Mit einer völlig überraschenden Erklärung während einer mitternächtlichen Fernsehsendung hat Italiens Ministerpräsident Giuliano Amato (64) das Rennen um die "Kanzlerkandidatur" der Mitte-Links-Koalition beendet: Er schlage seinem Bündnis vor, sich auf seinen Konkurrenten, den römischen Oberbürgermeister Francesco Rutelli, zu einigen - und gleichzeitig ein klares Bekenntnis zu der bis 2001 amtierenden Regierung abzugeben. Rutelli (46), der derzeit bei den Olympischen Spielen in Sydney weilt, zeigte sich von dem Vorschlag "aufs Höchste geehrt"; die Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen stießen lange Seufzer der Erleichterung aus: Das Gerangel der beiden Prätendenten war drauf und dran, der linken Mitte auch noch die letzte Hoffnung auf einen Wahlsieg zu rauben.
Werner Raith
Für Bürgermeister Pippo Cipriani ist es "ein Erfolg, von dem noch vor wenigen Jahren niemand auch nur zu träumen gewagt hätte". Die Tageszeitung "La Repubblica" feiert eine "epochale Wende, das Ende einer jahrzehntelangen albtraumhaften Herrschaft", und Italiens bekanntester Mafia-Experte Pino Arlacchi, mittlerweile Generaldirektor für den Kampf gegen die Organisierte Kriminalität bei den Vereinten Nationen, sieht seine These bestätigt, "dass man die Cosa Nostra sehr wohl in die Knie zwingen kann": Ausgerechnet in Corleone, 12.
Zu einem politischen Schlagabtausch wächst sich die Debatte um den zunehmenden Antisemitismus in Italien aus. Längst ist der eigentliche Vorgang, der jüngste Angriff dreier Skinheads auf einen Religionslehrer jüdischer Herkunft in Verona, in den Hintergrund gerückt: im Zentrum der Polemiken stehen inzwischen vor allem einige rechtsgerichtete Politiker und auch religiöse Kreise, die in ihren Kommentaren wenig Sensibilität gezeigt hatten.
Noch rätseln die Auguren rund um den Vatikan: Wie genau werden die Gewichte zwischen den verschiedenen Fraktionen der zur Papstwahl berechtigten Kardinäle nach den neuen Beförderungen am Heiligen Stuhl aussehen? Doch da sind die ersten Aspiranten bereits aus den Startlöchern geprescht.
Es sind keine guten Nachrichten aus der Entbindungsklinik von Niguarda di Milano: zwei der Achtlinge der Familie Pirrera, deren Geburt die Nation bereits seit zwei Wochen entgegenfiebert, sind am Sonntag und Montag kurz nach der per Kaiserschnitt durchgeführten Geburt gestorben, Angelo und Cristina. Aber auch die anderen sechs, Rosa Maria, Girolamo, Marta, Connie und die bereits vor vier beziehungsweise zwei Tagen auf natürliche Weise zur Welt gekommenen Margherita und Michele müssen noch erhebliches Glück haben, um durchzukommen: mit 25 Wochen und zwei Tagen ist diese Schwangerschaft, zumindest für Mehrlinge, nach Angabe der Ärzte, bisher Kürze-Rekord: Deshalb hatten die Ärzte sich nach der Geburt des ersten Babys auch entschlossen, nicht gleich alle auf einmal ans Licht zu holen, um die unterentwickelten Körper so lange wie möglich durch den Mutterleib ernähren zu lassen.
Mit einem Referendum will die Regierung der Lombardei, geführt von einer Koalition aus der Forza Italia von Silvio Berlusconi, den ehemaligen Neofaschisten aus der Nationalen Allianz und der fremdenfeindlichen Liga Nord, die so genannte "Devolution" durchsetzen - die Übertragung wichtiger Kompetenzen der römische Zentral-Regierung auf die insgesamt 20 Regionen. So soll das Gesundheits- und das Schulwesen künftig ausschließlich von den regionalen Administrationen geregelt werden.
