vorschuß für den Bau des Flughafens zurückgefordert hat, steht nun die Deutsche Lufthansa in dubiosem Licht da.