Zunächst, sagt Italiens Ministerin für soziale Solidarität, Livio Turco, habe sie das Ganze "schlichtweg für eine verspätete Sommerloch-Ente" gehalten. Mittlerweile aber bereite ihr die Sache "mächtige Kopfschmerzen": In einem Hirtenbrief hat der Erzbischof von Bologna, Giacomo Biffi, sein Spezialrezept in Sachen Immigration verkündet.
Kaum Hupkonzerte, eine vergleichsweise ruhig dahinziehende Blechkolonne in Richtung Autobahn und eine fast gespenstische Ruhe im Fahrerlager. Monza 2000: Der 71.
Die Staatsstraße 106 "Ionica" ist so etwas wie der touristische "Schnupperpfad" des östlichen Kalabrien: Über die alten Griechenkolonien Metapont und Sibari führt sie vorbei an der Meerburg von Le Castella und den Tempelresten von Capo Colonna, dann geht es hinab ganz in den Süden zur "Yasmin-Küste", wo es im Frühjahr so benebelnd duftet. Immer wieder überquert die Straße ausgetrocknete Flüsse, und nicht selten sieht man dort, inmitten der grellweißen Steinlandschaften, Spielplätze, Wohnwagen oder auch schon mal kleine Bungalows.
Nur wenige Minuten, nachdem die Polizei von Treviso einem 25-Jährigen nach dem Sexualverkehr mit einer moldauischen Prostituierten eine Anzeige wegen "Förderung der Prostitution" angekündigt und sein Auto beschlagnahmt hatte, erhängte sich der Mann auf einem Grundstück neben seiner Wohnung. Der Mann aus gutem Hause hatte nicht den Mut, danach seiner Familie und seiner Braut gegenüberzutreten.
Signora Maria hat sie "leibhaftig gesehen: sie waren groß wie Katzen", ihre Nachbarin Marta hat sogar "wütende Überfälle auf Schäferhunde" miterlebt, und ein paar Mädchen nahe dem Vicolo Della Spera behaupten, nur durch "halsbrecherische Flucht über den Balkon des ersten Stocks" seien sie dem sicheren Tod entkommen: ganze Schwadronen riesiger Mäuse und Ratten seien plötzlich über sie gekommen.Panik in Siziliens Hauptstadt: Vergangenes Wochenende hatte es Mäuse von den Dächern des Zentrums geregnet.
Das Schlimmste, sagt Giancarlo Nutarelli, das Schlimmste an diesem Tag sei der Blick "in die Augen dieser Menschen", die Angst, dass diese in sich "eine unglaubliche Wut, zumindest aber eine unüberwindbare Abneigung gegen meinen Namen nähren könnten - und es wäre ja auch verständlich". Giancarlos Bruder Ivo Nutarelli war derjenige, der vor 12 Jahren durch einen angeblichen "Pilotenfehler" das Desaster von Ramstein ausgelöst hat - mindestens 70 Menschen waren beim Absturz der italienischen Kunstflugstaffel "Frecce tricolori" umgekommen.
Überraschende Wende in der italienischen Politik: Seit Monaten hatte es eher so geschienen, als habe sich die italienische Mitte-Links-Koalition bereits in eine Niederlage bei den für Frühjahr 2001 vorgesehenen Parlamentswahlen geschickt. Nun mehren sich die Anzeichen für die Bildung einer breiten Front gegen den Führer der Rechtsopposition Silvio Berlusconi.
Das DIN-A-4-Blatt, das da an einem schönen Junimorgen 1991 im Briefkasten lag, trug den dicken Stempel "RISERVATISSIMO", streng geheim, trug den Briefkopf des italienischen Verteidigungsministeriums - und enthielt, mit Stempel und Unterschrift, unter dem Datum des 25. Mai 1988, nichts Geringeres als einen Mordbefehl: der Pilot mit der Matrikelnummer 32053 solle bei der anstehenden Luftfahrtshow in Ramstein "den sicheren Tod" finden.
Wie sie es auch machen, es ist immer falsch. Da hatten Italiens Sportler jahrelang der Zeit getrotzt und sich als Hort konservativer, möglichst keuscher Ideologien gesehen, und ernteten dafür Hohn und Spott.
"Memento mori" flüsterte im antiken Rom ein robuster Sklave dem im Triumph in die Stadt einziehenden Feldherrn zu, um ihm mögliche Allmachtsgelüste zu nehmen: Gedenke, dass du ein Sterblicher bist. Der Triumphator, der heute in Rimini vor mehreren hunderttausend Teilnehmern beim Treffen des katholischen Laienverbandes "Comunione e liberazione" einziehen wird, heißt Silvio Berlusconi.
Eigentlich war es eine Art Mea culpa, ein Schuldeingeständnis nach dem Muster von Papst Johannes Paul II., das Ministerpräsident Giuliano Amato am 2.
Gemessen an anderen Medien-Riesen ist der in Italien soeben bekanntgegebene Zusammenschluss der TV-Sender von Telemontecarlo (TMC) mit dem Gelbe-Seiten-Konzern SEAT, dem Internet-Anbieter Tin.it und der Filmproduktions- und -handelsfirma Cecchi Gori ein Winzling.
Das war eine böse Überraschung für sieben Kunden einiger Prostituierten im mittelitalienischen Perugia. Gerade als sie begonnen hatten, sich zu vergnügen, klopften Polizisten an ihre Fensterscheiben.
Es schien zuerst nicht viel mehr als ein typisches Sommerloch-Thema, doch unversehens entwickelt sich nun in Italien eine hitzige Debatte auch unter hochrangigen Partei- und Regierungsvertretern: Ob man angesichts der ungebrochenen Anlandungen illegaler Zuwanderer nicht das eine oder andere Flüchtlingsboot einfach versenken solle. Schon vor einem Jahr war der Sekretär des Christlich-Demokratischen Zentrums, Pierferdinando Casini, mit diesem wenig christlichen Vorschlag hervorgetreten, hatte sich damals aber allseits und besonders vom Vatikan harte Abfuhren eingehandelt.
Der Gesetzentwurf bruzzelt bereits seit drei Jahren in den Ausschüssen, nun soll es, gut ein dreiviertel Jahr vor den nächsten Parlamentswahlen, doch noch ernst damit werden: Italiens Koalition will nun doch noch die Frage des Interessenskonflikts zwischen wirtschaftlicher Macht und politischen Ämtern lösen. Vom heutigen Dienstag an wird der Senat der Republik die einzelnen Zusatzanträge zur Regierungsvorlage diskutieren, und dabei soll sich vor allem herausstellen, ob am Ende doch noch mit einer konstruktiven Mitwirkung der Opposition zu rechnen ist.
Auf nahezu einhellige Ablehnung ist die Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Jesolo östlich von Venedig an Österreichs Rechtsaußen Jörg Haider gestoßen. In einer Fragestunde des Parlaments erklärte Ministerpräsident Giuliano Amato, dass es sich hierbei "um einen äußerst schwerwiegenden Vorgang" handle, der innerhalb des gesamten Vereinten Europas ein schlechtes Beispiel setze.
Umberto Carnevale, 75, weiß, wovon er redet: der Universitätsprofessor ist Experte für Lungenkrebs und hat in seinem Leben "tausende von Menschen operiert, die an den Folgen dieses säkularen Übels leiden - oft leider vergeblich". Auch Marco Pannella, 70, weiß, worum es geht - der Kettenraucher ist einer jener gut Hundertausend Patienten mit Lungenkrebs, die alljährlich in Italien unters Messer müssen.
Das "Komitee für die Rechte von Prostituierten" ist begeistert, der Hausfrauenverband redet von einem "großen Fortschritt", die Nichte des früheren Diktators Mussolini, Alessandra, hat ihre volle Unterstützung angekündigt. Doch dagegen steht die Phalanx derer, die wieder einmal den Untergang des Abendlandes voraussehen, von Ex-Innenministerin Russo Jervolino aus der Regierungskoalition über Maurizio Lupi von Berlusconis Forza Italia bis zur früheren erzkatholischen Parlamentspräsidentin Irene Pivetti: Mit der Ankündigung, die seit Jahrzehnten immer wieder verschobene Neuregelung der Prostitution in den nächsten Wochen durchzuziehen, hat Sozialministerin Livia Turco in ein Wespennest gestochen.